ODDO BHF – „Auf Macron warten bei seinem Staatsbesuch in Deutschland drängende Themen“

Verfasst von: Prof. Dr. Jan Viebig CIO ODDO BHF SE
Investment View

Im aktuellen weltpolitischen Umfeld ist eine enge Verbindung zwischen Frankreich und Deutschland wichtiger denn je.

28.05.2024 | 07:42 Uhr

Europa hatte immer dann eine starke Stimme im Kreis der Weltmächte, wenn die beiden Länder zusammenstanden. Vor diesem Hintergrund fällt dem Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Deutschland eine besondere Bedeutung zu.

Drei Tage lang, vom 26. bis zum 28. Mai, werden Macron und seine Frau Brigitte Macron in Deutschland sein. Es ist der erste offizielle Staatsbesuch eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren. Allein schon aus diesem Grund kommt dem Besuch eine besondere Rolle zwischen den beiden Ländern zu. Den ersten Tag werden Macron und seine Frau in Berlin verbringen, den zweiten und dritten Tag in Dresden und Münster. Dass der französische Präsident an den Feiern zum 75. Jahrestag des Grundgesetzes teilnimmt, ist auch als politische Geste gemeint.

Abseits des Protokolls warten drängende Themen auf Macron und die deutschen Regierungsvertreter. Neben den vielen geopolitischen Herausforderungen, mit denen die Welt aktuell konfrontiert ist, liegen auch wichtige wirtschaftliche Themen auf dem Tisch.

Da wären zunächst die Dossiers, bei denen es um Europas Stellung in der Welt geht. Die EU muss darauf achten, nicht die Leidtragende im Zollstreit zwischen den USA und China zu werden. Die US-Regierung hatte jüngst die Einfuhrzölle für chinesische E-Autos von 25 Prozent auf 100 Prozent vervierfacht. Umso mehr drängen die chinesischen Hersteller auf den europäischen Markt. Hier gilt es politisch, eine gute Balance zwischen dem Schutz der europäischen Hersteller sowie den Produktionsstandorten und dem Nutzen freier Handelsbeziehungen zu finden.

Doch auch im innereuropäischen Raum warten wichtige Dossiers auf Macron in Berlin. Angesichts der weitreichenden technologischen Umbrüche in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Energie oder auch Gesundheit muss Europa seine Ressourcen effizienter in Investitionen in zukunftsweisende Geschäftsmodelle lenken. Die Ersparnisse der Anleger müssen leichter in vielversprechende Unternehmen fließen können. Dazu ist eine Stärkung der europäischen Kapitalmärkte notwendig. Auf rund 32 Billionen Euro belaufen sich die Ersparnisse der Europäer. Nur rund 15 Prozent davon sind in Aktien angelegt. In den USA dagegen machen Aktien 45 Prozent der Ersparnisse der Privathaushalte aus. Europa muss stärkere Anreize setzen, damit mehr privates Kapital in die Aktienmärkte, Private Equity und andere Formen der Beteiligung an Unternehmen fließt.

Dazu ist es unerlässlich, die Europäische Kapitalmarktunion voranzubringen. Ein einheitlicher europäischer Kapitalmarkt wird europaweit das Angebot von Kapital – die Ersparnisse der Anleger – und die Nachfrage nach Kapital – die Investitionen der Unternehmen – effizienter zusammenführen. Das Projekt klingt abstrakt, ist jedoch für die Zukunft Europas nicht weniger wichtig als die Schaffung des europäischen Binnenmarktes vor rund 40 Jahren.

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