Wie wirken sich die Szenarien konkret aus, die das volkswirtschaftliche Team von Schroders regelmäßig entwirft?
15.04.2016 | 16:42 Uhr
Was wäre wenn …? Regelmäßig entwirft die Schroders Economics Group mit Chefvolkswirt Keith Wade sowie Azad Zangana und Craig Botham in ihren Marktperspektiven mögliche Szenarien, mit denen sie die gegenwärtige Lage in die Zukunft projizieren. Doch was bedeuten diese Überlegungen im Vergleich zum aktuellen Basisszenario für 2016? Und wie wirken sich die Gedankenexperimente auf die reale Weltwirtschaft aus?
Deflation: Geringeres Wirtschaftswachstum, niedrigere Inflation
Stagflation: Geringeres Wirtschaftswachstum, höhere Inflation
Reflation: Höheres Wirtschaftswachstum, höhere Inflation
Produktivitätsschub: Höheres Wirtschaftswachstum, niedrigere Inflation
BASISSZENARIO
Worum geht es?
Das Basisszenario ist die grundlegende Prognose für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung.
Was steht im Mittelpunkt unserer Annahmen?
Wir nehmen ein globales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 2,4 % für 2016 an. China wächst mit 6,3 %. Die Inflation in den USA dürfte 2016 bei rund 1,2 % liegen.
Welche Faktoren könnten noch wichtig werden?
Eintrittswahrscheinlichkeit des Basisszenarios: 55 %
HARTE LANDUNG CHINAS
Worum geht es?
Das chinesische Wirtschaftswachstum bricht ein und verbleibt dauerhaft auf niedrigen Niveaus.
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Das Wachstum von Chinas Bruttoinlandsprodukt liegt 2016 bei rund 3,5 % im Jahresvergleich und bleibt auch 2017 und 2018 unter 4 %.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Industrieländer: Jährliche Abschwächung des Bruttoinlandsprodukt-Wachstums um rund 0,9 %, größtenteils getrieben durch Handelskanäle (reduzierte Exporte nach China); am stärksten betroffen sind Japan, Deutschland und Italien.
Schwellenländer: Jährliche Abschwächung des Bruttoinlandsprodukt-Wachstums um rund 2,0 %, Katalysator sind rückläufige Investitionen durch geringere Exporterträge. Rohstoffpreise fallen und Zentralbanken nehmen eine expansive Haltung ein. Ein deflationärer Schock geht durch die Welt.
Auswirkung: Deflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 5 %
ZAHLUNGSAUSFÄLLE DER SCHWELLENLÄNDER
Worum geht es?
Schwellenländer stehen vor der Zahlungsunfähigkeit
Wie sieht das Szenario konkret aus?
In rohstoffabhängigen Staaten wie Brasilien steigen die Zahlungsausfälle.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Der globale Handel wird deutlich geschwächt, da Rohstoffproduzenten ihre Aktivität weiter reduzieren. Industrieländer erfahren weniger Nachfrage aus den Schwellenländern, die Währungen werten auf. Schließlich kommt es zu Unruhen an den Börsen, nachdem die Ausfallrisiken im Bankensektor gestiegen sind. Die US-Notenbank behält einen moderaten Zinserhöhungspfad bei.
Auswirkung: Deflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 7 %
REZESSION IN DEN USA
Worum geht es?
Die US-Wirtschaft fällt zurück in die Rezession.
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Die USA verzeichnen in zwei aufeinander folgenden Quartalen ein negatives Wirtschaftswachstum.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Das schwächere Wirtschaftswachstum zieht die Rohstoffpreise nach unten und drückt auf die Sektoren Energie und Bergbau. Sorgen um die Stabilität des Bankensektors sind wieder auf der Tagesordnung. Die Fed senkt den Leitzins und erwägt, ihr quantitatives Lockerungsprogramm wieder aufzulegen. Bei den Zentralbanken sind grundsätzlich expansive Tendenzen zu erkennen.
Auswirkung: Deflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 4 %
FORTGEFÜHRTE WÄHRUNGSKRIEGE
Worum geht es?
Länder werten aggressiv ihre Währungen ab, um ihre Wettbewerbsfähigtkeit zu erhöhen.
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Währungen fungieren als direktes Instrument, um die Wirtschaft zu steuern.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Die Abwertungen resultieren in moderater, globaler Deflation. Die Auswirkungen auf entwickelte Staaten und Schwellenländer sind unterschiedlich. China und die Schwellenländer erfahren einen Anstieg der Inflation, während die entwickelten Staaten mit niedrigerem Wachstum und geringerer Inflation zu kämpfen haben. Insgesamt gleichen sich die volkswirtschaftlichen Effekte der Abwertungen aus. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der US-Dollar an Stärke zunehmen wird, was deflationäre Tendenzen für die Wirtschaft mit sich bringt und das Wachstum belastet.
Auswirkung: Deflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 10 %.
OPEC DROSSELT PRODUKTION
Worum geht es?
Die OPEC einigt sich auf eine Beschränkung der Fördermengen.
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Saudi-Arabien und Russland bringen die OPEC-Mitgliedsstaaten dazu, ihre Ölproduktion zu reduzieren. Bei anziehender Nachfrage steigt der Ölpreis auf rund 70 US-Dollar je Barrel zum Jahresende 2016 an.
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Die Investitionen im Energiesektor ziehen wieder an und der Ausblick hellt sich auf. Allerdings drückt der damit einhergehende Preisanstieg auf die Konsumdynamik und das globale Wachstum. Die höhere Inflation führt zu anziehenden, restriktiven Tendenzen bei der Geldpolitik der Zentralbanken.
Auswirkung: Stagflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 4 %
US-LOHNNIVEAU STEIGT
Worum geht es?
In den USA steigen Löhne und Gehälter
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung weitet sich die positive Tendenz am Arbeitsmarkt auf Löhne und Gehälter aus.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Steigender Output und Inflation führen dazu, dass Zinsen am langen Ende der Zinsstrukturkurve ansteigen. Die Geldpolitik der US-Notenbank wird restriktiver. Dies führt zu Volatilität am Markt.
Auswirkung: Reflation
Eintrittswahrscheinlickeit: 5 %
GLOBALE REFLATION
Worum geht es?
Globales Wirtschaftswachstum und Inflation ziehen an.
Wie sieht das Szenario konkret aus?
Das globale Bruttoinlandsprodukt für 2016 steigt auf über 3 %, außerdem nähert sich die Inflation in den USA 2 % an.
Was würde noch passieren?
Was wären die Auswirkungen auf den Rest der Welt?
Auf Basis der höheren Wachstumsraten und ansteigender Inflation beginnen die Zentralbanken, ihre expansive Geldpolitik zurückzufahren. Da die USA sich im Zyklus vor Europa befinden, dürfte sie Vorreiter bleiben une ein Zinsniveau von rund 3,5 % bis Ende 2016 anstreben. Für Europa und Japan sehen die Prognosen eine reduzierte quantitative Lockerung. Die Gehälter und Preise steigen an, während sich die Inflation dem Ziel von 2,0 % nähert.
Auswirkung: Reflation
Eintrittswahrscheinlichkeit: 5 %
Aktualisierung im ersten Quartal 2016, Stand: 22. Februar 2016. Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von der Schroders Economics Group und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.
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