„Auf meinem Markt bedeuten höhere Zinsen Kapitalverluste. Und Verluste verändern das Verhalten. Wir werden auf diese Zeit zurückschauen und uns wundern, warum die Volatilität so niedrig war. Aber in der Zwischenzeit sollten Sie den Sommer genießen,“ sagt AXA-Experte Chris Iggo.
26.05.2014 | 10:55 Uhr
Die Bank of England und die US-Notenbank Fed bereiten sich allmählich darauf vor, die Finanzmärkte auf die Möglichkeit höherer Zinssätze einzustimmen. Darauf ließen die jüngsten Sitzungsprotokolle der beiden Zentralbanken schließen, erklärt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Zwar liegt immer noch ein Anflug von geldpolitischer Trägheit in der Luft, denn es braucht einen mutigen Notenbanker, um sich als erster mit einer Zinserhöhung vorzuwagen“, so Iggo. „Die Stimmung könnte aber schnell umschlagen, wenn die britische Wirtschaft weiter um drei Prozent wächst, die Lage auf dem Arbeitsmarkt sich weiterhin verbessert und die Hauspreise noch einmal um zehn Prozent steigen.“
Inzwischen liegt die letzte Zinserhöhung in den entwickelten Ländern lange zurück. Iggo: „Ich habe den Eindruck, viele Investoren glauben nicht daran, dass es zu hoher Volatilität an den Finanzmärkten führen würde, wenn es schließlich doch passiert.“ Als Begründung für diese Meinung werde oft darauf verwiesen, dass die Notenbanken die Märkte auf einen Zinsschritt vorbereiten würden und dass die Zinsen wegen des hohen Verschuldungsgrades nicht allzu stark angehoben werden könnten. Iggo steht dieser Sichtweise allerdings kritisch gegenüber: „Auf meinem Markt bedeuten höhere Zinsen Kapitalverluste. Und Verluste verändern das Verhalten. Wir werden auf diese Zeit zurückschauen und uns wundern, warum die Volatilität so niedrig war. Aber in der Zwischenzeit sollten Sie den Sommer genießen.“
Zwar seien höhere Zinsen keineswegs eine ausgemachte Sache. Immerhin gebe es nach wie vor unausgelastete Kapazitäten auf dem britischen Arbeitsmarkt und in der Industrie. Auch sei die Inflation über das vergangene Jahr hinweg zurückgegangen. Dennoch sieht Iggo auch Entwicklungen, die für eine Zinserhöhung in Großbritannien sprechen – neben dem starken Wirtschaftswachstum etwa der Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,8 Prozent und der Anstieg der Einzelhandelsumsätze (ohne Autos) um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Sein Fazit: „An den Märkten herrscht eine gewisse ,Sell in May and Go Away‘-Stimmung. Ich bin nicht sicher, was die fundamentalen Gründe für einen großen Ausverkauf sein werden, aber es gibt reichlich Risiken – neben den Europawahlen auch die Situation in China oder enttäuschende Unternehmensnachrichten.“
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