Passend zum chinesischen Neujahrsfest am 16. Februar hellen sich die Aussichten für Anleger im Reich der Mitte auf. Matthew Vaight, Fondsmanager des M&G Global Emerging Markets Fund, sieht Anzeichen dafür, dass die jüngsten Reformen der Regierung Wirkung zeigen.
16.02.2018 | 09:11 Uhr
„In mehreren Branchen werden derzeit Überkapazitäten abgebaut, und das Finanzsystem stabilisiert sich. Deshalb haben wir unser Engagement in China in letzter Zeit erhöht.“
Interessanterweise wird aus Anlegersicht ausgerechnet das „Alte China“ wieder attraktiver. In den letzten Jahren hatte sich der Fokus vieler Investoren auf die angestrebte „New Economy“ mit einem steigenden Anteil des Dienstleistungssektors verschoben. Vaight hält nun jedoch die aktuellen Bewertungen von Aktien, die mit populären Themen wie Internet, Social Media und Konsum in Zusammenhang stehen, für deutlich zu hoch.
Investmentchancen sieht er dagegen in den überwiegend staatseigenen Fertigungs- und Industrieunternehmen, die mit "Old China" assoziiert werden (siehe Grafik). „Diese Aktien wurden in den vergangenen Jahren vernachlässigt, da sich die Anleger auf das Thema Konsum konzentriert haben. Allerdings sind Sektoren wie Energie und Industrie in letzter Zeit rentabler geworden – was sich jedoch nicht in ihren Bewertungen niedergeschlagen hat. Das führt zu einer interessanten Situation“, erläutert der Schwellenländerexperte.
Die Reformen der chinesischen Regierung führten dazu, dass die Produktionskapazitäten in Schwerindustrien wie Zement und Stahl kontinuierlich zurückgefahren würden, so Vaight. Im Rahmen der Umweltschutzkampagne würden zudem viele besonders belastende Projekte eingestellt. Gleichzeitig käme es zu einer Konsolidierung hin zu weniger, größeren und effizienteren Betreibern. „Am wichtigsten ist aus unserer Sicht, dass neuerdings Rentabilität und Cash Flows im Vordergrund stehen und nicht mehr nur der Umsatz. Das Potenzial zur Performanceverbesserung dieser Unternehmen scheint aber noch nicht ganz erkannt zu werden“, sagt der Fondsmanager.
Auch im chinesischen Bankensektor zeichne sich eine Wende ab. Die Höhe der Forderungsausfälle sinke offenbar, da sich die Konjunkturaussichten aufhellten und die Banken außerdem faule Kredite abschrieben. „Noch wichtiger ist jedoch, dass die chinesische Regierung Maßnahmen ergriffen hat, um beispielsweise die Kreditvergabe stärker zu regulieren oder bestimmte Sparprodukte einzuschränken“, findet Vaight. Die bessere Bankendisziplin führe dazu, dass es in China erstmals eine echte Differenzierung zwischen Finanzinstituten gebe. Außerdem wende sich der Sektor stärker den rentableren, weniger risikoreichen Privatkundenkrediten zu.
Matthew Vaight erwartet daher, dass die führenden chinesischen Banken nachhaltig gute Renditen erzielen können: „Trotzdem sind die Bewertungen weiterhin attraktiv. Deshalb haben wir vor kurzem zum ersten Mal überhaupt in eine staatliche Bank investiert.“
Grafik: Das alte China ist profitabler
(Quelle: MSCI, Factset, Morgan Stanley Research, ROE Monatsdaten ab Oktober 2017, P/B-Daten ab 21. November 2017)
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