Wenn die Börse verrückt spielt, sollten Anleger einen kühlen Kopf bewahren. Low Volatility-Fonds versprechen genau dies: Sie kaufen Aktien mit historisch geringer Wertschwankung – und dem hohen Anspruch, die Nerven der Investoren künftig zu schonen.
01.11.2024 | 08:50 Uhr
In turbulenten Börsenzeiten suchen Anleger oft nach Stabilität. Diese Nachfrage bedienen sogenannte Low Volatility-Fonds und -ETFs. Die Idee dieser Produkte ist simpel: Aktiv gemanagte Low Volatility Fonds und passive Indexprodukte investieren in eine Auswahl von Aktien, die sich in der Vergangenheit durch geringe Schwankungen ausgezeichnet haben. Die Hoffnung ist, dass diese Aktien dieses Verhalten auch in der Zukunft zeigen werden. Der Vorteil geringerer Volatilität soll sich dabei nicht nur in Krisenzeiten bewähren. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich mit defensiveren Aktien langfristig sogar höhere risikoadjustierte Renditen erzielen lassen – also eine bessere Performance pro eingegangenem Risiko – als mit volatileren Papieren. Die Selektion der Titel basiert meist auf Kennzahlen wie dem historischen Beta, der Standardabweichung der Renditen oder speziellen Risikoindikatoren.
Anleger, die der Low-Vola-Idee vertrauen, haben die Wahl zwischen passiv verwalteten ETFs und aktiv gemanagten Fonds. Die ETFs bilden einfach Low Volatility-Indizes nach. Bei aktiv gemanagten Low Volatility-Fonds treffen Fondsmanager individuelle Entscheidungen und passen die Zusammensetzung dynamischer an, um im Idealfall noch geringere Schwankungen oder höhere Renditen zu erzielen, als es mit einem fixen Aktienkorb möglich wäre. Die grundsätzlichen Prinzipien der Aktienauswahl für die Indizes beziehungsweise die gemanagten Portfolios sind dabei identisch. Als besondere Merkmale dieser Fonds gelten unter anderem eine breite Streuung und die Vermeidung zyklischer Sektoren. Low Volatility-Fonds investieren bevorzugt in stabilere Branchen wie Versorger, Basiskonsumgüter und Gesundheitswesen. Manche Fondsmanager setzen zudem auf Faktor-Investing: Sie berücksichtigen bei der Aktienauswahl verschiedene Kriterien – darunter neben einer niedrigen Volatilität auch weitere Faktoren wie Stabilität des Cashflows, Marktstellung und Bilanzstärke.
Am Markt gibt es eine Vielzahl von Low Volatility-ETFs und Fonds, die sich in ihrer Beliebtheit und Performance zum Teil erheblich unterscheiden. Die beiden im Vertrieb erfolgreichsten weltweit anlegenden Aktienfonds sind der AB Low Volatility Equity A und der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF USD. Allein auf diese beiden Fonds verteilen sich rund 75 Prozent des Kapitals, das hierzulande in Low Volatility-Produkte investiert ist. Beide Fonds wurden Ende 2012 aufgelegt. Ihre Wertentwicklung im laufenden Jahr ist ähnlich gut. Damit endet die Liste der Gemeinsamkeiten. Der AB-Fonds wird aktiv gemanagt, während sich der iShares-ETF an einem Index orientiert. Mit seinem aktiven Management konnte der AB Low Volatility Equity A über die vergangenen drei Jahre hinweg eine drei Prozentpunkte bessere Performance erzielen als das Indexprodukt von iShares. Den Preis bezahlen Anleger mit einer höheren Gesamtkostenquote und einer leicht höheren Volatilität des AB Fonds gegenüber dem iShares ETF.
Performance-Spitzenreiter im laufenden Jahr und über den letzten 12-Monatszeitraum hinweg ist der Invesco Quantitative Strategies Global Equity Low Volatility Low Carbon UCITS ETF. Der Fonds vereint die Vorteile beider Welten: Er kommt in der Verpackung eines ETF daher und trumpft daher mit niedrigen Kosten auf. Gleichzeitig wird der ETF aktiv gemanagt. So kann das Fondsmanagement auf Entwicklungen am Markt reagieren und bei Bedarf gezielt nachsteuern. Wie gut sich das Konzept langfristig bewährt, muss sich noch zeigen. Der ETF ist erst seit Juli 2022 am Markt. Eine Dreijahresperformance gibt es deshalb noch nicht. Noch jünger ist der UBS ETF (IE) Factor MSCI World Minimum Volatility ESG Leaders UCITS ETF (USA). Das Indexprodukt, das explizit ESG-Kriterien berücksichtigt, wurde erst im August dieses Jahres emittiert, konnte seitdem aber schon fast 13 Prozent an Wert zulegen. Beachtlich ist auch der Vertriebserfolg: Innerhalb von nur drei Monaten sammelte der ETF rund eine Viertelmilliarde Euro an Anlegergeld ein.
Fazit: Low Volatility-Fonds und ETFs bieten eine vielversprechende Anlagestrategie für konservative Investoren, die langfristig in Aktien investieren, aber Marktvolatilität reduzieren wollen. Historische Daten sprechen dafür, dass Low Volatility-Strategien eine überdurchschnittliche risikoadjustierte Rendite erzielen können. Ob ein passiver ETF oder ein aktiv gemanagter Fonds die bessere Wahl ist, hängt von den individuellen Präferenzen und Kostenüberlegungen ab.
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