Die heute beginnende UN-Klimakonferenz COP28 zeigt, dass die globale Energiewende voranschreitet. Dies wird die Nachfrage nach Metallen deutlich steigern. Vieles spricht daher für einen neuen Superzyklus, der die Kurse der Minenaktien treiben wird.
30.11.2023 | 06:50 Uhr
Es herrschte eine regelrechte Goldgräberstimmung unter den Rohstoffanlegern in den Jahren 2003 bis 2008. Scheinbar unaufhaltsam kletterten die Preise für Rohstoffe und Rohstoffunternehmen damals in die Höhe. Auslöser war der jahrelange Industrialisierungsboom Chinas, der den Bedarf an Kupfer, Eisenerz und Öl immer weiter nach oben trieb, während das Angebot aber nur langsam wuchs. In diesem Zeitraum vervielfachten sich die Aktienkurse großer Minenkonzernen wie BHP, Vale, Rio Tinto und Anglo American. Und die Bewertungen kleinerer Explorationsunternehmen oder Förderer explodierten regelrecht. Ein traumhaftes Umfeld vor allem für die Investoren, die frühzeitig in Bergbauwerte investiert hatten. Sie waren die großen Gewinner vom letzten Superzyklus der Bodenschätze.
Und die Grundlage für den nächsten großen Boom ist längst gelegt, sind sich viele Experten einig. Doch dieses Mal ist ein neuer Superzyklus im Kommen, der eher von Spezialmetallen als von Massengütern angeführt wird. Denn dieses Mal dürfte ein globaler „grüner Aufschwung“die Rohstoffnachfrage, die Preise und das Angebot in die Höhe treiben, wobei bestimmte Teilsektoren überproportional von Anreizen und Regulierungen profitieren werden.
Schätzungen zufolge sind in den kommenden Jahren Investitionen in die grüne Infrastruktur Höhe von 15 Billionen US-Dollarerforderlich, um den Netto-Nullpunkt bei den Emissionen bis 2050 zu erreichen, und weitere 30 Billionen US-Dollarim darauf folgenden Jahrzehnt. Dies erhöht die Nachfrage nach Kupfer und Stahl massiv, da beide wichtige Bestandteile von Solarmodulen und Windkraftanlagen sind. Die Einführung von Elektrofahrzeugen lässt dagegen den Bedarf nach Batteriemetallen wie Kobalt, Lithium, Mangan, Nickel und Grafit in die Höhe schnellen lassen. Und der demografische und technologische Wandel weltweit benötigt ebenfalls große Mengen an Industriemetallen sowie Seltene Erden.
Quelle: IEA, The Economist. *In einem Net Zero bei 2050 Szenario
Gleichzeitig sind die Investitionen in den Bergbau in den vergangenen Jahren nicht etwa gestiegen, sondern deutlich gesunken, da die Rohstoffpreise jahrelang auf Talfahrt waren. Selbst wenn die Investitionen sofort deutlich anziehen würden, wäre ein schneller Ausbau der Kapazitäten nicht möglich. Im Durchschnitt dauert es fünf bis zehn Jahre, um eine neue Mine vollständig zu erschließen (vom Fund des Bodenschatzes bis zur Produktion). Diese Situation erhöht die Wahrscheinlichkeit eines langanhaltenden Marktdefizits bei Kupfer und anderen Metallen, die für die Energiewende benötigt werden.
Die erste Jahreshälfte 2022 hat gezeigt, wie schnell es aufgrund von Angebotsengpässen zu deutlichen Preissprüngen kommen kann. Der Konflikt zwischen Russland, das neun Prozent der globalen Nickel- und sogar 40 Prozent der globalen Palladiumproduktion verantwortet, und der Ukraine hat zu einem Anstieg der Preise geführt. Obwohl die Preise vieler Metalle und die Bewertungen der Minenkonzerne inzwischen teilweise deutlich gefallen sind, ist dies hauptsächlich auf die schlechte konjunkturelle Lage zurückzuführen. Ein Auf und Ab der Notierungen ist jedoch kein Argument gegen einen neuen Superzyklus, wie die Boomjahre ab 2003 gezeigt haben. Auch damals gab es Phasen wirtschaftlicher Schwäche, die den Höhenflug der Rohstoffe stoppten. Am Ende stand jedoch eine goldene Ära für Kupfer, Nickel und Co. sowie für viele Minenwerte.
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