Wasserknappheit wird zu einem immer dringlicheren Problem. Die
Ressourcen schwinden, während die Nachfrage nach sauberem Wasser und
Sanitäreinrichtungen weiter steigt. Der UN zufolge wird 2030 nur ein
Drittel der Länder der Welt über nachhaltig bewirtschaftete
Wasserressourcen verfügen.1 Es sind dringend Investitionen nötig.
Obwohl auch die Industrieländer nicht vor diesem Problem gefeit sind,
ist es in den Entwicklungsländern mit Abstand am akutesten. In
Nordamerika und Europa haben 96% der Bevölkerung Zugang zu sicherem
Trinkwasser, in Lateinamerika und der Karibik sind es 75%, in Zentral-
und Südasien 62% und in Subsahara-Afrika nur 30%.2
Die gute Nachricht ist, so die Mitglieder des Pictet-Water Advisory
Board, dass private Investitionen in Wasserressourcen in den
Schwellenländern zunehmen.
Abb. 1 – Nachfrage nach Wasser: Globaler Süsswasserverbrauch (Landwirtschaft, Industrie und private Haushalte), Bio. Kubikmeter
Quelle: Global International Geosphere-Biosphere Programme (IGB), Our World in Data. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1901–31.12.2014.
Untersuchungen des Advisory Board zeigen, dass inzwischen 21% der
Weltbevölkerung von der Beteiligung des privaten Sektors am Wassersektor
profitiert, vor zwanzig Jahren waren es nur 8%. Dieses Engagement ist
sehr wichtig, da es den Regierungen immer schwerer fällt, die Versorgung
aufrechtzuerhalten. Grund hierfür sind überlastete Staatshaushalte und
veraltete Infrastrukturen. Der private Sektor kann dazu beitragen, diese
Finanzierungslücke zu schliessen und Expertise einzubringen.
Einer der stärksten Zuwächse ist in asiatischen Schwellenländern zu
verzeichnen. In Indien zum Beispiel war der private Sektor vor
zwanzig Jahren so gut wie gar nicht in das Thema Wasser und Abwasser
involviert. Heute wird durch ihn der Wasserbedarf von rund 150 Millionen
Menschen gedeckt – ein Musterbeispiel für die koordinierten Massnahmen
von Regierung und multilateralen Finanzinstitutionen. Auch in China
haben private Investitionen sehr stark zugenommen, und ausserhalb von
Asien stechen Brasilien und Kolumbien hervor.
Besonders stark ist das Investitionswachstum im Abwasserbereich – der
politisch weniger Aufmerksamkeit erfährt als Trinkwasser, aber dennoch
entscheidend für unser Wohlergehen und die Erreichung der
UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) ist. SDG 6
fordert den universellen Zugang zu Wasser und Sanitäreinrichtungen, die
Halbierung des Anteils unbehandelten Abwassers und die Verbesserung der
Effizienz der Wassernutzung.
Lokale Akteure
Vielen dieser privaten Initiativen ist gemein, dass sie regionale und
lokale Wasserunternehmen einbeziehen – ein bemerkenswerter Wandel in
einer Branche, die in der Vergangenheit von Giganten wie Veolia und Suez
beherrscht wurde. Während 1991–2000 die Hälfte aller privaten
Wasseraufbereitungsverträge an internationale Akteure ging, sank dieser
Anteil in den letzten zehn Jahren auf gerade mal 14%.
Signifikantes
Wachstumspotenzial für lokale Wasserversorger ergibt sich aus der
internationalen Expansion. Unser Advisory Board stellt heraus, dass sich
diese Entwicklung bereits in Südostasien vollzieht – viele in Singapur
ansässige Wasserunternehmen expandieren nach China und malaysische
Unternehmen nach Indonesien.
Die Bevölkerung wächst, die Urbanisierung nimmt zu und die Menschen
werden immer wohlhabender – all das führt zu höherem Bedarf an Wasser
und Sanitäreinrichtungen und demnach auch an Investitionen. Bis 2030, so
das Advisory Board, dürften weitere 400–500 Mio. Menschen durch die
Beteiligung des privaten Sektors Zugang zu Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung erhalten.
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