André Kostolanys Börsenweisheit „Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld“ haben Value-Anleger in den vergangenen Jahren am eigenen Leib erfahren. Stehen werthaltige Investments vor einer Renaissance?
11.09.2019 | 13:40 Uhr von «Christian Bayer»
Skepsis gegenüber Value-Investments zeigt Helge Müller, Chief Investment
Officer bei Genève Invest. Der Anlagestratege stellt traditionelle
Value-Konzept in Frage. Grundsätzlich würden Anleger, die diesem
Investment-Stil folgen, nach Lehrbuch Aktien von Unternehmen kaufen, die nach
fundamentalen Kriterien unterbewertet sind. Diese würden dann, nachdem der
Markt die Unterbewertung korrigiert hat, mit Gewinn verkauft. Müllers
hauptsächlicher Kritikpunkt liegt darin, dass Value-Investoren häufig Firmen
mit traditionellen Geschäftsmodellen kaufen und dabei übersehen, dass sich
Geschäftsmodelle durch moderne Technologien komplett verändern.
Zur Vorsicht
mahnt der Genève Invest-CIO bei sogenannten Substanz-Unternehmen, von denen aus
seiner Sicht manche komplett vom Markt verschwinden werden, weil sie
Innovationen verschlafen haben. Als Beispiel führt Müller den
Versicherungssektor an. Vor der Finanzkrise hätten Value-Investoren aufgrund
niedriger Bewertung und hoher Dividendenrenditen auf Versicherungsunternehmen
gesetzt. Mittlerweile würden Versicherungen vielfach nicht mehr über klassische
Vertriebswege, sondern online verkauft. Aus seiner Sicht müssten
Value-Investoren nicht nur auf Bewertungen, sondern verstärkt auf die Tragfähigkeit
der Geschäftsmodelle und disruptive Entwicklungen achten.
Die Value Asset Management GmbH bricht dagegen eine Lanze für Value-Strategien
und verweist auf eine Studie von J O Hambro Capital Management. Die britische
Investmentboutique hat ein Auseinanderdriften der Bewertungen bei Growth- und Value-Aktien
in einem Ausmaß festgestellt, das zuletzt in der Dotcom-Blase 1999/2000
festzustellen war. Die Experten der Value Asset Management GmbH gehen davon
aus, dass eine Renaissance von Value-Titeln immer wahrscheinlicher wird: „Längere
Phasen einer Underperformance von Value gab es in der Vergangenheit immer
wieder. Sobald aber ein medialer Abgesang auf Value einsetzte, wie derzeit
auch, kam es anders als es der Marktkonsens erwartete. Daher gilt weiter: “Was
teuer ist, wird wieder günstig und was günstig ist, steigt wieder auf den
fairen Wert.“
Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Profis überzeugt, dass werthaltige
Aktien vor einer Trendumkehr stehen: „Diese kann sehr schnell und heftig
verlaufen und bietet außergewöhnlich hohes Kurspotential.“ Im MMT Global Value-Fonds
setzen sie beispielsweise auf den Öl-Dienstleister Schlumberger, der zuletzt zusammen
mit anderen Aktien des Öl-Sektors abgestraft wurde. Zu Unrecht meinen die Value-Experten
und verweisen darauf, dass das Unternehmen steigende Umsätze erwartet, über ein
A-Rating verfügt und eine Dividenden-Rendite von 6,2 Prozent aufweist.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Die Value-Philosophie ist seit ihrer
Entstehung im Wandel. Das Value-Konzept von Warren Buffett, der bereit ist, für
Wachstum höhere Preise zu zahlen (Growth at a reasonable price), unterscheidet
sich von seinem Lehrer Benjamin Graham. Dessen Deep Value-Ansatz hat sich vor
allem auf eine fundamentale Unterbewertung der Titel konzentriert. Zeitgemäßes
Value-Investment berücksichtigt zunehmend die Zukunftsfähigkeit von
Geschäftsmodellen. Das Beachten des Value-Credos „Kaufe nicht zu teuer“ dürfte
für Value-Anhänger allerdings zeitlos sein.
Beim Ansatz des Value-Fonds Robeco BP US Premium Equities stehen neben attraktiven Bewertungen und soliden
fundamentalen Unternehmensdaten eine sich verbessernde Geschäftsdynamik im
Fokus des Auswahlprozesses. Robeco-Fondsmanager Duilio J. Ramallo, der den
Fonds seit der Lancierung im Oktober 2005 managt, setzt in den Top Ten aktuell
u. a. auf den Gesundheitskonzern Merck & Co. und die Bank of America. Seit
Auflegung konnte der Robeco BP US Premium Equities mit Stand vom 31. Juli 2019 einen
Ertrag von 7,6 Prozent p. a. erzielen. Die Benchmark, der Russell 3000 Value
Index, kam in dem Zeitraum auf 7,2 Prozent p. a.
Quelle: Robeco
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