Insbesondere in Asien und Europa verliert das globale Wachstum an Schwung. Schroders identifiziert drei Faktoren, die für diese Verlangsamung verantwortlich sind, und analysiert, ob ihr Effekt dauerhaft oder vorübergehend ist.
30.08.2018 | 14:36 Uhr
Die kurzfristigen Aktivitätsindikatoren bleiben zwar stabil, doch das Wachstum ist 2018 weniger synchronisiert als 2017, als alle großen Regionen beschleunigten. Jetzt scheinen Asien und Europa abzubremsen. Damit weichen sie von der Entwicklung in den USA ab, wo die Wirtschaft immer noch kräftig wächst.
Wir erkennen drei maßgebliche Faktoren, die zu dieser offenbaren Sommerpause beitragen.
Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass sich die chinesische Wirtschaft schneller abkühlen könnte, als die jüngste Zahl zum Wirtshaftswachstum vermuten lässt. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar nur um 0,1 Prozentpunkte schwächer als im ersten Quartal. Doch neuere Daten wie die monatlichen Einzelhandelsumsätze, die Investitionen und die Exporte deuten darauf hin, dass im dritten Quartal möglicherweise mit einer stärkeren Abschwächung der Konjunktur zu rechnen ist. Angesichts der Rolle, die China für das Wachstum in Asien und weltweit spielt, wird dies Auswirkungen auf den Rest der Welt haben.
Der Rückgang der Industriemetallpreise, die seit Ende Juni um rund 14 % gefallen sind, ist ein Anzeichen für eine schwächere Industrieproduktion. Da die Preise das Niveau der Industrieproduktion widerspiegeln, sind sie ein einigermaßen zuverlässiger Indikator für die Aktivität. Die Industrieproduktion ist eine wichtige Komponente des Wirtschaftswachstums. Deshalb belastet eine geringere Produktion das allgemeine Wachstum. Die aktuellen Metallpreise deuten darauf hin, dass die Produktion in den G7-Ländern in den kommenden Monaten ins Stocken geraten wird. Dies hätte Auswirkungen auf das globale Wachstum.
Das Wachstum des Handels (eine andere wichtige Komponente des globalen Wachstums) hängt sehr stark vom Preis des US-Dollars ab. Wenn der Dollar teurer wird, belastet dies Länder, die ihren Handel in US-Dollar abwickeln. Dadurch könnte sich der Handel verlangsamen, was wiederum Folgeeffekte für das globale Wachstum hätte. Darüber hinaus nehmen viele Länder Kredite in US-Dollar auf. Ein stärkerer Dollar bedeutet deshalb, dass die Kreditaufnahme teurer wird, was das Wachstum weiter belastet.
Wir halten es für wahrscheinlicher, dass dies keine dauerhaften, sondern nur vorübergehende Effekte sind. Unserer Meinung nach haben wir es im Augenblick mit einer Sommerflaute zu tun, nicht mit einer nachhaltigeren Entwicklung. Die Schwäche der Metallpreise könnte zum Teil mit den Stahlzöllen zusammenhängen. Es gibt Anzeichen dafür, dass Unternehmen vor dem Inkrafttreten der Stahl- und Aluminiumzölle am 1. Juni ihre Bestellungen erhöhten und sie jetzt zurückfahren. Darüber hinaus ist der zugrunde liegende Auftragseingang in der Weltwirtschaft immer noch robust, die Beschäftigungslage ist gut und die Zuversicht ist stark. Dies deutet darauf hin, dass die zugrunde liegende Nachfrage intakt bleibt.
Das Risiko für diese Prognosen besteht darin, dass die Handelsspannungen das Geschäftsklima belasten und die Unternehmen ihre Investitionen zurückschrauben könnten. Die hohen Investitionen spielten eine wichtige Rolle für den globalen Konjunkturaufschwung. Wenn die Unternehmen jedoch wegen der politischen
Entwicklungen Angst bekommen, könnten sie angesichts der Unsicherheit ihre Investitionen einstellen, was entsprechende Auswirkungen auf das globale Wachstum hätte. Die Meldung über eine Vereinbarung zwischen den USA und EU ist positiv (selbst wenn dies nur Worte sind). Doch die Spannungen mit China bleiben hoch. Unserer Meinung nach deutet die Tatsache, dass Präsident Trump ein zwölf Milliarden US-Dollar schweres Paket zur Unterstützung jener Landwirte geschnürt hat, die unter den kürzlich verhängten Zöllen leiden, darauf hin, dass sich der Präsident auf einen langwierigen Kampf mit China einstellt. Es sieht ganz so aus, als würde sich der Handelskrieg zwischen den USA und China immer noch aufheizen.
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht
notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von
Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten
Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 15.08.18 auch auf schroders.com
veröffentlicht.
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