Im Jahr 2024 können Inflation, Rezession, Wahlen und geopolitische Risiken allesamt potenzielle Auslöser für Verwerfungen auf dem Aktienmarkt sein.
Portfolio

Columbia Threadneedle: Bei erhöhten makroökonomischen Risiken muss die Titelauswahl stimmen

Viele makroökonomische Faktoren werden 2024 für Volatilität bei Aktien sorgen. Um erfolgreich zu sein, müssen Anleger ein widerstandsfähiges Portfolio pflegen.

13.12.2023 | 07:13 Uhr

Im Jahr 2024 können Inflation, Rezession, Wahlen und geopolitische Risiken allesamt potenzielle Auslöser für Verwerfungen auf dem

Aktienmarkt sein. Statt in einem solchen Umfeld auf Wachstum oder Substanz, Large Caps oder Small Caps zu setzen, führt der Weg zum Erfolg im Jahr 2024 aus unserer Sicht über das Verwalten eines Portfolios, das trotz dieser makroökonomischen Herausforderungen Alpha generieren kann. Aus folgenden Gründen fokussieren wir uns auf Fundamentaldaten:

Für längere Zeit höhere Zinsen werden klarere Gewinner und Verlierer hervorbringen

In den USA scheinen die Zinsanhebungen der Fed auf einem Plateau angekommen zu sein. Doch angesichts einer hartnäckigen Inflation und bei relativ starkem Arbeitsmarkt und solidem Wachstum könnte die Fed eine längere Pause einlegen als erwartet. Die anhaltenden Bemühungen, die Inflation in Schach zu halten, wirken sich unmittelbar auf Unternehmen aus.

Erstens besteht ein erheblicher Einfluss auf die Nachfrage, da
Verbraucher, die ihre Ersparnisse aufgebraucht haben, die höheren Kreditkosten zu spüren bekommen. Dies wird sich nicht nur auf die Unternehmen der zyklischen Konsumgüterindustrie auswirken.

Zweitens bleiben die Kosten der Geschäftstätigkeit auf hohem Niveau. Höhere Kreditkosten werden besonders für kleinere Unternehmen, die auf kurzfristige Finanzierungen ihrer Geschäftstätigkeit angewiesen sind, eine Herausforderung sei.

Und drittens wird sich die Preissetzungsmacht, die bei vielen Unternehmen für hohe Gewinne sorgt, wahrscheinlich abschwächen, da es den Unternehmen schwerer fallen wird, ihre höheren Kosten auf den Verbraucher abzuwälzen.

Die Preisgestaltungsmacht, die die Gewinne Gewinne für viele Unternehmen hochgehalten hat, wird wahrscheinlich schwächer werden

Wir meinen, dass das größte Risiko für die Märkte darin besteht, dass Anleger das potenzielle Ausmaß eines Konjunkturabschwungs unterschätzen. Dass es gelingt, bei der derzeit gut laufenden Wirtschaft ohne eine (möglicherweise schwere) Rezession auf das Inflationsziel der Fed von 2% zurückzukehren, ist momentan eher unwahrscheinlich. Angesichts dieses Drucks ist es beim Trennen der Gewinner von den Verlierern von entscheidender Bedeutung, Unternehmen zu finden, die solide Bilanzen haben und mehrere Wachstumstreiber vorweisen können, nicht nur Kostensenkungen (Abbildung 1).


Abbildung 1: An makroökonomischen Triebkräften mangelt es 2024 nicht
Abbildung 1: An makroökonomischen Triebkräften mangelt es 2024 nicht


Die Performance des US-Marktes wird sich über die führenden Technologiewerte hinaus ausweiten

Eine Handvoll von Technologie-Überfliegern sorgte 2023 für den größten Teil der Renditen des S&P, was durch übermäßig optimistische Träume von einem bevorstehenden durch KI ermöglichten Paradies angetrieben wurde. Wir glauben, dass künstliche Intelligenz das Potenzial hat, eine Transformationskraft für Wachstum auch für die Wirtschaft in ihrer Breite zu sein, nicht nur für den Technologiesektor. Wir sind aber auch der Meinung, dass die Zeitvorstellungen des Marktes unrealistisch sind. Aus unserer Sicht wird es bis dahin wahrscheinlich noch drei bis fünf Jahre dauern und nicht 12 bis 24 Monate, die in diesem Jahr bei einer kleinen Gruppe von Unternehmen eingepreist wurden.

Die Konzentration der Performance im Jahr 2023 hat Gelegenheiten für Research-orientierte Anleger geschaffen, da der Pool von Unternehmen im Technologiesektor und auch in andere Sektoren, die vom Markt wahrscheinlich übersehen wurden, größer ist. Wenn das Wachstum zurückkehrt, werden wir es mit einem weniger monolithischen Markt zu tun haben, auf dem die Chancen breiter gestreut sind.

In einer Welt, in der die Inflation wahrscheinlich höher sein wird, brauchen die Anleger Kapitalzuwachs zusammen mit Einkommen langfristigen Ziele zu erreichen

Wie sieht es andernorts aus?

Im Vorfeld eines potenziellen Abschwungs erkennen wir auch Chancen, um strategische Allokationen außerhalb der USA aufzustocken, insbesondere in den Schwellenländern und bei Small Caps – Bereiche, in denen Anleger nach unserer Einschätzung eine zu geringe Allokation haben. Small Caps sind zurzeit günstig zu haben und das aus gutem Grund, denn in einer Rezession hätten sie als erste zu leiden. Doch unseres Erachtens bieten sich gute Gelegenheiten für die Titelauswahl, sowohl bei Wachstums- als auch bei Substanzwerten unter den Small Caps. Mittlerweile sind die Bewertungen in Europa, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, attraktiver als in den USA, aber die Aktien könnten anfälliger für makroökonomische Faktoren und Zinsen sein. Auch hier ist eine sorgfältige Titelauswahl von entscheidender Bedeutung.

Wenn Anleger ihre Barmittelallokation umschichten wollen, werden sie Titel mit Dividendenwachstum brauchen

Renditen von Barmitteln und Geldmarktinstrumenten liegen auf 15-Jahres-Hochs, und Anleger haben sich scharenweise in diese Instrumente gestürzt. Doch in einer Welt, in der die Inflation wahrscheinlich strukturell höher bleiben wird, werden Anleger neben Erträgen auch Kapitalzuwachs brauchen, um ihre langfristigen Ziele zu erreichen. Barmittel bieten momentan mitunter eine überzeugende Rendite, die aber sinken wird, wenn die Zentralbanken letztendlich die Zinsen senken.

Dividendentitel können diese Erträge hingegen ersetzen und zugleich Kapitalzuwachs bieten. Doch eine Dividenden ausschüttende Aktie ist nicht wie die andere. Titel mit Dividendenwachstum zu finden, die eine Bilanz haben, die auch bei höherer Volatilität Dividendenzahlungen zulässt, ist für nachhaltige Erträge unverzichtbar.

Abbildung 2: Qualitätsunternehmen zu finden, kann zur Outperformance in Rezessionen beitragen
Abbildung 2: Qualitätsunternehmen zu finden, kann zur Outperformance in Rezessionen beitragen
Abbildung 2: Qualitätsunternehmen zu finden, kann zur Outperformance in Rezessionen beitragen

Fazit

Im kommenden Jahr steht Anlegern eine holprige Wegstrecke bevor, aber wir betrachten Aktien als langfristige, strategische Positionen. Ohne aktive, Research-basierte Entscheidungen, Unternehmen über- und unterzugewichten, können Anleger sicher sein, dass sie die gleichen Verluste eines Index wie des S&P 500 verbuchen werden.

Auch wenn Anleger nicht meinen, dass sie ihre Aktienallokation im kommenden Jahr aufstocken sollten, sollten sie nicht bei kurzfristiger Volatilität verkaufen. Wenn die Märkte fallen, werden Anleger, die sich auf Unternehmen mit guten Fundamentaldaten konzentrieren, Gelegenheit haben, ihre langfristigen strategischen Positionen aufzustocken.

Nächstes Jahr könnte ein holpriger für die Anleger sein, aber wir sehen Aktien als langfristige strategische Anlagen

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