WisdomTree: Zyklische Märkte erholt, Gold profitiert von geopolitischer Unsicherheit

Rohstoffe

Die vorab zugesagte Zinssenkung der Fed treibt die Rally bei zyklischen und defensiven Assets.

25.07.2019 | 10:17 Uhr

Während wir uns der von der US-Notenbank Fed vorab zugesagten Zinssenkung nähern, erholen sich die zyklischen Märkte. So erreichte beispielsweise der S&P 500 in diesem Monat neue Höchststände, die Preise für Industriemetalle machten die Verluste vom Mai 2019 wett und die Energiepreise erzielten die höchsten Gewinne seit über einem Jahr. Unterdessen stiegen historisch defensive Anlagen wie Gold so schnell wie seit Januar 2018 nicht mehr.

Diese scheinbare Gegensätzlichkeit ist verständlich: Während die Handelsgespräche zwischen USA und China wieder aufgenommen werden und das geldpolitische Umfeld gelockert wird - beides kommt zyklischen Vermögenswerten entgegen -, erhöht sich das Risiko, dass etwas schief läuft und damit kommt der Wunsch der Anleger auf, ihre Positionen abzusichern. Da die Wirtschaftsdaten aus den USA kein überzeugendes Argument für eine Zinssenkung liefern, ist das Risiko eines politischen Fehlers hoch. Die niedrige Inflation kann nur ein vorübergehendes Phänomen sein.

Starke Arbeitsmarktdaten stehen im Missklang zur aktuellen geldpolitisch zurückhaltenden Rhetorik der Notenbank und zeigen, dass die Zentralbank selektiv nur einen Teil ihres Mandats prüft. Investoren scheinen Gold als Risikoversicherung einzusetzen. Sie haben sich den Reihen der Zentralbanken der Schwellenländer angeschlossen, die in den letzten Jahren ihr Edelmetall aufgebraucht haben. Geopolitische Risiken stützen zudem die Goldnachfrage. Die Scharmützel auf der arabischen Halbinsel und die unheimliche Ruhe an der Handelsfront beunruhigen einige Investoren.

Ölpreise könnten weiter steigen

Obwohl die Internationale Energieagentur ihre Prognose für die Ölnachfrage nach unten korrigiert hat, hat die OPEC ihre Angebotsverknappung um weitere neun Monate verlängert. Das Ölkartell zeigt damit, dass es auf die aktuellen Entwicklungen reagiert. Es ist klar, dass das Kartell mit Preisen, die näher an 70 US Dollar pro Barrel und nicht unter 60 US Dollar pro Barrel liegen, zufrieden ist. Wir erwarten, dass die OPEC weitere Kürzungen vornimmt, falls die Marktbedingungen dies rechtfertigen. Da die Revolutionsgarde im Iran die Säbel rasselt, schließen wir nicht aus, dass die Ölpreise stark ansteigen, sollte der Ölfluss um die Straße von Hormuz behindert werden. Da die spekulative Positionierung in WTI- und Brent Futures unter einem Fünfjahresdurchschnitt liegt, halten wir die jüngste Ölpreiserholung nicht für überzogen.

China strebt niedrigeres, nachhaltiges Wachstum an

Da China die schwächsten BIP-Wachstumsraten seit Anfang der 90er Jahre verzeichnet, werden weitere Stimuli für die Wirtschaft erwartet. Wir glauben, dass neue Impulse bevorstehen, aber sie werden behutsam sein. Die Lust Chinas, ökonomische Verwerfungen zu erhöhen, um den Konjunkturzyklus zu glätten, schwindet. Vielmehr strebt das Land ein niedrigeres aber nachhaltiges Wachstum an. Das Wachstum im Reich der Mitte dürfte eher auf den Inlandskonsum als auf den Export ausgerichtet sein. Wir sehen darin einen insgesamt positiven Trend in Bezug auf die Reduzierung der Volatilität der Rohstoffpreise.

Dass sich Investoren mit Short-Positionen bei Agrarrohstoffen eindeckten, zeigt eine Aufhellung der Marktstimmung, der Angebotsüberhang in diesem Segment hält jedoch an. Die spekulative Nettopositionierung bei Weizen, Mais, Sojabohnen, Kaffee, Zucker und Kakao stieg im Vergleich zum Vormonat an, da die Anleger ihre Short-Positionen reduzierten und gleichzeitig ihre Long-Positionen erhöhten, was eine Verbesserung der Stimmung gegenüber diesen Agrarrohstoffen unterstreicht.

Positive chinesische Wirtschaftsdaten stützen die Nachfrage nach Metallpreisen. Die Preise für Industriemetalle erhielten einen Schub aufgrund der monatlichen Konjunkturdaten aus China, die besser ausfielen als erwartet. Die Aussicht auf zusätzliche Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Politik sollte die Nachfrage nach Metallen in Zukunft stärken.

Die Entspannung des Handels trägt zur Erholung des Ölpreises bei. Der Energiesektor hatte einen starken Monat mit einer Erholung der Ölpreise, da sich die USA und China nach den Ankündigungen zum G20-Gipfel im Juni in Richtung Wiederaufnahme der Handelsgespräche bewegten.

Gold behauptete seine Stärke durch ein Einpreisen der Zinssenkung der Fed im Juli: Gold erholte sich in der zweiten Junihälfte stark und blieb im Juli stabil, wobei die Märkte nun eine Zinssenkung durch die Fed Ende Juli erwarten. Insgesamt verzeichneten die Kurse der Edelmetalle einen starken Monat.

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