„It´s not how you start, but it´s how you finish.“ Michael Phelps, Schwimmer und erfolgreichster Olympia-Teilnehmer aller Zeiten.
09.04.2021 | 07:31 Uhr
Börse ist Marathon, kein Sprint. Eine vermeintlich gute
Investmententscheidung allein entscheidet nicht darüber, ob man am Ende
das Ziel erreicht. Unser Portfolio hingegen hat über eine respektable Distanz seine Qualität eindrücklich unter Beweis gestellt. Mit dem Paladin ONE
konnten wir auch im Jahr 2020 eine deutlich zweistellige Performance
verbuchen und sind für diese herausfordernde Zwischenetappe erneut
ausgezeichnet worden. Beim Deutschen Fondspreis stehen wir zum wiederholten Male auf dem Siegertreppchenund konnten zudem das Fondsvolumen auf aktuell 256 Mio. Euro steigern.
Und auch in diesem Jahr sind wir vom Start weg gut dabei. Unser Fonds Paladin ONE konnte das erste Quartal mit einem Plus von 5,27% (Stand 01. April 2021) abschließen.
Ausnahmsweise hat uns der DAX auf den ersten Metern ordentlich
abgehängt und zeigt im laufenden Jahr nach einem Zwischenspurt einen
Vorsprung von 4,58 Prozent. Um jedoch im Bild zu bleiben: auf die lange
Distanz betrachtet (und nur die zählt), muss sich der DAX jedoch
gewaltig strecken, um uns noch einzuholen (Performance seit Anfang 2015:
Paladin ONE +125,52%, DAX +54,71%).
Die starken Bewegungen an den Märkten
sorgen auch für Veränderungen im Portfolio unseres Fonds. So haben wir
beispielsweise unsere Beteiligung an der schwedischen TOBII, dem
Marktführer für eye tracking-Lösungen, veräußert. Das Unternehmen hat
eine fantastische Technologie, die beispielsweise Menschen mit
Behinderungen hilft, mit ihrer Umwelt zu interagieren. Für Betroffene
ist das eine erhebliche Steigerung ihrer Lebensqualität. Vor diesem
Hintergrund erscheint es uns absolut unverständlich, dass Menschen mit
Handicap – auch im deutschen Gesundheitssystem – kämpfen müssen, um
diese Technologie nutzen zu können. Mehr als genug Gründe also, dieses
innovative Unternehmen im Detail vorzustellen – wenn uns der
Kapitalmarkt nicht zuvorgekommen wäre. Nachdem die Gewinnschwelle in
greifbare Nähe rückte, ging der Aktienkurs zuletzt sprunghaft nach oben.
Aus Bewertungssicht konnten wir ein weiteres Festhalten an dieser
Position nur schwerlich rechtfertigen und veräußerten die Aktie mit
einem satten Plus für unsere Investoren. Damit reiht sich das
Unternehmen in die Reihe von uns geschätzter Gesellschaften wie Westwing, Shop Apotheke und Zur Rose
ein. Auch hier waren wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge
gezwungen, uns nach unserem Verständnis zu starken Kurszuwächsen
frühzeitig zu trennen.
Deshalb stellen wir in diesem Investorenbrief mit der Aareal Bank einen echten Neuzugang im Portfolio vor. Nachdem die Bank unter den TOP 10 Positionen unseres Fondsreportings auftauchte, meldete sich umgehend ein langjähriger Investor des Paladin ONE und äußerte sein Erstaunen: „Eine Bank? Das ist doch total untypisch für Euch!“ Recht hat er! In der Regel wenig transparente Bilanzen, eine Vielzahl derivativer Instrumente, komplexe aufsichtsrechtliche Kapitalanforderungen, kaum greifbare Cashflows. Zudem ein Denken in Buchwerten und Jahresüberschüssen auf Vorstandsebene. Das sind nur einige Gründe, warum Banken auf unserer Beliebtheitsskala ganz weit unten rangieren. Aber die Aareal Bank ist eben mehr als eine normale Bank.
Die Aktie der Aareal Bank gehörte im letztjährigen COVID-19 Crash zu den großen Verlierern. Die Kurserholung fiel seither weitestgehend moderat aus – trotz des überaus freundlichen Börsenumfelds. Auf den ersten Blick erscheint das wenig überraschend. Ist die Bank mit ihrem Kreditbuch doch stark in den Sektoren Einzelhandel und Hotels vertreten und damit in zwei Bereichen, die unter jedem zusätzlichen Lockdown-Tag ächzen. Und bei einer Pandemie verpufft auch jede risikomindernde Wirkung einer regionalen Diversifikation.
Gleichzeitig wurde zunehmend eine spannende Entwicklung abseits des eigentlichen Bankgeschäfts sichtbar. So war zwar über Jahre hinweg bekannt, dass sich innerhalb des Bank-Segments Consulting/Dienstleistungen ein IT-Dienstleister entwickelt, der zunehmend unabhängig am Markt agierte. Zusammen mit weiteren Aktivitäten gab dieses Segment allerdings über Jahre hinweg ein in Summe durchwachsenes Zahlenbild ab. Kontinuierlich negative Segmentergebnisse ließen kaum die Herleitung eines positiven Beitrags zum Unternehmenswert der Bank zu. Von außen betrachtet wirkte es so, als dienten diese Aktivitäten lediglich dem eigentlichen Bankgeschäft – den strukturierten Immobilienfinanzierungen – ohne für sich genommen einen echten Wert zu haben:
Anfang 2020 stellte die Aareal Bank die
Segmentberichterstattung um. Im ersten Quartalsbericht des Jahres
berichtete die Bank dadurch erstmals separat über das neue Segment und
damit isoliert über den IT-Dienstleister Aareon. Dieser bezeichnet sich
selbst als Beratungs- und Systemhaus für die europäische
Immobilienwirtschaft und als „Nr.1-Anbieter für ERP-Systeme und digitale
Lösungen für die institutionelle Wohnungswirtschaft“. (ERP steht für
Enterprise Resource Planing. ERP-Systeme sind umfassende Programme zur
Unterstützung und Steuerung verschiedener Unternehmensprozesse und
-ressourcen.) Aareon-Kunden verwalten insgesamt >10 Mio. (Wohn-)
Einheiten.
Jeder darauffolgende Quartalsbericht steuerte ein weiteres Aareon-Puzzleteil bei (und für den entsprechenden Vorjahreszeitraum durch die Darstellung angepasster Vorjahreswerte gleich mit). Mit den vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal liegen nunmehr erstmals zwei volle Aareon-Geschäftsjahre relativ transparent auf dem Tisch, die sowohl auf EBITDA, als auch auf EBT-Ebene nachhaltig positive Ergebnisse zeigen:
(Randnotiz: Die Überleitung dieser isolierten Aareon-Zahlen in die Gesamtergebnisrechnung der Bank ist nach wie vor nicht intuitiv möglich, weil folgende Übergänge geschaffen werden müssen: total revenue – Materialaufwand = Provisionsüberschuss; operative Aufwendungen – Materialaufwand + Abschreibungen = Verwaltungsaufwand.)
Im Gegensatz zur früheren
Segmentdarstellung vermitteln die puren Aareon-Zahlen das Bild einer
Tochtergesellschaft, die unabhängig vom Bankgeschäft einen echten Wert
besitzt. Die 30% Beteiligung des Finanzinvestors Advent International an
Aareon im August letzten Jahres ist ein weiterer Beleg für diese
Vermutung. Aareon wurde dabei in Summe mit einem Eigenkapitalwert von
860 Mio. Euro bewertet. Der Aareal Bank sind hierdurch 260 Mio. Euro
zugeflossen. Der Gewinn aus dem Verkauf betrug 180 Mio. Euro.
Aareon erzielt ERP-Umsatzerlöse, in welchen maßgeblich abgerechnete
Beratungsstunden enthalten sind. COVID-19 bedingt kam es hier im
abgelaufenen Geschäftsjahr zu einem leichten Umsatzrückgang (199 Mio.
Euro vs. 201 Mio. Euro). Dies wurde durch ein Umsatzwachstum bei
digitalen Angeboten (59 Mio. vs. 51 Mio. Euro) überkompensiert. Das
EBITDA war im letzten Jahr mit 62 Mio. Euro leicht rückläufig.
Nach dem Einstieg von Advent definierten beide Partner gemeinsam
ehrgeizige – aber durchaus erreichbare – Ziele für Aareon. Hiernach soll
das EBITDA allein organisch bis zum Jahr 2025 auf 135 Mio. Euro
wachsen. Das entspricht einer Steigerung von rund 117 Prozent. Diese
EBITDA-Prognose könnte sich dabei zwischenzeitlich übernahmebedingt noch
erhöhen. Für potenzielle Akquisitionen hat die Bank Aareon eine
Finanzierungslinie über 250 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.
Die verbliebene 70%ige Beteiligung an Aareon trägt auf der von Advent
bezahlten Bewertungsbasis allein rund 600 Mio. Euro zum Unternehmenswert
der Bank bei. Diesen konnten wir über eine eigene, aus den wenigen
verfügbaren Puzzleteilen hergeleitete Bewertung für Aareon gut
plausibilisieren. Damit waren zum Zeitpunkt unserer Analyse immerhin
mehr als 50% der gesamten Börsenbewertung der Bank durch den Wertbeitrag
von Aareon abgedeckt.
Und sollte das EBITDA-Ziel von 135 Mio. Euro erreicht werden und Aareon –
wie geplant – weiterwachsen, scheinen perspektivisch auch höhere
Unternehmenswerte für den IT-Dienstleister gerechtfertigt.
Unsere Analyse von Aareon führte mit Blick auf die Gesamtbank zu einer wirklich spannenden Fragestellung: Wenn bereits die bislang am Kapitalmarkt nur unzureichend wahrgenommene IT-Tochter einen wesentlichen Teil der gesamten Börsenbewertung abgedeckt, wie bewertet der Markt dann implizit das eigentliche Bankgeschäft?
Wir zogen in einem weiteren Schritt von der Börsenbewertung der Aareal Bank also jenen Teil ab, der sich durch die Aareon-Beteiligung rechtfertigen ließ. Was verblieb, war ein tatsächlicher Börsenwert der eigentlichen Bankaktivitäten von weniger als 600 Mio. Euro.
Die letzte uns bekannte Bilanz datiert vom 30. September 2020. Das Konzerneigenkapital betrug zu diesem Zeitpunkt 2,84 Mrd. Euro. Wir wussten, dass die hohe Risikovorsorge das Eigenkapital zum Jahresultimo auf rund 2,75 Mrd. Euro reduziert haben sollte. Weiterhin wussten wir, dass der Aareon-Verkauf das Eigenkapital im vierten Quartal um 180 Mio. Euro erhöhen würde – was in Summe rund 2,93 Mrd. Euro ergeben sollte. Wir konnten ableiten, dass hiervon rund 186 Mio. Euro auf den Buchwert der verbliebenen 70%igen Beteiligung an Aareon entfielen. Damit verblieb ein bilanzielles Eigenkapital im eigentlichen Bankgeschäft von 2,74 Mrd. Euro – ganz schön viel bei einem impliziten Börsenwert von <600 Mio. Euro. Wir mussten bis zur Finanzkrise zurückgehen, um ein ähnlich tiefes Bewertungsniveau zu identifizieren:>
Es gab aus unserer Sicht nur zwei Gründe für die niedrige Bewertung der Bank. Entweder spiegelte die Börsenbewertung des Kreditinstituts den Wertbeitrag von Aareon noch nicht angemessen wider, oder aber der Markt preiste Risiken aus dem Kreditgeschäft unverhältnismäßig stark ein. Eben wie zur Zeit der Finanzkrise. Um eine Unterbewertung der Bank zu belegen, galt es, das letztgenannte Argument im Rahmen unserer Analyse zu widerlegen.
Der Schwerpunkt unserer Analyse lag insofern primär auf dem Kreditbuch. Wir beschäftigten uns deshalb mit dem Staging- und Expected-Loss-Modell, das die Bank gemäß IFRS anwendet, historischen und aktuellen Quoten für die Risikovorsorge, der Entwicklung der tatsächlichen Kreditausfälle (non performing loans) und deren bilanzielle (Ab-) Wertung. Ganz zentral war für uns jedoch vor allem ein tiefer Blick in die Kreditbücher der Bereiche Hotel und Einzelhandel (Retail). Selbstverständlich im Rahmen dessen, was die öffentlich zugänglichen Informationen eben hergeben.
Die Tatsache, dass die Bank jüngst deutlich detailliertere Informationen für die genannten Bereiche zur Verfügung stellte, half uns dabei. Damit reagierte das Bankhaus offensichtlich auf Fragen des Kapitalmarkts, der sich in Zeiten von COVID-19 und Lockdown natürlich verstärkt um Risiken eben gerade dieser beiden Bereiche Gedanken macht. Wenig verwunderlich angesichts des Umfangs dieser Kredite, gemessen am gesamten Kreditbuch von 27,2 Mrd. Euro.
Das sogenannte Loan-to-Value-Verhältnis (LTV) war die zentrale
Kennzahl unserer Analyse. Diese gibt das Verhältnis zwischen der
ausstehenden Kreditsumme und dem Wert der Immobilie an, die für den
Kredit als Sicherheit dient. Bei einem Ergebnis von 100% sind beide
Werte identisch. Liegt der LTV unter 100%, ist der Objektwert größer als
die Kreditsumme. Aus Sicht der Bank ist es folglich umso besser, je
kleiner der LTV. Denn kommt es zum Kreditausfall, stehen die Chancen der
Bank, ihre Forderung durch eine Verwertung der Immobilie zu decken, bei
einem niedrigen LTV entsprechend höher.
Folgende Abbildung zeigt die LTV-Verteilung beispielhaft für das
Hotel-Kreditbuch. Vergleicht man die Kurven per Ende September und per
Ende Dezember, ist eine Rechtsverschiebung zu erkennen. Hier spiegeln
sich Abwertungen im Hotelbereich wider, die bei derartigen Objekten im
Zuge der COVID-19 Auswirkungen naturgemäß nicht überraschen. Damit
änderte sich das durchschnittliche LTV entsprechend. Trotzdem lag dieser
zum Jahresende 2020 immer noch bei moderaten 62 Prozent.
Eine ähnliche Grafik liegt auch für den
Bereich Retail vor. Wir haben auf dieser Basis den potenziellen Bedarf
an zusätzlicher Risikovorsorge ermittelt, der sich in Abhängigkeit von
verschiedenen Szenarien für denkbare weitere Abwertungen der Immobilien
in Zukunft ergeben könnte. Einfacher ausgedrückt: Wir ermittelten die
Verluste, die die Bank bei weiteren Wertminderungen der Immobilien
verkraften müsste.
Nach unserer Analyse müssten über das gesamte (!) Hotel- und
Retail-Portfolio erhebliche weitere pauschale Abschreibungen erfolgen,
damit sich in der Gesamtbetrachtung eine für die Bank nennenswerte
Risikovorsorge ergeben würde. Dies erschien uns mit Blick auf das
Gesamtportfolio wenig wahrscheinlich.
Fühlbare Risikovorsorge – so unsere Analyse – könnte insofern mit hoher
Wahrscheinlichkeit wohl primär aus großen Einzelkreditengagements
resultieren. Es fiel unmittelbar auf, dass von den 15 größten Krediten
(alle >150 Mio. Euro) bisher immerhin fünf Kredite zusätzliche
Liquiditätslinien erhalten haben. Der Hotel-Bereich machte uns dabei
weniger Sorgen. Hier hatte die Bank bereits in der Vergangenheit
Finanzierungen durch Liquiditätsmaßnahmen gestützt. Das ist wenig
verwunderlich, da hier etwaige Probleme maßgeblich aus dem Lockdown
resultieren dürften und sich bei einer Beruhigung der momentanen
Situation lösen sollten. Anders könnte es hingegen im Retail-Bereich
aussehen. Strukturelle Probleme wurden durch COVID-19 noch verstärkt; im
stationären Einzelhandel könnte vieles dauerhaft kaputt gegangen sein.
Positiv ist allerdings, dass das Exposure hier unter anderem durch
bereits verbuchte Risikovorsorge fühlbar zurückgegangen ist.
Gleichzeitig hat die Bank in ihrer diesjährigen Prognose schon eine
Risikovorsorge verarbeitet, die mit 200 Mio. Euro deutlich über dem
langjährigen Durchschnitt liegt. Wir befinden uns unbestritten in
herausfordernden Zeiten, womit derartige Maßnahmen sicherlich nicht
ungewöhnlich sind. Auf Basis unserer Analyse gehen wir allerdings davon
aus, dass der genannte Betrag für das laufende Jahr mit hoher
Wahrscheinlichkeit tatsächlich ausreichend sein müsste.
Und wenn es doch schlimmer kommt als gedacht? Dann bestünde die
Möglichkeit, dass die Kursentwicklung der Aareal Bank kurzfristig
nochmals ausgebremst werden könnte. Unsere grundsätzliche Bewertung der
Bank würden hiervon allerdings wohl kaum tangiert. Und unsere Erwartung
wäre in diesem Fall dann ein umso deutlicherer Ergebnissprung im Jahr
2022. Basierend auf einer Risikovorsorge, die sich spätestens dann
wieder den historischen Durchschnittswerten anpassen sollte.
Für das Jahresergebnis der Bank ist neben
der Risikovorsorge der Zinsüberschuss entscheidend. Bei dieser Kennzahl
stellt die Bank für das laufende Jahr einen Anstieg in Aussicht: von
zuvor 512 Mio. Euro auf bis zu 580 Mio. Euro.
Und dieses Ziel scheint nach unserer Analyse gut erreichbar – nicht
zuletzt dank der Europäischen Zentralbank EZB. Diese stellte den
Geschäftsbanken zuletzt nämlich erhebliche Liquidität im Rahmen des
sogenannten TLTRO III-Programms zur Verfügung. Auf der Webseite der Bundesbank
sind alle Einzelheiten nachzulesen. Wer mit Blick auf unsere
Gemeinschaftswährung allerdings schon gemischte Gefühle hat, könnte beim
Lesen darin noch bestärkt werden.
Die Aareal Bank profitiert dabei durchaus vom TLTRO III-Programm. Sie
borgte sich im Rahmen dieser Maßnahme 4 Mrd. Euro bei der EZB. Das Geld
ist jedoch vorerst praktisch vollständig wieder bei der EZB angelegt.
Eine Verzinsung von jeweils -0,5% auf beiden Seiten führt dazu, dass die
Bank hieraus 40 Mio. Euro Zinsen zahlt und ebenso viele Zinsen erhält.
Außer einer Bilanzverlängerung ist im ersten Schritt somit nichts
passiert.
Die Bank verfügt damit jedoch über die notwendigen Mittel, um ein
weiteres Ziel zu erreichen, das für das laufende Jahr kommuniziert
wurde. Das Kreditbuch soll von 27,2 Mrd. Euro auf 29 Mrd. Euro
vergrößert werden.
Interessantes Detail: Selbst wenn die Bank ihr Kreditportfolio im
Jahresvergleich nur leicht vergrößert (und damit die EZB-Milliarden
auftragsgemäß ins System bringt), erhält sie auf die gesamte (!) Summe
von 4 Mrd. Euro einen Zinsbonus von 0,5% = 40 Mio. Euro. Davon konnte
die Bank bereits im Jahr 2020 einen Teil verbuchen, der Rest wird im
laufenden Jahr positiv zu Buche schlagen.
Durch die zuvor beschriebenen Effekte rückt der geplante Anstieg beim Zinsüberschuss in greifbare Nähe.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das
Ergebnis der Bank im laufenden Jahr nochmals durch (unerwartet) hohe
Risikovorsorge belastet werden könnte. Dem steht jedoch – so zumindest
das Ergebnis unserer Analyse – eine hohe Wahrscheinlichkeit gegenüber,
dass Aareal für das Jahr 2021 im Bankgeschäft tatsächlich wieder einen
Gewinn wird ausweisen können. Das macht eine erneute Bewertung des
Bankgeschäfts wie zu Zeiten der Finanzkrise eher unwahrscheinlich.
Hinzu kommt eine zunehmend eigenständige Wahrnehmung der IT-Tochter
Aareon durch den Kapitalmarkt. Dies – so unsere Annahme zum Zeitpunkt
des Kaufs der Aktie – wäre sicherlich nicht nachteilig für die
Entwicklung der Börsenbewertung.
Eine Frage zum Schluss: welchen Sinn macht der Verbleib einer flügge
werdenden IT-Tochter unter dem Dach einer Bank im engen
aufsichtsrechtlichen Korsett? Mit ihren ambitionierten Zielen hätte
Aareon wohl ein Gewicht, das auch eine eigenständige Börsennotiz
rechtfertigen würde. Eine Abspaltung von Aareal wäre perspektivisch ein
konsequenter Schritt und würde wohl in letzter Instanz den tatsächlichen
Wert der Bank und Aareon unterstreichen.
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