Chinas dominierende Stellung bei Produktion und Verarbeitung wichtiger Metalle gefährdet die Liefersicherheit anderer Staaten. Dies wird weitreichende Konsequenzen in der Bergbaubranche haben. Ein aktiver Fondsmanagementansatz ist daher nötig.
10.11.2023 | 07:20 Uhr
Chinas ist nicht nur der weltweit größte Produzent von Elektrofahrzeugen, Batterien, Solarmodulen und Windturbinen und damit ein wichtiger Teil der Lieferkette für viele grüne Technologien. Das Reich der Mitte baut auch seinen ohnehin großen Einfluss bei der Produktion und Verarbeitung wichtiger Metalle mit Milliardeninvestitionen international sowie national immer weiter aus. So investierte Peking in der ersten Hälfte des Jahres 2023 mehr als zehn Milliarden US-Dollar allein in den Metall- und Bergbausektor laut Green Finance & Development Centre, das ist mehr als im Gesamtjahr 2022. Nirgends zeigt sich die Dominanz der Chinesen so stark wie bei den Metallen, die insbesondere von den westlichen Volkswirtschaften wegen ihrer Bedeutung für die Energiewende als kritisch eingestuft werden. China ist zum Beispiel für über 95 Prozent der weltweiten Galliumproduktion und etwa 60 Prozent des Germaniumangebots verantwortlich (siehe Tabelle).
Quelle: Europäische Kommission
Und Peking nutzt seine Ausnahmestellung. Dies zeigt die jüngste Entscheidung des Landes, die Ausfuhr von Gallium und Germanium zu beschränken. Diese zwei Metalle werden in mikroelektronischen Bauteilen, unter anderem für Halbleiter und Solarzellen, verwendet. Die zunehmende Aufmerksamkeit für die potenzielle militärische Nutzung dieser Metalle verschärft die Spannungen zusätzlich.
Gleichzeitig hat der Anstieg der Nachfrage nach Übergangsmetallen viele Länder, die über reiche Vorkommen an zukunftsträchtigen Rohstoffen verfügen, in eine einflussreiche Position gebracht. Dies hat zu politischen Bemühungen geführt, die eigene Versorgung stärker zu kontrollieren, wie die Ankündigung Chiles Anfang des Jahres zeigt, seine Lithiumindustrie halb zu verstaatlichen. Auch Spekulationen über neue OPEC-ähnliche Kartelle für Mineralien für die Energiewende nehmen in diesem Umfeld zu.
Der zunehmende Ressourcennationalismus verschärft das Risiko für die Liefersicherheit. Die Internationale Energieagentur (IEA) fordert daher in ihrem letzten Jahresbericht, es müsse "viel mehr" getan werden, um "sichere und nachhaltige" Versorgungsketten weltweit zu gewährleisten. So wächst in den USA und Europa der politische Druck, die Sicherheit der Lieferkette für wichtige Rohstoffe zu verbessern. Hierfür sind erhebliche Investitionen nötig, um Exploration, Entdeckung, Abbau und Verarbeitung der Metalle im Inland voranzutreiben und die technologische Entwicklung in diesen Bereichen zu finanzieren. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Gesetz zur Verringerung der Inflation (Inflation Reduction Act, IRA) zielt daher darauf ab, durch steuerliche Anreize und Finanzierungsprogramme eine saubere Energiewirtschaft aufzubauen. Das Gesetz sieht auch vor, dass wichtige Batteriemetalle und -mineralien im Inland oder von US-Freihandelspartnern bezogen werden müssen. Ähnlich wie die US-Politik zielt der Net Zero Industry Act der EU darauf ab, dass bis 2030 mindestens 40 Prozent des Bedarfs an sauberen Technologien in der Europäischen Union aus heimischen Quellen gedeckt werden. Eine Mammutaufgabe, wenn man die Situation bei den Lieferketten für Batterien betrachtet (siehe Grafik).
Als langfristige Investoren im Metall- und Bergbausektor sind die Experten von Baker Steel deshalb der Ansicht, dass das steigende Lieferkettenrisiko ein Hauptargument für ein aktives Anlagemanagement in diesem Sektor. Denn neben geopolitischen Risikofaktoren sind die Produzenten aufgrund der Dynamik des Spezialmetallsektors einem hohen Substitutionsrisiko ausgesetzt. So können bestimmte Materialien im Produktionsprozess durch den allgemeinen technologischen Wandel ersetzt werden. Aus diesen Gründen hält Baker Steel einen aktiven Fokus auf die Vermögensallokation und die Titelauswahl für entscheidend.
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