Ein auf mehr strukturelle Nachhaltigkeit ausgerichtetes Wachstum, eine stärkere finanzielle Förderung einheimischer Industrien und eine wachsende Kaufkraft der Verbraucher als treibender Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung – diese Trends standen im Mittelpunktder vierten Jahresinvestmentkonferenz Afrika 2015.
11.11.2015 | 15:15 Uhr
Fünf Referenten präsentierten den rund 120 Teilnehmern die Chancen, die der afrikanische Kontinent für Unternehmen und Investoren bietet, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Vorträge der demografische Faktor Afrika. Mehr als die Hälfte des weltweiten Bevölkerungswachstums, das in den Jahren 2015 bis 2050 erwartet wird, findet in Afrika statt. Und bis zum Jahr 2050 wird Nigeria als bevölkerungsreichstes Land Afrikas von der Bevölkerungszahl die USA übertreffen. Diese Herausforderung gilt es in nachhaltiges Wachstum umzusetzen, das sich langfristig wiederum für Investoren auszahlen soll.
Candice Aletter von der Steuerberatungsfirma Rödl & Partner unterstützt in ihrer beruflichen Tätigkeit Unternehmen, die ihr Geschäft in Afrika aufbauen oder expandieren wollen. Ein wichtiger Aspekt, dendie Rechtsanwältin in den vergangenen Jahren beobachtet hat: Das Wachstum in Afrika ist weniger von Rohstoffexporten getragen. Stattdessen steige die Nachfrage an ausländischen Investments in erneuerbare Energien, verbesserte Anbaumethoden in der landwirtschaftlichen Produktion und in Konsumgüter. Rödl & Partner ist mit sechs Niederlassungen in Afrika vertreten. Als praktisches Beispiel erläuterte Candice Aletter ein Projekt zur Nutzung der Tiefengeothermie in Ostafrika, bei dem Rödl & Partner federführend ist. Angestossen hat dieses Programm mit dem Namen Geothermal Risk Mitigation Facility (GRMF) die Kommission der Afrikanischen Union, Afrikas Pendant zur EUKommission. Es soll für acht ostafrikanische Staaten Anreize schaffen für Investitionen in die alternative Energiegewinnung. Um die hohen Anlaufkosten für staatliche Institutionen und private Firmen abzufedern, werden EUR 800 Mio. über einen Förderfonds zur Verfügung gestellt. Die entsprechenden Finanzmittel kommen von der KfW Entwicklungsbank aus Geldern des Deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie des EU-Africa Infrastructure Trust Fund.
Ebenfalls über seine langjährige berufliche Praxis in Afrika referierte Jörg Wellmeyer, Geschäftsführer von Strabag International GmbH. Der deutsche Baukonzern erzielte 2014 rund EUR 500 Mio. seines Jahresumsatzes von EUR 14 Mrd. in Afrika. Bei seinen Aufträgen verfolge Strabag Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als oberste Prinzipien. In der Praxis bedeutet das die Ausbildung der Arbeitskräfte sowie deren medizinische Versorgung, die nach Projektende durch einen unabhängigen Träger weitergeführt werde. Zugleich betonte Wellmeyer, der stellvertretendes Präsidiumsmitglied des Deutschland-Afrika-Vereins ist, die „Null-Toleranz“ seines Unternehmens für Korruption. Aus diesem Grund beteilige sich Strabag auch nicht an Ausschreibungen von Staatsaufträgen. Entscheidend sei die Einzelstaatsanalyse anhand von ökonomischen und politischen Faktoren. Generell zeige Ostafrika im Hinblick auf Zollfreiheit und Kapitalgrundlage die grösste Stabilität. Dabei spiele die East African Community als regionaler Staatenbund für die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle.
Organisiert wurde die Veranstaltung im Leonardo Royal Hotel in München erneut vom Finanzen Verlag in Zusammenarbeit mit dem Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft und Bellevue Asset Management.
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