AXA IM: Asiens Blick auf die US-Geldpolitik

"Investoren sehen nur wenig Nutzen in den mit hoher Frequenz veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA. Die Devisenhändler dagegen blicken kaum auf etwas anderes", so Mark Tinker, Head of Framlington Equities Asia bei AXA Investment Managers.

10.11.2015 | 16:14 Uhr

Statistiken zum Wirtschaftswachstum, Einkaufsmanagerindizes, Erstanmeldungen zur Arbeitslosigkeit, Daten zur Inflationsentwicklung: Die Akteure an den Finanzmärkten haben sich längst daran gewöhnt, dass ein stetiger Strom an Konjunkturdaten aus den USA sie in Atem hält. Entsprechend gering ist die Wertschätzung, die viele Anleger für die Datenflut hegen, hat Mark Tinker, Head of Framlington Equities Asia bei AXA Investment Managers festgestellt. "Investoren sehen nur wenig Nutzen in den mit hoher Frequenz veröffentlichten Konjunkturdaten", schreibt der Experte in einem Kommentar. Allerdings gebe es eine Gruppe von Akteuren am Markt, für die das ganz und gar nicht gelte: "Die Devisenhändler dagegen blicken kaum auf etwas anderes", so Tinker weiter. 

Dies habe sich auch anhand der jüngsten Veröffentlichung von Arbeitsmarktdaten in der vergangenen Woche wieder gezeigt. Der Statistik zufolge wurden im Oktober außerhalb der Landwirtschaft 217.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten im Durchschnitt lediglich mit einem Zuwachs von 185.000 Stellen gerechnet. "Der Wechselkurs des US-Dollar ist in der Folge der Veröffentlichung prompt gestiegen", erklärt Tinker. "Die Händler an den Devisenmärkten kamen zu der Überzeugung, dass damit eine Zinserhöhung im Dezember noch wahrscheinlicher geworden ist und dass die Unterschiede zwischen der Geldpolitik in den USA und der in anderen wichtigen Währungsräumen zu einem Wiedererstarken des US-Dollar führt." So zeigten sich im Anschluss an die Veröffentlichung der Daten sowohl der Euro als auch das Britische Pfund und der Japanische Yen im Vergleich zum US-Dollar schwach. "Im Vergleich dazu hatten die Währungen der Schwellenländer eine etwas bessere Woche", so Tinker. "Aber wir sollten nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass diese Länder in vielen Fällen sehr viel anfälliger für die negativen Folgen der Dollarstärke sind, weil sie hoch in US-Dollar verschuldet sind."

Der stark auf die USA fokussierte Blick selbst vieler asiatischer Marktteilnehmer habe sich darüber hinaus auch auf andere Weise gezeigt. So sei China dafür kritisiert worden, dass es gegenüber den Devisenmärkten nicht transparenter agiert habe. Zudem hätten offenbar viele die Notwendigkeit einer chinesischen Form des Quantitative Easing gesehen. "Meiner Ansicht nach muss man sich allerdings fragen, warum China sich darauf einlassen sollte", erläutert Tinker. "Welchem Zweck dient es, den gehebelten Händlern auf den Anleihe- und Devisenmärkten einen Gefallen zu tun? Möglicherweise hat die Wall Street sich so sehr daran gewöhnt, die Geldpolitik in den USA nach ihrem Gusto zu beeinflussen, dass viele Akteure gar nicht mehr verstehen können, warum es anderswo nicht auch funktionieren sollte. China liberalisiert seine Währung und reformiert seine Kapitalmärkte - aber auf seine eigene Art und mit seinem eigenen Zeitplan."

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