Die zehnte Ausgabe des UBS Billionaire Ambitions Reports zeigt, das dass Gesamtvermögen der Milliardäre in den vergangenen zehn Jahren um 121 Prozent gewachsen ist und übertraf damit die Performance der globalen Aktienmärkte. Gleichzeitig stieg die Zahl der Milliardäre von 1.757 auf 2.682. Besonders US-Milliardäre profitierten 2024 und festigten die USA als globales Zentrum milliardenschwerer Unternehmer.
05.12.2024 | 09:16 Uhr
Die Schweizer UBS hat den zehnten UBS Billionaire Ambitions Report veröffentlicht. Die Studie betrachtet die Vermögensentwicklung von mehr als 2.500 Milliardären in Nord- und Südamerika, EMEA und APAC über die letzten 10 Jahre. Zudem flossen die Ergebnisse einer UBS Kundenbefragung unter Milliardären aus den wichtigsten Regionen der Welt ein.
Zehnjähriges Jubiläum
„Seit zehn Jahren dokumentiert der Report das Wachstum und die Investition großer Vermögen mit Blick auf die Weitergabe an zukünftige Generationen oder ihrem positiven Einfluss auf die Gesellschaft“, sagt Benjamin Cavalli, Head of Strategic Clients bei UBS Global Wealth Management. „Zum Jubiläum der Studie blicken wir auf die zehn Jahre zurück und identifizieren die wichtigsten Entwicklungen im Vermögen von Milliardären.“
Der globale Vermögensaufbau stagniert
Zwischen 2015 und 2024 stieg das Gesamtvermögen von Milliardären weltweit um 121Prozent von 6,3 Billionen auf 14 Billionen USD. Zum Vergleich: der MSCI AC World Index für globale Aktien verzeichnete im selben Zeitraum mit 73% einen geringeren prozentualen Zuwachs. Die Zahl der Milliardäre weltweit wuchs in dieser Zeit um mehr als die Hälfte von 1.757 auf 2.682. Ihren bisherigen Höchstwert erreichte die Zahl der Milliardäre im Jahr 2021 mit weltweit 2.686; seitdem stagniert die Entwicklung.
Vermögen wuchs um zehn Prozent jährlich
Von 2015 bis 2020 wuchs das Vermögen von Milliardären weltweit mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von zehn Prozent. Seit 2020 stagniert dieses Wachstum bei einer Jahres-Rate von ein Prozent. Während in dieser Periode bei Milliardären in den USA, EMEA und Teilen Asiens, vor allem in Indien, eine weitere Expansion zu beobachten war, wurden die Auswirkungen der Dynamik und Konsolidierung der Vermögen chinesischer Milliardäre deutlich. Deren Vermögen hatte sich von 2015 bis 2020 mehr als verdoppelt und stieg um 137,6 Prozent von 887,3 Milliarden USD auf 2,1 Billionen USD. Seither ist es um 16 Prozent auf 1,8 Billionen USD gefallen. Gleichzeitig blieb die Gesamtzahl der Milliardäre in China stabil.
US-Milliardäre werden immer reicher
Im Gegensatz dazu hat sich das Vermögen der nordamerikanischen Milliardäre weiter vermehrt. Von 2015 bis 2020 wuchs ihr Vermögen von 2,5 Billionen USD auf 3,8 Billionen USD. Von 2020 bis 2024 stieg es erneut um 58,5 Prozent auf 6,1 Billionen USD, angeführt von Industrie- und Tech-Milliardären.
In Europa ist das Wachstum langsamer
In Westeuropa hat sich die Entwicklung des Vermögensaufbaus seit 2020, im Kontext höherer Zinsen, leicht verlangsamt. Von 2015 bis 2020 stiegen die Vermögen von 1,5 Billionen auf 2,1 Billionen USD. Bis 2024 folgte ein Anstieg auf 2,7 Billionen USD, angeführt von Tech-Milliardären aus den Bereichen Software, Messaging und Musikstreaming.
Tech ist seit zehn Jahren führend
Während sich im Laufe der letzten zehn Jahre regionale Unterschiede herauskristallisiert haben, spielten Tech-Unternehmer in der Weltwirtschaft eine stetig wachsende Rolle. Infolgedessen wuchs das Vermögen der Tech-Milliardäre von allen Sektoren am schnellsten und verdreifachte sich von insgesamt 788,9 Milliarden USD im Jahr 2015 auf 2,4 Billionen USD im Jahr 2024.
Während vor einigen Jahren noch Bereiche wie E-Commerce, soziale Medien und digitale Zahlungen im Fokus neuer Milliardäre zur Kommerzialisierung standen, gewinnen derzeit der Boom der generativen KI sowie Cybersicherheit, Fintech, 3D-Druck und Robotik an Bedeutung. Milliardäre aus der Industriebranche haben ihr Vermögen um den zweitgrössten Betrag gesteigert – von 480,4 Milliarden auf 1,3 Billionen USD. Diese Entwicklung ist auf nationale Investitionen zurückzuführen, die der Stärkung von Wettbewerbsvorteilen, insbesondere im Feld der grünen Wirtschaft, der Bewältigung demografischer Herausforderungen und dem wirtschaftlichen Trend des Reshoring dienen. Industriepolitische Eingriffe kommen technologisch fortschrittlichen Unternehmen wie Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Elektrofahrzeugherstellern zugute.
Immobiliensektor hängt zurück
Der Sektor, der allen anderen hinterherhinkt, ist der Immobiliensektor. Bis 2017 entwickelten sich die Vermögen der Immobilienmilliardäre im Einklang mit anderen globalen Sektoren. Seitdem blieben sie deutlich dahinter zurück. Mögliche Erklärungen sind die Kombination aus Chinas Immobilienkorrektur, den durch Covid-19 verursachten Umwälzungen bei Teilen der Gewerbeimmobilien und höhere Zinssätze in den USA und Europa ab 2022.
Milliardäre wollen stark in Gold investieren
Die Ansichten der Milliardäre über Anlageklassen ändern sich zu einer Zeit, in der die Zinssätze sich in den USA und Europa zu lockern scheinen, was das Wirtschaftswachstum stützen könnte. Für die kommenden 12 Monaten beabsichtigen 43 Prozent der Milliardäre, ihr Engagement in Immobilien und 42 Prozent in Aktien aus Industrieländern zu verstärken. Gleichzeitig investieren sie jedoch vermehrt in vermeintlich sichere Häfen. Die Umfrage ergab, dass 40 Prozent beabsichtigen, ihr Engagement in Gold / Edelmetallen über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu erhöhen, und 31Prozent in Barreserven. Dies könnte die Befürchtungen über erhöhte geopolitische Risiken und Aktienmarktbewertungen widerspiegeln.
Direkte Private-Equity-Beteiligungen bevorzugt
Betrachtet man hingegen alternative Anlagen, zeigen die Ergebnisse, dass Milliardäre weiterhin in diese investieren – höchstwahrscheinlich zur Diversifizierung – hierbei jedoch mit einigen Veränderungen. Während 38 Prozent nach wie vor beabsichtigen, ihre direkten Private-Equity-Beteiligungen zu erhöhen, planen nur 28 Prozent die Aufnahme von Private-Equity-Fonds / Dachfondsbeteiligungen, wobei 34 Prozent beabsichtigen, diese zu verringern. Investitionen in Infrastruktur beabsichtigen 26 Prozent zu erhöhen und mehr als ein Drittel (35%) in private Debt. Hedgefonds hingegen scheinen weniger beliebt zu sein: 27 Prozent beabsichtigen, ihre Investitionen zu verringern, während 23 Prozent eine Erhöhung anstreben. Von den befragten Milliardären gaben 32 Prozent an, ihren Anteil an Kunst und Antiquitäten erhöhen zu wollen. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wert aus dem Vorjahr (11%).
Milliardäre verlegen gerne ihren Wohnsitz
Die Covid-19-Pandemie hat viele Menschen dazu veranlasst, ihre Lebensverhältnisse neu zu bewerten. Auch Milliardäre stellten hier keine Ausnahme dar. Mit über Landesgrenzen verteilten Immobilien, Familienmitgliedern und Unternehmen, stieg seit 2020 auch die Anzahl an Milliardären, die ihren Wohnsitz in ein anderes Land verlegten. Von insgesamt 2.682 Milliardären (Stand April 2024) traf dies auf insgesamt 176 Personen zu (einer von 15).
Beliebte Zielländer sind dabei die Schweiz, die Vereinigten Arabischen Emirate, Singapur und die Vereinigten Staaten. Insgesamt sind in vier Jahren Milliardäre mit einem Vermögen von mehr als 400 Milliarden USD ausgewandert, wobei die MEA-Region das meiste Milliardärs-Kapital anzieht.
Grosse regionale Unterschiede
US-Milliardäre erzielten im Jahr 2024 die größten Zuwächse und festigten damit die Position des Landes als wichtigstes Zentrum für Milliardäre und Unternehmer weltweit. Ihr Vermögen stieg um 27,6 Prozent auf 5,8 Billionen USD und machte damit mehr als 40 Prozent des weltweiten Milliardärs-Vermögens aus. Die Zahl der US-Milliardäre wuchs weniger stark um 11,2 Prozent auf 835. Den 101 Menschen aus den USA, deren Vermögen die Milliardenschwelle überschritt, stehen 20 Personen gegenüber, deren Vermögen unter eine Milliarde sank.
19 neue Milliardäre in Mittel- und Südamerika
Auch Milliardäre in Mittel- und Südamerika verzeichneten ein erfolgreiches Jahr. In Brasilien stieg die Gesamtzahl der Milliardäre auf 60 (mit 19 neuen Milliardären), das Vermögen legte um 37,7 Prozent auf 154,9 Milliarden USD zu. In ganz Mittel- und Südamerika wuchs das Vermögen von Milliardären um 20,8 Prozent auf 411,4 Milliarden USD, während ihre Zahl von 74 auf 92 stieg. In der gesamten Region Amerika stieg die Zahl der Milliardäre von 867 auf 973. Ihr Vermögen wuchs um 26,9 Prozent auf 6,5 Billionen USD.
Milliardäre in China auf dem Rückzug
In der Region APAC zeigt sich ein gemischtes Bild. Das Vermögen von Milliardären aus dem chinesischen Festland und der Sonderverwaltungszone Hongkong sank um 16,8 Prozent auf 1,8 Billionen USD, während ihre Zahl von 588 auf 501 sank. In einem Markt mit einer hohen Abwanderungsrate von Milliardären fiel das Vermögen von 138 Personen unter eine Milliarde, während 53 Personen neu zu Milliardären wurden. Das Vermögen indischer Milliardäre stieg um 42,1 Prozent auf 905,6 Milliarden USD, während ihre Zahl von 153 auf 185 stieg. 40 Menschen wurden vor dem Hintergrund steigender Aktienkurse und eines rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs neu zu Milliardären. In der APAC-Region flachte das Vermögenswachstum bei Milliardären ab; die Vermögen stiegen um lediglich 1,8 Prozent auf 3,8 Billionen USD. Die Zahl der Milliardäre sank von 1.019 auf 981.
Zahl der Milliardäre in EMEA steigt
In der Region EMEA legte das Milliardärs-Volumen um 16 Prozent auf 2,7 Billionen USD zu; die Zahl der Milliardäre stieg um 70 auf 728. Das gesamte Vermögen westeuropäischer Milliardäre wuchs um 16% auf 2,7 Billionen USD, was teilweise auf den Anstieg der Vermögen Schweizer Milliardäre um 23,8 Prozent zurückzuführen ist. Die Zahl der westeuropäischen Milliardäre stieg von 456 auf 495.
Im Nahen Osten und in Afrika stieg das Gesamtvermögen der Milliardäre der VAE um 39,5 Prozent auf 138,7 Milliarden USD, wobei die Zahl der Milliardäre um einen von 17 auf 18 wuchs.
Vor allem neue „Selfmade-Milliardäre“
Die neuen Milliardäre des Jahres waren überwiegend „Selfmades“. Von 268 Erst-Milliardären waren 60 Prozent Unternehmer. Im Vergleich zum letztjährigen Bericht kehrt sich damit die Position um: damals stellten die meisten neuen Milliardäre Mehrgenerationen-Milliardäre dar, die ihr Vermögen geerbt hatten. Aufgrund der zunehmenden Dynamik des großen Vermögenswandels ist jedoch davon auszugehen, dass der Anteil der Mehrgenerationen-Milliardäre zunehmen wird.
Was kommt auf uns zu?
Mit Blick auf die nächsten zehn Jahre stehen Milliardäre vor unsicheren Zeiten. Es ist offensichtlich, dass die Regierungen ein Gleichgewicht zwischen fiskalischer Beständigkeit und steigendem Ausgabenbedarf finden müssen. Das betrifft insbesondere solche, die mit einer Alterung der Bevölkerung konfrontiert sind. Gleichzeitig werden die geopolitischen Spannungen hoch bleiben und es wird Hindernisse für den internationalen Handel geben. Vor diesem Hintergrund werden milliardenschwere Unternehmer bestimmte Kompetenzen benötigen, die in einer früheren Ausgabe dieses Berichts als Schlüssel zu ihrem Erfolg identifiziert wurden: intelligente Risikobereitschaft, Geschäftsfokus und Entschlossenheit.
Tech wird auch weiterhin eine große Rolle spielen
Ausgehend von der in diesem Bericht nachgezeichneten Entwicklung der vergangenen zehn Jahren, werden risikofreudige Milliardäre eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Etablierung von zwei zukunftsweisenden Technologiebereichen spielen: generative KI, die Elektrifizierung und erneuerbare Energien. Der diesjährige Bericht zeigt, wie die CEO-Gründer von Tech-Unternehmen bereits eine Vorreiterrolle einnehmen und ihre Visionen mit hoher Überzeugung und Risikobereitschaft verfolgen.
Milliardäre werden mobiler
In einer Welt, in der die Familien von Milliardären vielschichtiger und mobiler werden, wird sich die Vermögensplanung weiterentwickeln. Sie wird verstärkt einfache und global orientierte Lösungen fordern, die trotz komplexen und sich global erstreckender Familienstrukturen Flexibilität ermöglichen, wenn sich Familien von Zeit zu Zeit dazu entscheiden, ihren Wohnsitz in ein anderes Land zu verlegen. Zudem wird eine stärkere Fokussierung auf die Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder stattfinden, um den individuellen Stärken und Ambitionen gerecht zu werden. Die Governance der Familie wird dabei nach wie vor von zentraler Bedeutung sein, insbesondere unter Einbeziehung der nächsten Generationen.
Vererben wird nun ein wichtiges Thema
In den zehn Jahren der Studie haben Mehrgenerationen-Milliardäre insgesamt 1,3 Billionen USD geerbt. Dieser Betrag unterschätzt das Gesamterbe, da viele Erben selbst nicht Milliardäre geworden sind. Mit Blick auf die Zukunft ist damit zu rechnen, dass Milliardäre ab einem Alter von 70 Jahren in den nächsten 15 Jahren 6,3 Billionen USD transferieren werden. Den Großteil davon an Familienmitglieder, aber auch an wohltätige Zwecke. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der Schätzung für 2023 von 5,2 Billionen USD über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren, was auf die Inflation der Vermögenspreise und die Alterung der Milliardäre zurückzuführen ist. (jk)
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