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EdR AM: Mehr Stabilität durch langfristiges Investieren

Johnny El Hachem, CEO von Edmond de Rothschild Private Equity
Private Equity

In der derzeitigen Krise ist Private Equity unverzichtbar, um Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Noch nie waren Investitionen in die Revitalisierung städtischer Brachen, die soziale und ökologische Infrastruktur sowie die Regionalisierung von Wertschöpfungsketten so wichtig wie heute.

20.05.2020 | 10:15 Uhr

Von Johnny El Hachem, CEO von Edmond de Rothschild Private Equity

Private Equity ist auf dem besten Weg, sich als Instrument der Wahl für die Welt von morgen zu etablieren – für eine Zukunft mit einem hoffentlich nachhaltigen, ausgewogenen und stabilen Wachstum.

Unabhängig davon, wie sich die Konjunktur am Ende entwickelt, schützt Private Equity als langfristiger Ansatz vor übereilten Entscheidungen und der Volatilität börsennotierter Wertpapiere. Zudem profitiert die Assetklasse vom Vertrauen ihrer Investoren (der Limited Partner, kurz LP), die in einer Welt mit niedrigen oder sogar negativen Zinsen auf Diversifikation setzen. Deshalb haben die Fondsmanager (die General Partner, kurz GP) vor der Krise fast zwei Billionen US-Dollar Kapital eingeworben, das jetzt investiert werden kann. Die Reserven sind somit hoch. Das stabilisiert die Portfolios und gibt ihnen die Möglichkeit von Zukäufen, wenn die Preise fallen, und Rekapitalisierungen, wenn sich die Lage verschlechtert. Hinzu kommt, dass sich zurzeit kaum jemand von Positionen trennt. In einer aktuellen Umfrage von „Private Equity International“ gaben nur fünf Prozent der Teilnehmer an, dass sie Verkäufe am Sekundärmarkt planen.
 
Enge Beziehungen zu Unternehmen

Der Private-Equity-Sektor ist heute erheblich reifer als noch 2008/2009. Er verfügt über erfahrene und spezialisierte Investmentteams, die ihre technischen, finanziellen und Management-Fähigkeiten verfeinert haben. Diese Experten sind bestrebt, enge Beziehungen zu den Unternehmen unterhalten, in die sie investieren. Sie sind in den Vorständen vertreten, wirken an Management- und Strategieentscheidungen mit und gewinnen durch Aktionärsvereinbarungen Mitspracherechte. Das führt zu einer besseren Governance, stabilen Prozessen und einem Austausch über Best-Practice-Ansätze zwischen allen Unternehmen, die sich in einem Portfolio befinden.

Wenn Private Equity auch in der Erholungsphase nach den Einschränkungen durch die Pandemie eine führende Rolle spielen soll, müssen spekulationsgetriebene Kurzfriststrategien vermieden werden. Schwerpunkt sollten stattdessen tragfähige Wachstumsstrategien und Unternehmen sein, die das Potenzial haben, Werte zu schaffen und stabile Cashflows erzielen zu können, ohne sich dabei auf eine übermäßige Fremdfinanzierung zu verlassen.

Fokus auf Auswirkungen auf das Risikomanagement

Auch wenn die Rentabilität weiter im Mittelpunkt stehen wird, werden die vielversprechendsten Investmentthemen in Zukunft aber jene sein, die alle äußeren Einflüsse inklusive des Einwirkens des einzelnen Menschen berücksichtigen.  Umwelt-, Sozial- und Governance- (ESG) Kriterien müssen fester Bestandteil des Ansatzes werden, um Risiken zu managen und das Portfolio zu stabilisieren. Sie nur aus Compliance- oder Marketinggründen zu berücksichtigen, ist nicht genug.
In den nächsten Monaten und Jahren wird Private Equity deshalb eine wichtige Rolle spielen, um die steigenden Anforderungen zu erfüllen – nicht nur an die Telekommunikations- und soziale Infrastruktur, vor allem für ältere Menschen, sondern auch an den Umgang mit der Umwelt. Hierzu zählen das Wasser- und Abfallmanagement und die Bodensanierung zur Regeneration landwirtschaftlicher Flächen, aber auch Maßnahmen gegen die Zersiedelung sowie die Förderung der umweltfreundlichen Mobilität und der urbanen Vielfalt in Städten. Projekte dieser Art machen es Regierungen einfacher, über Public-Private-Partnerships die Konjunktur wieder zu beleben.

Die Grenzen der Globalisierung

Und das ist nicht alles: Die Krise hat zwar gezeigt, wie wichtig innovative Technologien für das Gesundheitswesen, die Bildung und die Digitalisierung sind. Sie hat aber auch die Exzesse der Globalisierung verdeutlicht und bestätigt, wie notwendig eine Regionalisierung ist.

Die Lieferketten müssen neu konzipiert werden, damit Länder und Regionen wieder eigenständiger werden. Zugleich muss aber auch der Handel zwischen den drei großen Handelspolen Nordamerika, Asien und Europa gestärkt werden. Dabei werden Südeuropa (Spanien, Portugal etc.) und die MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika), vor allem Marokko, zweifellos eine wichtige Alternative zu weiter entfernten Regionen - besonders Asien - sein. Die Regionalisierung der Wertschöpfungsketten und die Rückverlegung bestimmter Industrien mit sehr hoher Wertschöpfung (Frankreich und Westeuropa), um wieder ein größeres Gleichgewicht in der Produktion zu erzielen, muss Vorrang haben vor der Globalisierung, die ihre Grenze erreicht hat. Zu diesem Wandel wollen wir beitragen, indem wir die Zeit und die Energie aufbringen, die für seinen Erfolg notwendig sind.

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