Machine Learning-Algorithmen und -Modelle haben großes Potenzial bei Anlagen in Aktien aus Schwellenländern, sagt Quant Research-Experte Laurens Swinkels.
06.12.2023 | 08:49 Uhr
Machine Learning-Algorithmen erfreuen sich bei
Wissenschaftlern und Praktikern zunehmender Beliebtheit, während sie
herauszufinden versuchen, ob sie höhere Renditen ermöglichen. Das Quant-Team
von Robeco hat vor diesem Hintergrund untersucht, was die Anwendung solcher
Algorithmen für Aktienanlagen in Schwellenländern bedeuten würde.1
Die Ergebnisse waren ebenso nützlich wie die Modelle des Machine Learnings
selbst.
Wir fanden heraus, dass sie sich durch die Erkennung von finanziell relevanten,
nicht-linearen Beziehungen zwischen Unternehmensmerkmalen auszeichnen. Diese
Leistung wäre für menschliche Research-Experten eine Herausforderung. Wir haben
auch festgestellt, dass die Nutzung von „Ensembling“ oder der „Weisheit der
Masse“ bei Machine Learning-Modellen die erwarteten Renditen nach Abzug der
Handelskosten für Aktienanleger um bis zu 2%-Punkte pro Jahr erhöhen kann.
Die Ergebnisse stammen aus der Analyse von mehr als 15.000 Einzelaktien aus 32
Ländern im Zeitraum zwischen 1990 und 2021. Wir haben für die Studie 36
Standardmerkmale verwendet, die sowohl für entwickelte als auch für
aufstrebende Länder gelten können. Verzichtet haben wir auf die Einführung
neuer Merkmale, um den Mehrwert hervorzuheben, den Machine Learning-Techniken
bringen können. Dadurch wurde sichergestellt, dass die erzielte zusätzliche
Wertentwicklung nicht lediglich auf neue Daten zurückzuführen ist, sondern auf
bekannte Faktoren wie Low-risk, Valuation, Momentum und Quality.
Anschließend wurden verschiedene Algorithmen zur Vorhersage der relativen
Aktienrenditen im Vergleich zum Marktindex des jeweiligen Landes auf Grundlage
dieser Faktoren eingesetzt. Bei der am wenigsten komplexen Methode wird davon
ausgegangen, dass jedes der Unternehmensmerkmale eine lineare Beziehung zur
Outperformance der Aktien aufweist.
Drei Machine Learning-Methoden wurden verwendet, um eine Verbesserung gegenüber
einer einfachen linearen Regression zu erzielen.
Mit 1990 bis 2001 als Initialisierungszeitraum haben wir
Daten aus der ersten Hälfte für das Training und aus der zweiten Hälfte für die
Validierung verwendet. Wir trainierten die Modelle auf unserem gesamten Satz
von Aktienrenditen der Schwellenländer. Auf die Entwicklung länderspezifischer
Modelle verzichteten wir, da einiges darauf hindeutet, dass dies zu einer
Überanpassung führen könnte, was die Prognosefähigkeit außerhalb der Stichprobe
verringert.
Anschließend können wir jede der 36 Variablen nach ihrer Bedeutung aufreihen.
Dabei evaluieren wir die negativen Auswirkungen auf die Prognoseleistung, wenn
die Variable weggelassen wird und der Rest des Modells unverändert bleibt. Wir
haben festgestellt, dass die Modelle ähnliche Entscheidungen hinsichtlich der
einflussreichsten Merkmale treffen. Die drei wichtigsten sind der Kurs zum
52-Wochen-Hoch, die aktienspezifische Volatilität und die Umsatzhäufigkeit.
Momentum und Short-term Reversal sind ebenfalls unter den Top 15, ebenso wie
das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Profitabilität. Dies sind wertvolle
Informationen. Die Erkennung von Interaktionseffekten zwischen jeder der 36
Variablen wäre für einen menschlichen Forscher unglaublich zeitaufwendig und
schwierig. Dagegen ist ein maschinelles Lernmodell imstande, diese Beziehungen
schnell und systematisch zu finden.
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