Homeoffice Story: Werner Kolitsch, M&G Investments

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den derzeit nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Werner Kolitsch von M&G Investments.

02.06.2020 | 07:30 Uhr

Herr Kolitsch, wie sieht Ihr Tag aus?

Werner Kolitsch: Mein Tag beginnt in der Regel gegen 6:30 Uhr. Dann steht nämlich unsere fast einjährige Tochter auf. Nach dem Frühstücken habe ich ab ca. 8:30 Uhr den ersten internen Call und danach unseren täglichen Call mit dem deutschen Team. Der Rest des Tages ist sicher ähnlich wie bei den meisten Kollegen und Kunden: Stets in engem Kontakt, aber auf Distanz. Kundentermine finden am Telefon oder im Videochat statt. Daran haben wir uns in den letzten Wochen gewöhnt. Eine Herausforderung ist die aktuelle Situation natürlich dennoch. Ich bin sehr froh, dass wir bei M&G ein gut eingespieltes Team haben und sich alle aufeinander verlassen können. Das Homeoffice hat aber auch durchaus positive Seiten, ich kann deutlich mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.  

Sie haben gerade erst mit Marc Schlamann einen neuen Kollegen im Vertrieb gewonnen. Wie kann man sich da die Einarbeitung vorstellen und was hat sich verändert?

Werner Kolitsch: Eigentlich alles. Marc hat erst vor ein paar Wochen als Sales Director für die Region Süd und Österreich bei M&G Investments begonnen. Es war der wohl ungewöhnlichste Einstieg in einen neuen Job, den er sich je hätte vorstellen können. Anstatt ein paar Wochen in London die Investmentteams und Kollegen im Unternehmen kennenzulernen, arbeitet er jetzt eng getaktet mit dem Tablet seine Termine ab. Anstatt Messen, Veranstaltungen und Kunden persönlich zu besuchen, setzt man vor allem auf eine gute W-Lan-Verbindung in diesen Zeiten. Alles in allem funktioniert das alles erstaunlich gut. Wir haben zudem regelmäßige Videomeetings mit dem gesamten Marketing- und Sales-Team und stimmen alle wichtigen Dinge dort ab.

Als neuer Vertriebsmitarbeiter stellt man sich bei seinen Kunden ja eigentlich erstmal vor. Wie funktioniert das jetzt?

Werner Kolitsch: Viele unserer Kunden kennen Marc noch von seinem vorherigen Job. Die anderen lernen ihn nun digital über Tools wie Skype oder Zoom kennen. Natürlich wäre es schöner bei einer Tasse Kaffee. Aber das holen wir alle hoffentlich bald nach.

Ist die Technik ein großes Problem?

Werner Kolitsch: Nein. M&G Investments ist wirklich sehr gut aufgestellt, was die technische Infrastruktur angeht. Jeder Mitarbeiter bekommt einen Tablet-PC. Es ist schon eine Leistung, dass bei M&G aus dem Stand heraus, alle Mitarbeiter rund um den Globus aus dem Homeoffice heraus arbeiten konnten. Nur zum Telefonieren muss ich im Homeoffice meinen Standort gut wählen.

Für einen Vertriebs-Profi ist das doch eher nicht das Job-Profil, oder?

Werner Kolitsch: Stimmt. Normalerweise ist man zwei bis drei Tage pro Woche unterwegs. Messen, Kongresse, Roadshows haben in der Vergangenheit den Großteil unserer Arbeit ausgemacht. Diese Events werden sehr langfristig geplant. Deshalb ist auch absehbar, dass wir mit unserem Vertriebsteam wohl auch im zweiten Halbjahr hauptsächlich Einzeltermine wahrnehmen werden.

Kann man das mit etwas anderem kompensieren?

Werner Kolitsch: „Kompensieren" wäre der falsche Ausdruck. Es werden nun Dinge forciert, die zwar erstmal ein Ersatz sind, später unsere Aufgaben aber in zunehmendem Maße ideal ergänzen werden. Wir professionalisieren unsere digitalen Aktivitäten. Webkonferenzen zum Beispiel wollen wir stärker nutzen. Die technische Plattform ist da, aber digitale Events müssen anders gestaltet werden, um für die Kunden interessant zu sein. Die frei gewordenen Budgets für Veranstaltungen nutzen wir jetzt für solche Themen, um beispielsweise unsere Kontakte mit Vermögensverwaltern und Vermittlern zu stärken. Wir lernen täglich dazu.

Welche Erfahrungen machen Sie?

Werner Kolitsch: Manches funktioniert gar nicht oder überzeugt uns noch nicht, anderes ist auf Anhieb ein Erfolg. So ist etwa die Teilnahme an Online-Messen bei uns in der Diskussion. Dass virtuelle Messeräume auf Dauer eine Präsenzmesse ersetzen können, glauben wir aber nicht. Da beobachten wir die Entwicklung noch. Unser Fokus liegt eher auf Online-Schulungen und Videokonferenzen mit Fondsmanagern. Damit machen wir schon gute Erfahrungen. Erfolgreich ist zum Beispiel unser neu eingeführtes Format „Fifteen Minutes“. Jeden Mittwoch bieten wir unseren Kunden live ein 15-minütiges Update mit unserem deutschsprachigen Produktspezialisten. Dazu melden sich Woche für Woche mehr als 100 Teilnehmer an. 

Wie schwer ist es, als britisches Fondshaus den deutschen Markt übers Internet zu erreichen?

Werner Kolitsch: In der Tat ist es für nicht-deutsche Unternehmen etwas schwerer. Zwar sprechen viele Finanzintermediäre in Deutschland natürlich auch Englisch. Aber es ist ein Wettbewerbsnachteil, wenn man ein Webinar anbietet und die deutsche Konkurrenz nur einen Klick entfernt etwas Ähnliches auf Deutsch macht. Deshalb sind wir froh, mit deutschen Referenten punkten zu können. Wir haben das große Glück, dass wir für fast jedes Thema einen deutschen Spezialisten haben. Wo das nicht möglich ist, setzen wir einen Übersetzer ein. Dann haben die Nutzer die Wahl, ob sie die Präsentation in Deutsch hören möchten oder im englischen Original. Das ist ein komfortables Angebot, das von unseren Kunden sehr honoriert wird. Und auch wenn es ums geschriebene Wort geht, sind wir gut dabei. Wenn wir einen frischen Text aus London bekommen, übersetzen wir diesen umgehend und können ihn schnell veröffentlichen. Unsere Compliance- und unsere Marketing-Abteilung sind zum Glück ein sehr gut eingespieltes Team. 

Welche inhaltlichen Themen sind für Sie im Moment besonders wichtig?

Werner Kolitsch: Uns geht es vor allem darum, welche Themen für unsere Kunden wichtig sind. Wir hören ihnen sehr gut zu. Und dann kann man aufzeigen, wo vielleicht noch Lücken im Portfolio sind.

Werden Sie selbst denn nicht mehr Lücken im Angebot haben? Bleibt Ihre Produktpipeline unberührt von der Corona-Krise?

Werner Kolitsch: Ja. Unsere Produktpipeline haben wir nicht zusammengestrichen. Im Gegenteil. Wir werden uns thematisch weiter verstärken. Auch das Thema ESG bauen wir weiter aus. Vor allem beim Thema Impact sind wir stark aufgestellt und können unsere Kunden umfangreich beraten. Das werden wir nun stärker kommunizieren. Ein anderes Feld sind Themenfonds wie etwa der M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund. Das Thema Infrastruktur ist einer der ganz großen Trends. Da sind wir dabei.

Seit dem Siegeszug der ETFs gelten Themen-Fonds eher als bedrohte Art. Sehen Sie das anders?

Werner Kolitsch: Sagen wir so: Wenn Sie einen Themenfonds so gestalten, dass Sie nur einen gerade aktuellen Modetrend bedienen, dann ist das auf Dauer kein Erfolgsrezept. Man muss schon flexibler agieren. Deshalb fassen wir beispielsweise beim M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund das Thema Infrastruktur weiter als es viele andere Fonds mit ähnlichem Titel tun. Wir investieren hier in Unternehmen, die die gesamte Versorgung mit lebenswichtigen Dingen sichern. Dazu haben wir drei Themengebiete ausgemacht. Erstens die Infrastruktur-Klassiker mit den Themen Versorgung, Straßenbau, Flughäfen, Schienen, Abfall. Dazu kommt der Bereich soziale Infrastruktur: Damit meinen wir Krankhäuser, Universitäten, Studentenwohnheime oder auch Schulen. Der dritte Schwerpunkt ist die sogenannte neuartige Infrastruktur. Das ist im weitesten Sinne der Bereich Digitalisierung mit Mobilfunkanbietern, Satellitenfirmen, Unternehmen, die Lösungen für elektronische Bezahlmöglichkeiten anbieten sowie Handelsbörsen. Es ist ein weites, zukunftsträchtiges Feld. Es ist also kein klassischer Themenfonds alter Prägung. Unsere Idee ist es, den Fonds flexibel zu halten, damit er sich anpassen und entwickeln kann. Dabei konzentrieren wir uns auf die besten Unternehmen. Da ist uns vor allem die Dividendenrendite wichtig sowie eine ESG-Integration.

Apropos grün: Schauen Sie gerade aus einem Bürofenster oder auf den Garten?

Werner Kolitsch: Ich schaue auf unseren Garten. Das empfinde ich als großes Glück. Wir haben hier vor den Toren Frankfurts vor ein paar Jahren Eigentum mit Garten gekauft. Das ist jetzt, da wir 24 Stunden rund um die Uhr miteinander verbringen, schon sehr angenehm. Man kann sich auch mal zurückziehen. 

Was glauben Sie: Wird Homeoffice die neue Normalität und das Büro eher die Ausnahme?

Werner Kolitsch: Das glaube ich nicht. Homeoffice wird für viele sicher normaler werden. Aber die meisten meiner Kollegen freuen sich wieder aufs Büro. Und das kann ich verstehen. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn Arbeit und Privatleben gar nicht mehr getrennt sind. Wenn die Küche zugleich der Konferenzraum ist, gehen Intimität und ein Rückzugsgebiet verloren. Und das fände ich auf Dauer schade. 

Herr Kolitsch, vielen Dank für dieses Gespräch.

Fonds im Fokus - Videokonferenz
Fonds im Fokus - Videokonferenz

Dienstag, 23.06.2020

M&G Investments: Infrastruktur für die moderne Welt

Fondsmanager Alex Araujo von M&G spricht über die defensiven Eigenschaften von Infrastrukturanlagen und zeigt die Perspektiven für die „klassischen“ Segmente der Transport- und Energieinfrastruktur sowie die Versorger auf. 

Araujo erzählt, warum er auch aufstrebende Bereiche wie Kommunikation und Transaktionen in seinem Portfolio berücksichtigt. Und er beantwortet die Frage, weshalb Titel wie Visa und Mastercard Teil eines modernen Infrastrukturportfolios sein sollten. Die Konferenz findet in englischer Sprache statt und wird ins Deutsche übersetzt.

Jetzt für die Videokonferenz am 23. Juni anmelden.

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