Wir erleben derzeit einen tiefgreifenden Wandel, der auf eine ganze Reihe von Bestrebungen zurückzuführen ist. Eine davon zielt darauf, die sozialen Ungleichheiten zu verringern und eine integrativere Gesellschaft zu ermöglichen.
07.04.2022 | 09:02 Uhr
Wäre dieses Vorhaben erfolgreich, so würden sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für alle verbessern. Außerdem würde die Wirtschaft sich positiv entwickeln, was erhebliche Anlagechancen im Gepäck hätte.
Häufig wird Technologie als Wegbereiter für mehr soziale Gerechtigkeit gesehen. Technologie hat nicht nur die Art und Weise von Grund auf verändert, wie wir unseren Alltag leben, sondern ist heute auch die Branche, die am Markt am höchsten bewertet ist. Die globale Digitalwirtschaft umfasst gemäß Schätzungen 11,5 Billionen US-Dollar, was 15,5 Prozent des globalen BIP entspricht. Zudem ist sie in den letzten 15 Jahren zweieinhalbmal schneller als das globale BIP gewachsen.1
Offensichtlich beschleunigt sich der Wandel durch Technologie immer mehr – aber ist dies für alle Teile der Gesellschaft positiv? Oder lässt die Technologie die soziale Schere noch weiter aufgehen? Und sollte dies der Fall sein, inwiefern sollten Anleger dies berücksichtigen?
Technologie hat unser Leben in diesem Jahrhundert grundlegend verändert. Seit es Smartphones gibt, müssen wir nicht mehr mehrere schwere Geräte mit uns herumtragen und haben trotzdem von fast überall Zugriff aufs Internet – dies über fast alle gesellschaftlichen Gruppen und geografischen Regionen hinweg. Derzeit nutzen mehr als 6,5 Milliarden Menschen weltweit Smartphones und damit sage und schreibe 83,9 Prozent der Weltbevölkerung.2
Die Zahl der Smartphone-Nutzer weltweit wächst, dies auch in den Schwellenländern, wo vor allem die jüngere Generation zunehmend Smartphones nutzt.
Soziale Medien haben bislang marginalisierten
Gruppen eine Stimme verliehen und eine Plattform verschafft. So haben
sie dazu beigetragen, dass sich Bewegungen wie #MeToo, Black Lives
Matter und der Arabische Frühling formieren konnten. Cloud Computing
ermöglicht es kleinen, regional tätigen Unternehmen, in Konkurrenz zu
größeren Firmen zu treten, weil es die Geschäftsgründung und
-entwicklung erleichtert. Außerdem können auch kleine Marktteilnehmer
online einen viel größeren Kundenkreis erreichen, als dies offline
möglich wäre.
Augmented Reality hat Chirurgen in die Lage
versetzt, komplexe medizinische Eingriffe durchzuführen und weniger Zeit
pro Operation aufwenden zu müssen. Künstliche Intelligenz treibt die
Innovationen im Gesundheitswesen voran und war beispielsweise wesentlich
daran beteiligt, dass die Forschung rund um COVID-19 so schnell
erfolgreich war.
In allen diesen Bereichen hat sich der technologische Fortschritt zweifellos positiv auf unsere Lebensbedingungen ausgewirkt.
Aber die technologische Revolution des 21.
Jahrhunderts hat auch ihre Schattenseiten. Aufgrund der zunehmenden
Nutzung von Smartphones – selbst in weniger entwickelten Ländern –
können Technologieunternehmen heute Daten über jede unserer Bewegungen
erfassen. Daten, die nicht nur ohne unsere Einwilligung für kommerzielle
Zwecke genutzt werden, sondern mit denen auch echter Missbrauch
getrieben wurde, etwa durch eine gezielte Beeinflussung von Nutzern.
Es hat sich herausgestellt, dass Algorithmen –
also die vordefinierten Einzelanweisungen, die digitalen Tools zugrunde
liegen – teilweise auf Basis rassistischer oder geschlechtsspezifischer
Vorurteile agiert haben und zu irrtümlichen Ergebnissen kamen, die
negative Folgen für bestimmte Gruppen hatten. Soziale Medien haben die
Verbreitung von Fake News und Fehlinformationen befördert und bieten
eine Plattform für Hassreden und Bedrohung. Nicht zuletzt setzen
autoritäre Regime digitale Medien zur Überwachung und Kontrolle der
Bevölkerung ein.
Hinzu kommt, dass sich der Abstand zwischen
reich und arm in den letzten 20 Jahren vergrößert hat, anstatt kleiner
zu werden. Zwar ist dafür nicht die Technologie selbst verantwortlich,
aber Tech-Unternehmer haben davon durchaus profitiert. Von den 2.755
Milliardären weltweit kommen 365 aus der Tech-Branche. Die Summe ihrer
Nettovermögen übersteigt mit 2,5 Billionen US-Dollar das jeder anderen
Branche bei Weitem.3
In vielerlei Hinsicht konnte die Technologie ihr
Potenzial im Sinne der Gleichberechtigung zum Einsatz bringen.
Schwellenländer konnten zu Industriestaaten aufschließen, und der Zugang
zu Bildung, Gesundheit und Informationen hat sich auch für zuvor
benachteiligte Bevölkerungsgruppen deutlich verbessert.
Technologie gibt jedem Einzelnen von uns eine
Stimme. Dies hat nicht nur dazu geführt, dass wichtige soziale
Bewegungen entstehen konnten, sondern auch dazu, dass wir tagtäglich
Produkte überprüfen und Dienstleistungen bewerten. Außerdem sparen wir
Geld und Zeit, etwa beim Vergleichen von Preisen, durch intelligente
Stromzähler oder weil technologische Innovationen unser Leben einfacher
machen.
Andererseits ist die Technologie in Verruf
geraten, weil sie zur Manipulation von Wahlen, zur Überwachung und zu
wachsender Ungleichheit beigetragen hat. Die großen Tech-Konzerne stehen
im Fokus von Debatten über unlautere Handelspraktiken, Diskriminierung
am Arbeitsplatz und Steuervermeidung. Untersuchungen haben gezeigt, dass
die sechs größten US-Technologieunternehmen in den letzten zehn Jahren
nur 219 Milliarden US-Dollar an Einkommenssteuern gezahlt haben, dies
sind nur 3,6 Prozent ihres Gesamtumsatzes von über 6 Billionen
US-Dollar.4
Letztlich läuft alles auf die Frage hinaus, ob
die beschriebenen Probleme genuin zum technologischen Fortschritt
gehören oder ob sie sich entwickelt haben, weil dieser Fortschritt für
andere Zwecke missbraucht wurde.
Von den vielen ungelösten Fragen rund um die Technologie und ihr Potenzial für integratives Wachstum hat eine oberste Priorität: Wie kann der Staat Einfluss auf die Branche nehmen? Viele Regierungen auf der ganzen Welt implementieren derzeit Konzepte für die Beaufsichtigung von Technologieunternehmen und digitalen Plattformen. Zu den möglichen Regulierungsmaßnahmen gehören:
Leider ist keine dieser Maßnahmen einfach umsetzbar – und jede mit Kompromissen verbunden. Anlagechancen, Risiken und Verantwortung einbeziehenAuch verantwortungsbewusste Investoren müssen sich mit Kompromissen und Prinzipien auseinandersetzen. Denn sie möchten zwar vom Wachstumspotenzial in der Technologiebranche profitieren, beziehen aber gleichzeitig das Verhalten von Unternehmen aus ökologischer und sozialer Perspektive und in Bezug auf die Unternehmensführung (ESG) ein, indem sie folgende Fragen stellen:
Verantwortungsvoll in Technologie investierenEs spielt keine Rolle, ob Sie daran glauben,
dass Technologie die Gleichberechtigung fördern kann oder nicht – in
jedem Fall ist sie ein wichtiger Bestandteil der modernen Gesellschaft
und bietet eindeutig Anlagechancen.
Gleichberechtigung und integratives Wachstum sind zentrale Bestandteile der Strategie für nachhaltiges Wachstum bei BNP Paribas Asset Management. Wir glauben, dass Technologie dazu beitragen kann, diese Ziele zu erreichen, sind uns aber bewusst, dass die technologische Innovation Vor- und Nachteile birgt.
Gleichberechtigung und integratives Wachstum sind zentrale
Bestandteile der Strategie für nachhaltiges Wachstum bei BNP Paribas
Asset Management. Wir glauben, dass Technologie dazu beitragen kann,
diese Ziele zu erreichen, sind uns aber bewusst, dass die technologische
Innovation Vor- und Nachteile birgt.
Basierend auf unserem aktiven Managementansatz loten unsere
Anlageexperten Tech-Chancen aus. Für uns sind Research, Transparenz und
der Dialog mit Unternehmen zentral, um die Risiken im Technologiesektor
im Blick zu behalten.
Auf der Suche nach nachhaltigen Renditen für unsere Kunden braucht es aus unserer Sicht Unternehmen, deren Geschäftsmodelle allen Interessengruppen zugutekommen – auch der Gesellschaft als Ganzes.
1https://www.brookings.edu/research/trends-in-the-information-technology-sector/
2https://www.bankmycell.com/blog/how-many-phones-are-in-the-world
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