In der vergangenen Woche waren die Aktienmärkte häufig im Plus. Angesichts der Risiken ist es unserer Ansicht nach aber noch zu früh, Aktien zu kaufen.
01.06.2012 | 10:36 Uhr
US- und japanische Daten tun sich hervor
Es gibt nach wie vor keine Lösung für den krisengeschüttelten spanischen Bankensektor, wo Bankia sehr viel mehr Kapital benötigte als angenommen worden war. Die Renditen spanischer Staatsanleihen stiegen auf über 6,5 %. Die Märkte spekulierten weiter darauf, dass Griechenland gezwungen wird, die Eurozone zu verlassen. Viel hängt vom Ausgang der griechischen Parlamentswahlen am 17. Juni ab. Meinungsumfragen lassen jedoch eine wachsende Unterstützung für Parteien, die das Sparprogramm unterstützen, erkennen.
Es gibt weitere Lichtblicke. Irland und Italien machen beim Abbau ihrer Staatsverschuldung Fortschritte. Die führenden Politiker der Eurozone scheinen ein Einlagensicherungsmodell für die gesamte Region ins Auge gefasst zu haben, um zu verhindern, dass es zu Kapitalabflüssen aus den Peripheriestaaten kommt. Dem ESMRettungsschirm für die Eurozone die Möglichkeit zu geben, die Banken direkt mit Kapital zu versorgen, könnte aber auch eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Krise sein. Vorerst sind wir bei unserer Asset Allokation lieber weiterhin vorsichtig.
Nach dem Ausverkauf verbesserten sich die Aktienbewertungen. Im Vergleich zu den aktuellen Anleiherenditen liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im hohen Bereich und die konjunkturbereinigten KGV sind unseres Erachtens neutral. Europäische Aktien werden attraktiver bewertet als US-Aktien, aber die Risiken für Wachstum und Gewinne sind in Europa höher. Insgesamt sind die Bewertungen aktuell für uns kein zwingender Grund für den Kauf von Aktien.
Wir lösten unsere lange Durationsposition auf, die, aus Portfoliosicht, der Absicherung gegen negative Entwicklungen diente. Unserer Ansicht nach sind die Anleiherenditen nun extrem niedrig. Dieser Schritt sollte auch im Zusammenhang mit unserem Modell-Portfolio betrachtet werden, in dem wir unsere Untergewichtung von Aktien beibehalten wollten.
Die Konjunkturdaten fielen unterschiedlich aus. Während die Eurozone einer technischen Rezession entgehen konnte, ist die Konjunktur noch nicht über den Berg. Der ESI-Index für die Wirtschaftsstimmung fiel stärker als erwartet auf seinen tiefsten Stand seit Oktober 2009, als er sich gerade von den niedrigen Rezessionsständen erholte.
Der kombinierte Einkaufsmanagerindex rutschte unter seinen tiefsten Stand im Jahr 2011. In Frankreich und Deutschland verlor der Einkaufsmanagerindex, während der Index für das Dienstleistungsgewerbe stabil blieb. Der Deutsche IFO-Geschäftsklimaindex ging deutlich zurück und bewegte sich damit nun auf einem Terrain, wo die Erwartungen negativ ausfallen, die aktuelle Bewertung aber nach wie vor positiv ist. Dies deutet auf eine Abkühlung des Wachstums hin. In Frankreich deutet der Insee-Geschäftsklima-Indikator auf keinerlei Wachstum hin.
Die US-Daten fielen positiver aus. Das Verbrauchervertrauen hat sich eindeutig vom Rückgang im vergangenen Jahr erholt; regionale Messungen des Geschäftsklimas deuten auf einen niedrigeren Stand des ISMEinkaufsmanagerindex hin (geplante Veröffentlichung am 1. Juni). Zahlen zum Hausbausektor sind insgesamt ermutigend ausgefallen: Verkäufe neuer und bestehender Häuser legten zu; die Durchschnittspreise für bestehende Häuser stiegen im zweiten Monat in Folge sprunghaft an. Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter waren nur leicht im Plus, was den Schluss zuließ, dass die Investitionen von Unternehmen in Ausrüstung und Software nicht sofort steigen werden.
Das japanische BIP wuchs im ersten Quartal um 1 % im Vergleich zum vorherigen Quartal (nicht annualisiert); Privatkonsum, staatliche Investitionen und Nettoexporte verliehen ihm Auftrieb. Die jährlichen Wachstumsraten erholten sich nach dem Erdbeben und Tsunami im letzten Jahr deutlich und ließen das BIP im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 % und die Industrieproduktion im März um 14,2 % ansteigen. Unserer Ansicht nach wird diese Geschwindigkeit nicht anhalten: mehrere Frühindikatoren deuten auf ein bescheidenes Wachstum hin, der Außenhandel hat mit einem starken Yen zu kämpfen, die Nachfrage aus Europa ist schwach und einige asiatische Volkswirtschaften kühlen ab.
In China haben zwei PMI-Indizes die Abkühlung des Wachstums bestätigt. Ein Konjunktureinbruch könnte verhindert werden, da der Staat umfassenden Spielraum zur Wachstumsförderung hat. Der offizielle Zinssatz könnte bald gesenkt werden. Des Weiteren nehmen die Spekulationen über ein Konjunkturpaket bedeutenden Umfangs zu.
Leider verfügt Indien über weniger Optionen zur Förderung des Wachstums. Es hat ein beträchtliches Staatsdefizit angehäuft und die Inflation ist in der letzten Zeit angestiegen. Ein Silberstreifen am Horizont könnte sein, dass sowohl der Einkaufsmanagerindex als auch der Index für das Dienstleistungsgewerbe zugelegt haben. Dennoch wurden die Abwärtsrisiken im rückläufigen indischen Aktienindex und dem Wertverlust der Rupie in den letzten Monaten offenbar.
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