ETF Securities: Silber setzt 2018 zur Aufholjagd an

Silber blieb 2017 aufgrund der schwachen Anlegernachfrage zurück. Als defensive Anlage wurde Gold bevorzugt, zugleich kamen die zyklischen Qualitäten von Silber nicht zur Geltung, da Aktien haussierten.Wird Silber 2018 zur Aufholjagd ansetzt?

19.01.2018 | 12:10 Uhr

In unserem Goldausblick vom Dezember 2017 begründeten wir, warum sich Gold unseres Erachtens 2018 weiter seitwärts entwickeln wird. Obwohl es bei der Inflation zu überraschenden Spitzen kommen könnte, was für Gold positiv wäre, würden sich die steigenden Zinsen und ein aufwertender US-Dollar negativ auf Gold auswirken und die Goldpreise mehr oder minder unverändert lassen. Andererseits ist es möglich, dass Silber steigt, da die industrielle Nachfrage zunimmt. Nach der unterdurchschnittlichen Entwicklung des letzten Jahres könnte es gegenüber Gold aufholen.

Silber an Gold gekoppelt?

Unser Silbermodell[i] koppelt die Entwicklung von Silber an Gold. In den vergangenen fünf Jahren korrelierten die monatlichen Silberrenditen zu 83 Prozent mit den monatlichen Goldrenditen. 2017 allerdings schnitt Silber deutlich schlechter als Gold ab. Gold stieg 2017 um 10 Prozent, während Silber das Jahr beinahe an der Stelle beendete, an der es begonnen hatte. Gold schien stärker vom periodischen Aufflackern des geopolitischen Risikos zu profitieren als Silber. Silber hingegen fand im Zuge des anhaltenden Aufschwungs anderer zyklischer Werte, etwa Aktien, wenig Beachtung. So verzeichneten Silber-ETPs 2017 Zuflüsse von nur 6,2 Millionen Unzen. Dies entspricht weniger als einem Siebtel der Zuflüsse von 2016. Ende Dezember 2017 erreichte das Volumen der spekulativen Silber-Kontrakte mit 3545 netto long sogar den tiefsten Stand seit Oktober 2014. Anscheinend konnte Silber weder von seiner Korrelation mit Gold profitieren noch seine zyklischen Qualitäten ausspielen.

Die Gold-Silber-Ratio ist nach wie vor erhöht. Auch wenn sich die Goldpreise 2018 wahrscheinlich seitwärts entwickeln werden, muss Silber noch etwas aufholen.

Industriezyklus

In unserem Silbermodell ist auch die industrielle Nachfrage berücksichtigt. Da über 50 Prozent des Silbers von der Industrie verwendet werden, hat es viele Gemeinsamkeiten mit Industriemetallen, während sich Gold eher wie ein monetärer Vermögenswert verhält.

Im Laufe des vergangenen Jahres sind die globalen Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes durchweg angestiegen. Derzeit wachsen die entwickelten Märkte schneller als die sich entwickelnden Märkte. Die globalen Indizes dürften unseren Erwartungen zufolge weiter zulegen, wenn die positive Dynamik in den Industrieländern auch auf die Schwellenländer übergreift. Nach unserer Überzeugung werden die Einkaufsmanagerindizes zwischen Dezember 2017 und Ende 2018 von 54,5 auf 55,0 bis 55,5 steigen.

Bergbauinvestitionen weiter verhalten

Unser Modell beinhaltet ferner eine Variable für die durch die Silberminen bedingten Angebotsbeschränkungen, für die wir die um 18 Monate vorlaufenden Kapitalinvestitionen (Capex) in die Minen berücksichtigen. Da nur 25 Prozent des Silbers direkt gewonnen werden und die übrigen 75 Prozent beim Abbau anderer Metalle als Nebenprodukt anfallen, ziehen wir nicht nur die Investitionen in die Silberminen, sondern im gesamten Bergbausektor heran.

Der aktuelle Investitionsrückgang im Bergbau ist der einschneidendste seit Beginn der Erhebung unserer Daten 1997. Sein Tempo hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2017 zwar etwas verlangsamt, aber über einen so langen Zeitraum sind die Investitionen in unserem Datensatz bisher noch nicht gesunken.

Aufgrund des Absturzes der Bergbauinvestitionen dürfte sich am Angebotsdefizit bei Silber nichts ändern. Laut den Daten des GFMS/The Silver Institute befindet sich der Silbermarkt sogar seit 2013 im Angebotsdefizit. Auch wenn in ihnen noch nicht die Zahlen von 2017 berücksichtigt sind, sprechen die geringeren Minenvolumina und die höhere Industrienachfrage dafür, dass der Markt trotz der geringeren Investitionsnachfrage ein Defizit aufweisen dürfte.

Börsenbestände wahrscheinlich vor dem Rückgang

Die Bestände der COMEX haben 2017 erheblich zugenommen. Man könnte deshalb meinen, dass die Menge des verfügbaren Metalls gestiegen ist. Der Anstieg ist allerdings zum größten Teil nicht den registrierten, sondern den lieferbaren Beständen geschuldet. Dabei werden lieferbare Silberbestände einfach in einem von der COMEX genehmigten Lager gehalten, ohne dass für sie ein Bezugsschein ausgestellt wurde. Die Besitzer halten das Silber also nicht, um Termingeschäfte abzurechnen (zumindest nicht bis es registriert ist). Der Anstieg der lieferbaren Bestände könnte also daher rühren, dass die Besitzer ihr Silber nur im COMEX-Lager parken wollen, das heißt, dass sie an ihrem Silber festhalten, es aber nicht auf dem Terminmarkt einsetzen. Entsprechend steht es dem Markt auch nicht zur Verfügung. Wir rechnen mit einem Rückgang der Gesamtbestände auf das Niveau von Anfang 2017, da die Anlegernachfrage zum Verkauf animiert.

 

Nitesh Shah, Director – Commodities Strategist

 


[i] Eine Beschreibung unseres Silbermodells findet sich in „Gold und Silber – ähnlich, aber anders“.

Diesen Beitrag teilen: