Stiftungen haben es gegenwärtig nicht leicht. Nachdem das Vermögen deutscher Stiftungen durch die Finanzkrise 2008 zumindest temporär um rund sechs Milliarden Euro schrumpfe, kämpfen diese nun infolge des Niedrigzinsumfeldes mit sinkenden Renditen.
12.08.2021 | 07:20 Uhr
Und dennoch ist die Zahl der Stiftungen in Deutschland mit fast 24.000 höher als jemals zuvor.
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.), 2021, S. 13
Früher war alles einfacher: Man kaufte eine Bundesanleihe, mit der ausreichende Erträge ausgeschüttet wurden sowie die Inflationsrate ausgeglichen werden konnte. Stiftungsportfolios kamen gut ohne Aktien aus, warum sollte man sich auch unnötigen Risiken aussetzen?
Verteilung der Stiftungseinnahmen (in Prozent), Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.), 2021, S. 22
Heute ist alles anders, denn nun, da
die letzten höherrentierlichen Anleihen mit guter Bonität ausgelaufen sind,
sitzen Stiftungen auf Liquidität. Oftmals fehlt es jedoch noch an einem Plan,
wie Stiftungsmittel zukünftig investiert werden können. Bundesanleihen oder
andere sichere Häfen bieten keinen Zins mehr. Im Gegenteil: statt Zinsen
einzustreichen, kostet die Überlassung von Geldern sogar. Auch die Liquidität
auf dem Festgeldkonto zu parken, ist sicher keine Alternative. Nicht nur, weil
dadurch langfristig verbotenerweise die Leistungsfähigkeit der Stiftung
angegriffen würde, sondern auch, weil eine solche Praxis haftungsrechtliche
Auswirkungen mit sich bringen könnte.
Ausweichen können Stiftungen auf Anleihen von Schwellenländern und Unternehmen.
Das höhere Risiko können sie sich durch höhere Zinsen vergüten lassen. Klar ist
aber auch: die ehemals mündelsichere Anleihe gibt es nicht mehr. Bei der
Entscheidung für oder gegen eine Anleihe sollte daher die Liquidität der
Anleihe berücksichtigt werden. Nur ein breiter Markt ermöglicht eine faire
Preisbildung, sodass Anleihen im Zeitverlauf auch wieder veräußert werden
können.
Infrage kommen selbstverständlich auch Immobilien. Untersuchungen zeigen jedoch, dass es kleinen Stiftungen häufig an Geld für Immobilieninvestments fehlt, aber auch die Suche nach einer geeigneten Immobilienanlage gestaltet sich schwierig. Hinzu kommt das extrem hohe Preisniveau von Immobilien und die nicht Schritt haltenden Mietpreise.
Was bleibt, sind Aktien, in die
derzeit bereits über 20 Prozent der Stiftungen investieren. Über die
Aktienquote in einem Stiftungsportfolio kann man sich hervorragend streiten,
denn hier gehen die Meinungen weit auseinander. Wie hoch die Aktienquote zu
sein hat, ist individuell unterschiedlich und oftmals abhängig von Anlagerichtlinie,
Stiftungssatzung, aber auch von der Zusammensetzung des Entscheidungsgremiums.
Entscheider, die oft ehrenamtlich tätig sind, sollen sich bei ihren
Investitionsentscheidungen wohlfühlen. Auch deshalb kann es ratsam sein,
externe Vermögensverwalter hinzuzuziehen, denn knapp 50 Prozent der
Stiftungserträge stammen aus der Vermögensverwaltung.
Auch wenn Stiftungen vom Grundsatz der Ewigkeit geprägt sind, fühlen diese sich
zumeist mit großen Kursverlusten in turbulenten Marktsituationen nicht wohl. So
können zwar große Einbußen ausgesessen werden, sinnvoller erscheint es dennoch,
ein Risikomanagement aufzubauen, welches starke Verluste nach Möglichkeit
vermeidet. Ein systematisches Risikomanagement reduziert nicht nur das Risiko
des Gesamtportfolios, sondern vermeidet gleichzeitig schmerzhafte schwarze
Schwäne.
Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, sich dem Risikomanagement zu nähern. Eine davon ist beispielsweise ein systematischer Airbag, der wie ein Kragen um die einzelnen Aktienpositionen gelegt wird und das Portfolio in Krisenzeiten wie eine Leitplanke auf Linie hält, unabhängig von der Höhe der Verluste des Gesamtmarkts. Dadurch vermeidet man schwere Kursstürze, die einschneidende und dauerhafte Spuren im Portfolio hinterlassen. Ein solcher Airbag muss kein Geld kosten, denn damit sind keine direkten Kosten verbunden. Es entstehen ausschließlich Opportunitätskosten, also entgangene Gewinne, wenn eine Aktie innerhalb eines Monats außergewöhnlich steigt. Diese Opportunitätskosten sind jedoch hinnehmbar, vergegenwärtigt man sich, dass der Fokus der Vermögensverwaltung von Stiftungen nicht auf Gewinnmaximierung um jeden Preis ausgerichtet ist.
Bei Aktieninvestments sind für Stiftungen vor allem regelmäßige Ausschüttungen wichtig, damit der Stiftungszweck wie gewohnt erfüllt werden kann. Üblicherweise spricht man von Dividenden aus Substanzwerten, mit denen planbare Einnahmen erzielt werden können. Dabei sind Dividendentitel nicht die einzige Möglichkeit, am Kapitalmarkt zu investieren. Der Risikoprämienmarkt bietet gleichermaßen attraktive Strategien, mit deren Hilfe sich Erträge von bis zu einem Prozent im Monat verdienen lassen. Darüber hinaus werden sämtliche Positionen gegen Extremrisiken abgesichert. Vergleichen lässt sich dies mit einer Rückversicherung in der Versicherungsbranche. Derartige Strategien liefern deutlich mehr Erträge, als es klassische Buy-and-hold-Strategien können. Notwendig dafür ist die Bereitschaft von Stiftungen, sich mit innovativen Konzepten auseinanderzusetzen, und der Mut, diese Anlageklasse zu erschließen.
ÜBER DEN AUTOR
Norbert Wolk, geboren 1963 im Rheinland,
absolvierte sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen
Universität Münster und beschäftigte sich bereits in seiner Diplomarbeit mit
dem Thema „Risikomanagement mit Optionen auf Aktien“, wodurch er sich bereits
in frühen Jahren auf dieses spezielle Kapitalmarktthema spezialisierte. Nach
erfolgreichen Stationen bei der Deutschen Bank, Sal. Oppenheim und weiteren
Wertpapierhandelshäusern wechselte er 2012 ins Consulting /
Portfoliomanagement. 2020 gründete Wolk die Barbarossa asset management GmbH,
die den Barbarossa Europäischer Stiftungsfonds Anfang 2021 lancierte. Neben
beständigen Renditen hat der Fonds das Ziel, Anlegern eine funktionierende und
verlässliche Absicherung gegen Extremrisiken zu ermöglichen.
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