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Anleger setzen weiter auf Aktien und Private Equity

Johanna Kyrklund, Chief Investment Officer bei Schroders.
Umfrage

Trotz Unsicherheit über die US-Wahlen zeigen Anleger weltweit verstärkt Interesse an globalen Aktien und Private Equity, wie der aktuelle Schroders Global Investor Insights Survey zeigt. In Deutschland stehen dabei die Sorgen um Verschuldung und politische Risiken im Vordergrund, während Investments in Private Markets immer beliebter werden – ein Trend, der international und auch hierzulande an Bedeutung gewinnt.

01.11.2024 | 12:15 Uhr

Die Schlagzeilen rund um die zahlreichen Wahlen in diesem Jahr drängen die großen Trends nicht in den Hintergrund – über Aktien und Private Markets-Investitionen wollen internationale Anlegerinnen und Anleger verstärkt in die Gewinner der Deglobalisierung, des demografischen Wandels und der Dekarbonisierung (auch „3D Reset“ genannt) investieren. Das belegt die diesjährige Flaggschiff-Studie des Asset Managers Schroders, die Schroders Global Investor Insights Survey.

Über 3000 Menschen wurden befragt

An der richtungsweisenden Umfrage nahmen weltweit fast 3.000 Anlegerinnen und Anleger verschiedenster Institutionen teil, die insgesamt ein Vermögen von rund 74,5 Billionen US-Dollar verantworten. Für die alljährlich durchgeführte Studie werden die Antworten von Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Family Offices, Stiftungen, öffentlichen Institutionen, Gatekeepern (institutionellen Beratungsgesellschaften) sowie Vermögens- und Finanzberaterinnen sowie Finanzberatern ausgewertet.

Zentralbanken und Abschwung im Fokus

Wie die diesjährigen Ergebnisse zeigen, sorgen sich die Befragten stärker um die Auswirkungen der Zentralbankpolitik (70 %), hohe Zinsen (68 %) und einen möglichen Wirtschaftsabschwung (62 %) als um die Folgen der zahlreichen Wahlen, die in diesem Jahr rund um den Globus stattfinden. Auch unter den deutschen Befragten (139) gibt die Mehrheit (71 %) an, dass das Vorgehen der Zentralbanken die Performance ihrer Portfolios am ehesten beeinflussen dürfte, gefolgt von der Möglichkeit eines Wirtschaftsabschwungs (64 %). Je 60 Prozent nannten die geopolitische Lage und hohe Zinsen als Einflussfaktor.

Staatsverschuldung besorgt

Mit Blick auf die politischen Entwicklungen belegen die internationalen Umfrage­ergebnisse, dass sich Anlegerinnen und Anleger vor allem um die Auswirkungen globaler Bündnisse in Politik und Handel (44 %) sowie einer hohen Staatsverschuldung (35 %) auf ihre Investments sorgen. Unter den deutschen Anlegerinnen und Anlegern standen diese Aspekte für 45  bzw. 29 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmern an der Spitze der Einflussfaktoren.

Grafik
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Glauben Sie, dass die in diesem Jahr weltweit stattfindenden Wahlen Ihre Risikobereitschaft/Positionierung bei Investitionen beeinflussen werden?

Johanna Kyrklund, Chief Investment Officer bei Schroders, sagt:„Für aktive Asset Manager ist es von entscheidender Bedeutung, auf Fundamentaldaten fokussiert zu bleiben und sich nicht von Schlagzeilen lenken zu lassen. Die Weltwirtschaft entwickelt sich im Großen und Ganzen positiv und der Inflationsdruck lässt nach, so dass die Notenbanken die Zinsen senken, und das wiederum wirkt sich positiv auf die Aktienkurse aus.

Die wichtigste Wahl des Jahres findet sicherlich in den USA statt. Doch auch hier sollte man bedenken, dass sich politische Veränderungen üblicherweise erst auf lange Sicht auswirken. Diese langfristigen Entwicklungen sollte man im Blick behalten, statt kurzlebigen Trends hinterherzujagen – und das tun wir.

Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen auch deutlich das Spannungsfeld, in dem sich Notenbanker:innen und Politiker:innen befinden: Das Thema Inflationsrisiken bereitet genauso vielen Teilnehmer:innen unserer Umfrage Sorgen wie das Thema hohe Zinsen. Für viele große Volkswirtschaften stellt zudem die hohe Staatsverschuldung ein zentrales Problem dar. Die Privatwirtschaft hat die Covid-Pandemie zwar im Großen und Ganzen gut überstanden, aber der öffentliche Sektor in vielen Ländern befindet sich weiterhin in einem weniger guten Zustand. Anleger:innen sollten daher darauf achten, ob die wachsenden Schuldenberge letztlich zu einer Belastung für die Anleihemärkte werden.“

Sorge vor hoher Inflation und Wachstumsrückgang

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage bezeichnen makroökonomische Faktoren als größtes Risiko für die Wertentwicklung festverzinslicher Investments: eine unerwartet hohe Inflation oder ein Wachstumsrückgang (62 %), das Vorgehen der Notenbanken (60 %) und politische Risiken (57 %). Deutsche Anlegerinnen und Anleger wiederum betrachten die Gesamtverschuldung und mögliche Auswirkungen auf die Fiskal- und Geldpolitik als größte Bedrohung (58 %), dicht gefolgt von politischen Risiken (57 %) und makroökonomischen Risiken (55 %).

Mehr als die Hälfte will stärker in Aktien investieren

Mehr als die Hälfte (51 %) der international befragten Anlegerinnen und Anleger und 50 % der deutschen Anlegerinnen und Anleger geben an, dass sie in den kommenden ein bis zwei Jahren verstärkt in globale Aktien investieren werden. Interessanterweise möchte fast die Hälfte (44 %) der Anlegerinnen und Anleger weltweit das Engagement in aktiv gemanagte Aktienprodukte erhöhen, auch thematische Aktieninvestments stoßen auf großes Interesse (39 %). Unter den deutschen Anlegerinnen und Anleger ist das Interesse an aktiven Strategien und thematischen Investments sogar noch höher (46 % bzw. 43 %).

Graf
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Wie wird sich Ihrer Meinung nach Ihre Aktienallokation in den nächsten 1-2 Jahren entwickeln?

Bei thematischen Anlagen stehen für institutionelle Anlegerinnen und Anleger und Gatekeeper Investments mit Bezug auf die Energiewende an erster Stelle (global: 30 %, Deutschland: 36 %). Konkret geben Anlegerinnen und Anleger an, dass die Dekarbonisierung ihres Portfolios, die Diversifikation (beide 41 %) sowie die Aussicht auf eine auskömmliche Rendite (38 %) die größten Anreize darstellen, um in die Energiewende zu investieren. Bei den deutschen Teilnehmerinne und Teilnehmern der Umfrage steht für 55 % die Diversifikation im Vordergrund, gefolgt von der Dekarbonisierung (49 %).

Alex Tedder, Co-Head of Equities bei Schroders, kommentiert:

„Es ist interessant zu sehen, dass die Perspektiven für aktive Asset Manager insgesamt sehr positiv eingeschätzt werden. Die Aktienmärkte wurden in diesem Jahr von einer kleinen Anzahl von Unternehmen dominiert, vor allem in den USA, wo die Themen Technologie und KI eine starke Rolle spielen. Durch die Zinswende hat aber seit Juli eine Neubewertung an den Märkten stattgefunden. Deswegen könnte nun die Zeit gekommen sein, sich Sektoren anzuschauen, die zuvor nicht sehr hoch in der Gunst der Anleger:innen standen und die nun attraktiv bewertet sind. In Zeiten niedriger Inflation und Zinsen werden Investments in beispielsweise Versorger, REITS, Biotechnologie und Alternative Energieunternehmen interessanter. Das ist genau die Situation, in denen aktive Fondshäuser schneller als andere handeln und frühzeitig in die potenziellen Gewinner von morgen investieren können.“

Mehr als 80 Prozent investieren schon in Private Markets

Interessant sind auch die Erkenntnisse der Studie bezüglich Investments in die Private Markets. Mehr als 80 % der Anlegerinnen und Anleger investieren bereits in Private Markets oder planen, dies demnächst zu tun. Bei institutionellen Anlegerinnen und Anlegern gelten diese Assets inzwischen als Kernbestandteil des Portfolios. Als Hauptgründe für die Allokation in Private Markets verweisen die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer auf die Erwartung höherer Renditen sowie eine stärkere Diversifizierung ihres Portfolios im Vergleich zu börsennotierten Investments. 

Mehr Private Equity Investments geplant

Mehr als die Hälfte (53 %) aller Befragten weltweit beabsichtigt, in den kommenden zwölf Monaten mehr in Private Equity zu investieren, 42 Prozent wollen ihr Investment in Private Debt ausbauen und 45 Prozent ihre Anlagen in Renewable Infrastructure Equity. Bei den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Umfrage stand Renewable Infrastructure Equity mit 49 Prozent an der Spitze, gefolgt von Private Equity (45 %) und Infrastructure Debt (40 %).

Grafik1
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In welche Anlagethemen und/oder Sektoren wollen Sie in den nächsten ein bis zwei Jahren aktiv über Private Markets investieren?

Georg Wunderlin, CEO bei Schroders Capital, sagt:

„Mit kreativen, langfristigen Investments in Private Markets lassen sich die grundlegenden, strukturellen Veränderungen unserer Gesellschaft finanzieren – forciert durch die Trends Dekarbonisierung, Deglobalisierung, Demografie und die KI-Revolution. Anleger:innen sehen das Potenzial, mit Investments in Private Markets positive Veränderungen in der Gesellschaft zu befördern und damit auch eine höhere Rendite zu erzielen.

Darüber hinaus werden Private Assets als Instrument der Diversifizierung geschätzt. Nach der Zinswende befinden sich Private Markets-Anlagen am entscheidenden Wendepunkt. In Zukunft wird die Fähigkeit guter Asset Manager, Private Assets-Deals zu identifizieren, durchzuführen und diese Investments zu managen, stärker als bisher den Unterschied machen. Folglich müssen Anleger:innen ihre Asset Manager gut auswählen und mit eben denen zusammenarbeiten, die diese Fähigkeiten besitzen und ein Investment effizient begleiten.

Dabei dürfen nicht allein institutionelle Anleger:innen die Möglichkeit haben, von den Vorteilen der Private Markets zu profitieren, diese müssen auch Privatanleger:innen zugänglich sein. Durch ein erweitertes Angebot an Fondsprodukten für Endanleger:innen hat sich der Zugang für Privatanleger:innen zu Private Markets-Anlagen über die vergangenen Jahre erheblich verbessert. Wir betrachten es als wichtige Aufgabe, diesen Trend fortzuführen.“ (jk)

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