Mal angenommen, Sie könnten jederzeit und überall in jede beliebige Person, jeden beliebigen Körper schlüpfen. Diese Möglichkeit bietet das Metaversum, das bei Medien und Anlegern weiterhin auf viel Aufmerksamkeit stößt.
10.10.2022 | 09:57 Uhr
Es ist das neueste Schlagwort, das bei vielen Menschen die Frage aufwirft, ob es nur eine Modeerscheinung oder wirklich eine transformative Kraft ist. Aus mehreren Gründen könnte es wichtig sein, die Aufregung um das Metaversum zu verstehen.
Unter Metaversum versteht man eine Konvergenz zwischen Erlebnissen in der
realen und der virtuellen Welt. Das jetzige Metaversum lässt sich mit dem
Internet in den 1970er- und 1980er-Jahren vergleichen, als es die erste Form
der verbesserten digitalen Kommunikation über Desktop-PCs darstellte – das Web
1.0. Mit der Verbreitung von Mobilgeräten hat sich das Internet zum Web 2.0
verwandelt, das sich derzeit in seinem mittleren bis Spätstadium befindet. Wer
im Web 1.0 und 2.0 führend ist, hat sich in den letzten Jahrzehnten
herauskristallisiert.
Die Entwicklung zum Metaversum erfordert ganz neue Dimensionen an
Rechenleistung, Dezentralisierung und Speicherung von Inhalten für diese
Transformation. Die Kraft, durch die sich das Web 3.0 unterscheidet, liegt in
der Interkonnektivität, für die keine zentralisierte Vermittlungsinstanz
benötigt wird. Das Web 3.0 befindet sich zwar noch in einer sehr frühen Phase,
doch wir sehen bereits mehr Teilnahme, da Inhalte an der Schnittstelle von
virtuellen 3D- und physischen Erlebnissen zugänglich sind. Nach einer
derartigen Transformation kann es in vielen Branchen zu drastischen
Veränderungen kommen.
Letzten Endes ist es möglich, dass sich das Metaversum durch diese
technologischen Veränderungen ständig weiterentwickelt, dabei vermutlich durch
die Blockchain-Technologie gestützt wird und sich über verschiedene derzeit
geschlossene Netzwerke erstreckt. Mit anderen Worten: Diese Netzwerke würden
eher miteinander als unabhängig agieren. Dieser Weg in die Zukunft wird
sicherlich nicht linear verlaufen, um einen „Endzustand“ zu erreichen. Selbst
das gegenwärtige Konzept des Metaversums ist noch abstrakt und wird in seiner
weiteren Entwicklung voraussichtlich durch viele Definitionen und Visionen Form
annehmen. Von daher wird es vermutlich auch weiterhin für Anleger, Unternehmen
und Verbraucher von Interesse sein.
Die Vergangenheit: Als das Coronavirus persönliche Erlebnisse unmöglich machte,
nutzten viele Menschen virtuelle Meetingräume und Online-Erlebnisse, und andere
schufen sogar ihre eigenen virtuellen Welten. Gleichzeitig ermöglichten
Fortschritte bei der Hardware-Technologie die breite Einführung von Augmented-
und Virtual-Reality-Systemen. Der Aufbau einer virtuellen Existenz wurde durch
diese Innovationen vorangetrieben, denn sie ermöglichten es Menschen, digitale
Verbindungen aufzubauen, und dem Metaversum, diese Trends zu beschleunigen.
Die Gegenwart: Mit der Verlagerung der digitalen Wirtschaft in die virtuelle
Welt wurde ein mehrjähriger Investitionsschub bei Unternehmen ausgelöst, die
sich mit dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur als wichtige Player im
Metaversum aufstellen wollen. Der Börsengang von Roblox und das Rebranding von
Facebook zu Meta Platforms sind nur zwei Beispiele. Neben der virtuellen
Realität erforscht Meta auch Non-Fungible Tokens (NFTs) und andere
Nutzungsmöglichkeiten für die Blockchain. Diese Investitionen können dazu beitragen,
die potenziellen Anwendungsfälle des Metaversums über das Gaming hinaus auf
virtuelle Konzerte, Fashion Shows und mehr auszuweiten. Unternehmen in den
Branchen Gaming, Augmented Reality und virtuelle Welten sammelten 2021 rund
zehn Milliarden USD an Kapital an den privaten Märkten ein.(1) Meta kündigte
für die nächsten Jahre Investitionen in Milliardenhöhe in das Metaversum an,
und zwar vor allem im Computing-Bereich. Insgesamt könnte das Potenzial für
Investitionen in diesem Bereich in den nächsten drei Jahren zwischen 135
Milliarden USD und 1,35 Billionen USD liegen.(2)
Die Zukunft: Laut Schätzungen von Bloomberg kann das Metaversum bis 2024 in
verschiedenen Branchen Marktchancen von 800 Milliarden USD über mehrere
Einnahmekanäle schaffen.(3) Mit der Verlagerung der digitalen Wirtschaft in die
virtuelle Welt könnte sich das Metaversum in den kommenden 20 Jahren in einen
acht Billionen USD schweren Markt verwandeln.(4) Führende Unternehmen, die in
das Metaversum investieren, könnten in der Lage sein, die Teilnahme an
interaktiven virtuellen Welten weiter zu fördern, wodurch neue
Investmentchancen entstehen. Die erste Akzeptanz des Metaversums in der
Unterhaltungsbranche, dem Einzelhandel und der Konsumgüterbranche konnten wir
bereits beobachten. Beispiele:
• Virtuelle Konzerte (5): Plattformen arbeiten mit Künstlern zusammen, um
Avatar-Auftritte anzubieten und virtuelle Welten mit Minispielen und
Merchandise zu schaffen. Im November 2020 erzielte ein beliebter Künstler mit
seiner virtuellen Welt und einem virtuellen Konzert mehr als 37 Millionen
Besuche, 60 Millionen Views in den sozialen Medien und zehn Millionen USD
Umsatz an virtueller Merchandise.
• Virtuelles Shopping (6): Ein Luxuseinzelhändler schuf eine virtuelle Version
seines berühmten Gartens in Florenz mit Laden, Museum und Restaurant. Spieler
konnten Artikel anprobieren und kaufen, um sie im Metaversum zu tragen. Obwohl
dieses Event nur zwei Wochen dauerte, wurde es von fast 20 Millionen Menschen
besucht.
• Virtuelles Essen (7): Im Oktober 2021 eröffnete eine Fast-Food-Kette ihr
erstes virtuelles Restaurant und bot den ersten 30.000 Nutzern, die das
virtuelle Restaurant passend gekleidet besuchten, Gutscheine für einen
kostenlosen Burrito an. Außerdem wurde ein Labyrinth geschaffen, in dem
Besucher exklusive virtuelle Artikel freischalten konnten.
Das Metaversum der Gegenwart bietet technische Fortschritte im Bereich 5G und
Edge-Computing, die ganz neue Anwendungsfälle eröffnen können. Das potenzielle
Metaversum der Zukunft könnte die Erschließung von Marktchancen in vielen
Branchen ermöglichen, wie Grafik 1 im PDF zeigt.
Wie bei allen Trends bestehen Risiken – insbesondere in der Anfangsphase. Einer
umfassenden Akzeptanz des Metaversums stehen immer noch viele Herausforderungen
entgegen, und nicht alle Ideen werden erfolgreich oder in ihrer aktuellen Form
überhaupt umsetzbar sein. Technische Fortschritte sind nötig, um
High-Fidelity-Grafiken, niedrige Latenz und ein robustes Volumen zu
erschwinglichen Preisen bereitstellen zu können. Aus einer
Verhaltensperspektive müsste das Metaversum glaubwürdig bessere und
attraktivere Optionen als die bestehende Technologie bieten. Bei Unternehmen
müsste die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über verschiedene Plattformen
bestehen, um an virtuellen Erlebnissen teilhaben zu können.
Zudem könnten dieselben regulatorischen Bedenken wie etwa Datenschutz und
-sicherheit, mit denen die Plattformen der großen Technologieunternehmen heute
konfrontiert sind, auch das Metaversum betreffen. Gerade bei der Nutzung von
Virtual-Reality-Brillen und anderen Geräten werden voraussichtlich große Mengen
an Daten gesammelt.(8) Daher muss die Einführung solcher Geräte so erfolgen,
dass die Daten und die Privatsphäre der Verbraucher geschützt sind, ohne dass
dadurch die Nutzung beeinträchtigt wird. Auch im Bereich der Cybersicherheit
dürfte es große Bedenken geben. Bestehende Herausforderungen von Phishing über
Malware bis zu Hacking-Angriffen könnten auch die neuen Geräte einschließen,
die für das Metaversum von zentraler Bedeutung sind. Die Möglichkeit virtueller
Kriminalität und diese allgemeineren Bedenken werden ins Visier von
Regulierungsbehörden und generell von anderen Interessengruppen rücken. Das
sind nur einige der Risiken, die jetzt bestehen, und mit der weiteren
Entwicklung des Metaversums werden neue hinzukommen (siehe Grafik 2 im PDF).
Bis zu einer breiten Umsetzung kann es zwar noch Jahre dauern, doch das
Potenzial des Metaversums veranlasst bereits viele Unternehmen, das Metaversum
zu unterstützen, virtuelle Welten dafür zu erschaffen und sich daran
anzupassen. Von der Entwicklung sozialer Erlebnisse wie Musikkonzerten oder
Tanzpartys bis zur Nutzung von Virtual und Augmented Reality, um medizinische
Lerninhalte zu vermitteln und mehr Bildungsmöglichkeiten zu schaffen, bietet
das Metaversum großes Anwendungspotenzial.
Unternehmen vieler Branchen werden weiter Innovationen entwickeln und Wege
finden, wie Virtual Reality und Augmented Reality auf Unternehmen und
Verbraucher zugeschnitten werden können. Es ist zwar schwer, die Gewinner von
morgen vorauszusagen, aber das Web 3.0 könnte einschneidend verändern, wie wir
mit der Welt interagieren. Ein potenzielles Nebenprodukt davon könnte das
Metaversum sein. Während wir tiefer in das Metaversum eintauchen, müssen
Anleger zwar im Hinblick auf diesen neu entstehenden Bereich Vorsicht und
Geduld walten lassen, aber der Enthusiasmus und das Interesse dürften unserer
Ansicht nach bald folgen.
(1) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(2) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(3) Quelle: Bloomberg und Goldman Sachs Asset Management, SAS. Stand: 1.
Dezember 2021.
(4) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(5) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(6) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(7) Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research und Goldman Sachs Asset
Management, SAS. Stand: 10. Dezember 2021.
(8) Quelle: Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments und Goldman
Sachs Asset Management. Stand: März 2022.
Glossar
„Adressierbarer Markt“ bezeichnet das gesamte verfügbare Umsatzpotenzial bei einem Marktanteil von 100 %.
„Wir“ bezieht sich auf Goldman Sachs Asset Management, Strategic Advisory Solutions.
„Blockchain“ bezeichnet dezentrale und verschlüsselte Datenbanken, die gemeinsam genutzt werden.
„Non-Fungible Tokens“ bezeichnet einzigartige Datensätze, die auf der
Blockchain gespeichert werden und mit Foto-, Video-, Audio- oder anderen
digitalen Dateien verknüpft sein können.
„Edge-Computing“ bezeichnet eine Methode, bei der die Verarbeitung und
Speicherung von Daten im Gegensatz zu einem zentralen Standort oder
Prozessor näher dorthin verlagert werden, wo die Daten generiert werden.
„Fidelity“ bezeichnet das Maß der Darstellung oder Übereinstimmung mit der Realität.
„Latenz“ bezeichnet die zeitliche Verzögerung zwischen der Anforderung
einer Aktion oder Aktivität und der Ausführung dieser Aktion oder
Aktivität.
Allgemeine Hinweise
Risikoerwägungen
Der Kauf, Verkauf und die Verwendung von Kryptowährungen gehen mit
zahlreichen Risiken einher. Eine digitale Währung ist kein gesetzliches
Zahlungsmittel. Kein Gesetz verpflichtet Unternehmen oder Personen,
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Kryptowährungen akzeptiert, werden sie wertlos. Zahlungen mit
Kryptowährungen können nicht rückgängig gemacht werden.
Plattformen, die Kryptowährungen kaufen und verkaufen, können gehackt
werden, und manche davon sind gescheitert. Auch digitale Wallets können
wie die Plattformen selbst gehackt werden. Dadurch können Verbraucher
Geld verlieren – was auch schon passiert ist.
Bei Transaktionen mit Kryptowährungen kann es zu Betrug und Diebstahl
kommen. Im Gegensatz zu US-Banken und Kreditgenossenschaften, die
Einlegern eine gewisse Sicherheit garantieren, werden digitalen Wallets
solche Sicherheitsvorkehrungen nicht angeboten.
Die obige Aufzählung ist keine vollständige Liste aller potenziellen
Risiken. Es können zusätzliche Risiken bestehen, die vor einer
Anlageentscheidung berücksichtigt werden sollten.
Allgemeine Hinweise
Dieses Dokument dient nur zu Schulungszwecken und ist nicht als
Anlageberatung oder als ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder
Verkauf von Wertpapieren aufzufassen.
Verweise auf ein bestimmtes Unternehmen oder Wertpapier stellen keine
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kaufen, zu halten oder zu verkaufen oder sich direkt an dem Unternehmen
zu beteiligen oder in dessen Wertpapiere zu investieren. Es darf nicht
davon ausgegangen werden, dass in Zukunft getroffene
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werden, die der Wertentwicklung der im vorliegenden Dokument erwähnten
Wertpapiere entspricht.
Die im vorliegenden Dokument wiedergegebenen Konjunktur- und
Marktprognosen entsprechen einer Reihe von Annahmen und Einschätzungen
zum Datum dieses Dokuments und können geändert werden, ohne dass
hierüber eine Mitteilung erfolgt. Diese Prognosen berücksichtigen nicht
die speziellen Anlageziele und Beschränkungen, die steuerliche und
finanzielle Lage oder sonstige Erfordernisse eines bestimmten Kunden.
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möglicherweise nicht wiedergegeben. Diese Prognosen sind in hohem Maße
mit Unsicherheit behaftet, was sich möglicherweise auf die tatsächliche
Wertentwicklung auswirken wird. Deshalb sollten diese Prognosen auch
lediglich als repräsentativ für ein breites Spektrum möglicher
Ergebnisse angesehen werden. Diese Prognosen sind geschätzt, auf der
Grundlage von Annahmen aufgestellt und können erheblich revidiert
beziehungsweise grundlegend verändert werden, wenn sich die
Rahmenbedingungen in der Wirtschaft oder an den Märkten ändern. Goldman
Sachs ist nicht verpflichtet, diese Prognosen zu aktualisieren oder
diesbezügliche Änderungen zu veröffentlichen. Fallstudien und Beispiele
dienen ausschließlich zur Veranschaulichung.
Im vorliegenden Dokument werden das generelle Marktgeschehen, Branchen-
oder sektorale Trends oder andere breit angelegte wirtschaftliche,
marktbezogene oder politische Rahmenbedingungen erörtert. Die
diesbezüglichen Informationen sind nicht als Investmentresearch oder
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