Der Bakersteel Electrum Fund hat sich in den vergangenen drei Jahren exzellent entwickelt. Zur Belohnung wurde das Portfolio mit der FondsNote 1 ausgezeichnet. TiAM FundResearch hat sich mit Co-Fondsmanager James Hayter über die Ziele, die Strategie und das Portfolio des Bakersteel Electrum Fund unterhalten.
13.01.2023 | 07:30 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM FundResearch: Herr Hayter, was unterscheidet den Bakersteel Electrum Fund von anderen Bergbau- oder Rohstofffonds?
James Hayter: Der Bakersteel Electrum Fund ist Europas erster und einziger diversifizierter UCITS-Minenaktienfonds, der seinen Fokus ganz auf die Metalle der Zukunft legt.
Was heißt das
konkret?
Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die spezielle Metalle fördern, die für
die grüne Revolution und im Kampf gegen den Klimawandel existenziell sind. Der
Übergang zu Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung betrifft praktisch alle
Sektoren und Industrien wie die Bereiche
Elektromobilität, Netzausbau, erneuerbare Energien, Energiespeicherung,
Künstliche Intelligenz und Robotik.
Welche Metalle
stehen besonders im Fokus?
Dies sind primär Zinn, Kupfer, Lithium, Kobalt,
Silber, Nickel, Gold, Wolfram, Vanadium, Graphit, Niobium, Zink, Palladium und
Platinum.
Was
sind denn die wichtigsten Wachstumstreiber?
Immer mehr Staaten und
Unternehmen bekennen sich zu Net Carbon Zero und wollen ihre CO2-Emissionen bis
2040 oder 2050 auf Null zu reduzieren. Das ist ein epochaler Wandel, ein neuer
Superzyklus für Rohstoffe, der die kommenden Jahrzehnte bestimmen wird. Denn
diese Umstellung auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge („EVs“) erhöht
die Nachfrage nach „zukunftsorientierten“ Metallen noch schneller als wir es
vor wenigen Jahren erwartet hätten. Zwar kollidieren hohe
politische Ziele oft mit der wirtschaftlichen Realität, aber die Fortschritte
des letzten Jahres zeigen, dass die Willenskraft bei Politikern, Unternehmen
und Verbrauchern vorhanden ist, um den Schritt in Richtung Nachhaltigkeit immer
stärker voranzutreiben. Die Edelmetallproduzenten profitieren zudem von dem
gesteigerten Interesse an Gold und Silber in Folge der stark gestiegenen
Inflation weltweit.
Stichwort
Elektrofahrzeuge: Welche Metalle stecken in den Fahrzeugen?
Das Wachstum der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen betrifft nicht nur für die
Batteriemetalle Lithium, Kobalt und Nickel, die eng mit der Branche verbunden
sind, sondern auch für eine breite Palette von Spezial- und Industriemetallen.
Elektrofahrzeuge verbrauchen fast dreimal mehr Kupfer als Fahrzeuge mit
Verbrennungsmotor, neben Gold und Silber, die in Schaltkreisen verwendet
werden. Aluminium, Magnesium und Vanadium werden bei der Herstellung von
Leichtbaurahmen verwendet, um die Gewichtsreduzierung zu verbessern.
Unterdessen tragen Seltene Erden zur Effizienz von Elektrofahrzeugen bei, die
drei- bis viermal effizienter sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Das
ist die Nachfrageseite. Wie sieht es auf der Angebotsseite aus?
Hier gibt es immer wieder Knappheiten. Ein Beispiel sind die Seltenen Erden. Obwohl geologisch gesehen global reichlich Reserven
vorhanden sind, konzentriert sich das Angebot an Seltenen Erden für die
industrielle Nutzung derzeit auf ein Land, nämlich China, Es ist jedoch
unwahrscheinlich, dass die chinesische Minenproduktion in dem Maße wächst, wie
es zur Deckung der weltweiten Nachfrage erforderlich ist, so dass jetzt ein
echter Bedarf an der Entwicklung der Produktion und Verarbeitung von Seltenen
Erden außerhalb Chinas besteht.
Welche Strategie
verfolgen Sie bei der Auswahl der Titel?
Einbezogen ist das gesamte
Universum an Edelmetallaktien, batteriebezogene Metallaktien sowie andere
Hersteller von Spezial- und Industriemetallen. Dabei kombinieren wir
Value-Investments auf der Grundlage von „Bottom-up“ -Fundamental Research mit
einer „Top-down“ -Sektorallokation und passen die Gewichtung des Portfolios
zwischen verschiedenen Teilsektoren des Bergbaus entsprechend der Marktdynamik
an. Am Ende haben wir 30 bis 40 Titel im Portfolio, von denen wir sicher sind,
dass sie hochqualitative Rohstoff-Assets, eine herausragendes Management-Team und
eine attraktive Bewertung haben. Dabei profitiert der Fonds, dass das
Management aus ausgebildeten Geologen mit Finanzqualifikationen und Dekaden an
Erfahrung besteht.
Der Bakersteel
Electrum Fund ist ein Artikel 8-Fonds und berücksichtigt ESG-Faktoren bei der
Auswahl der Titel. Wie ist dieses Ziel im Minensektor, der bei Umwelt- und
Menschenrechtsaktivisten nicht den besten Ruf genießt, umsetzbar?
Erst einmal möchte ich
betonen: Ohne Bergbauunternehmen und die von ihnen produzierten Metalle ist der
Kampf gegen den Klimawandel überhaupt nicht zu führen. Schließlich fördern die
Konzerne die Metalle, die die Grundlage für den dringend notwenigen Wandel
sind. Und die Industrie benötigt dafür weiterhin Investitionen, da diese Projekte
sehr teuer sind. Zudem legt Baker Steel
legt großen Wert auf den einen firmeneigenen ESG-Screening- und
Scoring-Prozess, den wir als Instrument sowohl zur Identifizierung von Risiken
als auch als Beitrag zur anhaltenden Outperformance betrachten. Dabei haben wir
festgestellt, dass immer mehr Unternehmen in ihrem Geschäft schon robuste
ESG-Strategien anwenden. 80 Prozent der größten Minenunternehmen haben ohnehin die
Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterzeichnet.
Dennoch wird manch
Anleger verwundert sein, dass etwa der Schweizer Rohstoffgigant Glencore in
Ihrem Portfolio ist, der nicht gerade als grüner Vorreiter in der Branche
bekannt ist.
Glencore ist aber ein sehr
gutes Beispiel für den Wandel in der Industrie. Bis zu diesem Jahr haben wir
den Konzern aus ESG-Bedenken nicht ins Portfolio aufgenommen. Nun gibt es eine
aber eine neue Führung mit einem neuen CEO, die den ESG-Themen sehr offen
gegenübersteht. So will der Bergbaukonzern bis
2050 seine CO2-Emissionen netto auf null senken. Und die Führung hat
tatsächlich einen Wandel eingeleitet, wie wir etwa bei unseren Minenbesuchen
feststellen konnten.
Welcher Sektoren sind
im Portfolio am stärksten vertreten?
Kupferproduzenten und
Förderer von Batteriemetallen machen aktuell beinahe zwei Drittel des
Portfolios aus. Dann folgen Gold- und Silberunternehmen mit einem Anteil von knapp
30 Prozent.
Wie ist Ihr Ausblick
auf 2023 auf den Bergbausektor und die Metallpreise?
Wir blicken vorsichtig
optimistisch auf das nächste Jahr. Chinas 100-prozentige Kehrtwende von einer
radikalen Lockdown-Politik zu einem offensichtlichen und ebenfalls radikalen
Ansatz der Herdenimmunität durch Ansteckung ist gesundheitspolitisch sicherlich
kontrovers, wird aber auch die Produktionsausfälle der vergangenen Monate
deutlich reduzieren und zu mehr Nachfrage nach Rohstoffen führen.
Wir haben darüber hinaus Anzeichen, dass die Rezession in der westlichen
Welt gegebenenfalls weniger stark ausfallen wird, als ursprünglich erwartet,
was ebenfalls gute Nachrichten für die Nachfrage nach Metallprodukten sind;
denken Sie etwa an den Absatz von Elektrofahrzeugen. Trotzdem ist eine sogenannte
„Soft Landing“ nicht garantiert und sollte sich die gesamtwirtschaftliche Lage
schlechter als von uns zurzeit erwartet entwickeln, würde dies auch die
Rohstoffmärkte negativ beeinflussen.
Batteriemetall- und Silberpreise werden unser Ansicht nach in 2023 nach
oben tendieren, da sowohl der Elektrofahrzeug-, als auch der
Photovoltaiksektor, partiell angetrieben durch Subventionen, weiterhin hohe
Nachfrage bei wenig elastischem Angebot generieren wird.
Gold, trotz einer stärkeren Rolle im Technologiebereich, wird primär von
dem Niveau der Realzinsen bestimmt, welches wir für 2023 als sehr niedrig oder
negativ sehen – was positiv für den Goldpreis ist. Die US Fed wird unserer
Ansicht nach nächstes Jahr nur noch sehr vorsichtig die Zinsen weiter anheben
und im Verlaufe des Jahres keine weiteren Erhöhungen vornehmen.
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