Degroof Petercam: Rentenmärkte mit vielen Fragezeichen

An den Rentenmärkten ist nichts mehr so einfach, wie es einmal war – Bei weiter steigenden Risiken kommt es 2018 auf Anleiheklassen übergreifendes, aktives Management an.

14.12.2017 | 10:25 Uhr

Idiosynkratische Risiken sind zurück

Die Weltwirtschaft auf einem stabilen Erholungspfad sowie Unternehmensgewinne und -margen mit weiterem Wachstumspotenzial – das Umfeld für die Aktienmärkte könnte kaum besser sein. Und das sollte auch im Jahr 2018 grundsätzlich so bleiben, meint Guy Lerminiaux, CIO für fundamentale Aktien bei Degroof Petercam AM: „Die marktsystemischen Risiken haben insgesamt spürbar abgenommen. Investoren sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, welche individuellen Risiken einzelne Unternehmen bergen und danach ihre Anlageentscheidungen ausrichten. Der Blick hinter die Kulissen der Unternehmen wird im aktuellen Marktumfeld wichtiger, um negative Überraschungen zu vermeiden. 2018 kann zum Jahr der aktiven Stockpicker werden.“

Die Konzentration auf Gewinnertitel, die sich über längere Zeiträume erfolgreich entwickeln, kann die Frage über den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt, also das Markttiming, überflüssig machen. „Buy-and-hold-Strategien, die im Rahmen der neuen Normalität an den Märkten von vielen Experten als nicht mehr zeitgemäß eingestuft werden, sind nach Ansicht von Degroof Petercam AM weiterhin aktuell. „Unterbewertete Qualitätsaktien zu identifizieren und in diese langfristig investieren, zahlt sich aus“, sagt Guy Lerminiaux.

Nur 4 Prozent aller Aktien machen den Unterschied

Wie wichtig die Auswahl der ‚richtigen‘ Aktien für den langfristigen Anlageerfolg ist, belegt eine wissenschaftliche Studie von Hendrik Bessembinder. Er ist Finanzwissenschaftler an der Universität Arizona und hat die Entwicklung von 26.000 US-Aktien zwischen 1926 und 2016 untersucht.

Der Akademiker stellte fest, dass in diesem Zeitraum der gesamte Markt an US-Aktien besser abschnitt als der für US-Staatsanleihen, sofern die Aktien länger als 7 Jahre gehalten wurden. Aber nur 4 Prozent aller Aktien waren letztendlich für die Outperformance des gesamten Aktienmarktes verantwortlich. Alle übrigen Dividendenpapiere schnitten tatsächlich unterdurchschnittlich ab.

„Unsere Favoriten für 2018 sind unter anderem Euroland-Aktien. Europa hat wirtschaftlich Fuß gefasst. Das Wachstum ist vielversprechend und die politischen Risiken liegen weitgehend hinter uns. Jetzt kann die Bewertungslücke geschlossen werden“, sagt Guy Lerminiaux.

Rentenmärkte mit vielen Fragezeichen

Trotz eines generell positiven Ausblicks für die globalen Aktienmärkte, ist die Mehrheit der Investoren nach wie zu einem Großteil im Rentenmarkt engagiert. Doch die Unsicherheiten an den weltweiten Anleihemärkten bleiben auch im kommenden Jahr hoch. Besonders ungewiss ist der Ausgang der bereits eingeläuteten weiteren Rückführungen der monetären Anreize durch die Zentralbanken. „Eine erhöhte kurzfristige Volatilität an den Anleihemärkten ist nahezu vorprogrammiert“, sagt Peter de Coensel, CIO für Rentenstrategien bei Degroof Petercam AM. „Es kommt deshalb umso mehr darauf an, für schnelle und eventuell auch überraschende Änderungen und Ereignisse gewappnet zu sein. Aktive Manager mit einem breiten Investitionsradius haben hier Vorteile, da sie auf Veränderungen an den Märkten über alle Anleiheklassen hinweg reagieren können.“

In 2017 entwickelten sich globale und europäische Hochzinsanleihen sowie Staatsanleihen der Schwellenländer in Lokalwährung insgesamt sehr stark. Das sollte nach Ansicht von Peter de Coensel auch in 2018 so bleiben: „Starke Bilanzen, niedrige Ausfälle und günstige Finanzierungsbedingungen stützen weiterhin das High Yield-Segment. In den Emerging Markets kann durchaus mit einem sinkenden Inflationsdruck gerechnet werden. Dies wirkt positiv auf die lokalen Währungen“.

Inflation nicht unterschätzen

Attraktiv bleiben in 2018 auch inflationsindexierte Anleihen, also solche, deren Renditen sich an den Inflationserwartungen der Marktteilnehmer orientieren. Steigende Inflationsraten könnten Peter de Coensel zufolge aber schon bald ein Thema sein – vor allem in den USA. Treiber hierfür sei vor allem der Arbeitsmarkt. Während sich die Arbeitsmärkte in Europa noch in der Erholungsphase befinden, spiegelt sich der hohe Beschäftigungstand in den USA bereits in der Entwicklung der Verbraucherpreise wider. „Derzeit treten die realen Zinsen in den USA noch auf der Stelle. Doch die Märkte gehen von weiter steigenden Preisen aus. Hiervon profitieren inflationsindexierte Anleihen“, sagt Peter de Coensel.

Weniger Potenzial sieht der Rentenexperte bei Investment Grade-Unternehmensanleihen aus Europa. „Die Marktpreise sind bereits auf Perfektion getrimmt. Das Fehlen von Katalysatoren wird dazu führen, dass sich im Investment Grade-Segment die Spreads noch weiter einengen.“

„An den Rentenmärkten ist nichts mehr so einfach, wie es einmal war. Die Risiken haben in der Breite zugenommen. Dennoch lässt sich mit Anleihen gutes Geld verdienen. Um die Spreu vom Weizen zu trennen und flexibel zu bleiben, wenn es die Marktentwicklungen verlangen, ist ein aktiver Managementansatz alternativlos. Unconstrained-Ansätze, die Fondsmanagern eine weitgehende Freiheit bei den Anlageentscheidungen einräumen, werden in diesem Umfeld ihre Trümpfe ausspielen können“, fasst Peter de Coensel die Aussichten für die globalen Rentenmärkte zusammen.

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