Zuletzt stiegen die Hoffnungen auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft; die Gefahr einer Rezession ist aber längst nicht aus der Welt. Tom Demaecker und Dries Dury, Co-Manager der Multi-Thematic-Strategie von DPAM sowie DPAM-Analyst Humberto Nardiello erläutern, welche Aktienstrategie angesichts der herrschenden Unsicherheit sinnvoll ist.
26.09.2023 | 11:28 Uhr
Warnzeichen für die Konjunktur kommen aus den USA:
US-Ersparnisse erschöpft
Trotz der Rezessionsängste haben die amerikanischen Verbraucher
den Großteil der COVID-bedingten Anreize ausgegeben, die sie in den letzten
Jahren erhalten haben. Die Sparquote hat einen Tiefstand erreicht. Angesichts
der hohen Zinsen ist es unwahrscheinlich, dass Kredite die Konsumlücke
schließen.
US-Haushalt besorgniserregend
Das Haushaltsdefizit liegt derzeit bei -8 %. Sollten nach den
Wahlen die fiskalischen Schrauben angezogen werden, dürfte das
Wirtschaftswachstum nachlassen. Die hohen Zinsen beginnen sich über höhere
Schuldenkosten auf den Haushalt auszuwirken. Das wiederum bedeutet, dass
weniger Mittel für weitere Konjunkturpakete zur Verfügung stehen.
Riskantes Spiel mit hohen Zinsen
Die Arbeitslosenquoten sind im Rekordtief. Von daher besteht die
einzige Möglichkeit, die Wirtschaft abzukühlen, darin, die Zinssätze länger
hochzuhalten. Das ist ein riskantes Spiel, denn es könnte die Wirtschaft
durchaus in den Abgrund stürzen. Nicht immer sind diese Hochseilakte der
Zentralbanken in der Vergangenheit gut ausgegangen.
Ein „Worst-Case-Szenario“ ist keineswegs sicher. Aber die Stimmung
an den Märkten kann sich im Handumdrehen ändern. Wie können Aktienanleger ihr
Portfolio in Anbetracht solch widersprüchlicher Daten optimieren?
Hohe Qualität und stabile Nachfrage bevorzugen
Defensive, qualitativ hochwertige Wachstumsinvestments können als stabiles Aktienfundament dienen. Der Grund: Qualitätsunternehmen verfügen in der Regel über Eigenschaften, die sowohl Hausse- als auch Baisse-Märkte überdauern. Sie bieten z.B. unverzichtbare Produkte oder Dienstleistungen an, die unabhängig von den Marktbedingungen stark und wiederkehrend nachgefragt werden. In Verbindung mit hohen Gewinnspannen, Preisgestaltungsmacht und einer geringen Verschuldung erhöht dies die Widerstandsfähigkeit gegenüber einem Abschwung.
Beispiele für Branchen mit derlei Aktivitäten und immanenter
Widerstandsfähigkeit sind das Gesundheitswesen und der Bereich
Zahlungsdienstleister. In diesen Sektoren ist es weniger wahrscheinlich, dass
die Einnahmen während eines wirtschaftlichen Abschwungs stark zurückgehen.
Abo-Modelle und Branchenführer im Vorteil
Unternehmen mit wiederkehrenden Umsatzströmen bieten ebenfalls ein
solides Fundament. Firmen, die sich auf Abonnementmodelle, Verträge oder
wiederkehrende Kundenkäufe stützen, bieten in der Regel eine beständigere
Performance als der breite Markt. Beispiele sind die
Software-as-a-Service-Giganten Adobe, Autodesk und Synopsys. Auch
Branchenführer im Bereich Basiskonsumgüter wie P&G und Nestlé können als
Fundament für ein defensive Portfolio dienen, das in turbulenten Zeiten ein
gewisses Maß an Vorhersehbarkeit bietet.
Preissetzungsmacht und geringe Verschuldung
Hilfreich sind daneben Unternehmen mit hohen Gewinnspannen und
Preissetzungsmacht, die ihre Preise ohne nennenswerte Auswirkungen auf die
Nachfrage anpassen können. Der Luxusriese LVMH ist ein Beispiel dafür, wie eine
Kombination aus Preisstrategie und hohen Gewinnspannen für die dringend
benötigte Stabilität sorgen kann.
Schließlich spielt die finanzielle Gesundheit der Unternehmen eine
wichtige Rolle, denn sie ist ein wichtiger Indikator für ihre Fähigkeit,
Rezessionen oder erhöhte Schwankungen zu überstehen. Gerin verschuldete Firmen
sind besser in der Lage, mit einem geringeren Cashflow zu wirtschaften und
unerwartete Ertragseinbrüche zu bewältigen.
Ob wiederkehrende Ertragsströme, hohe Gewinnspannen, Preissetzungsmacht oder ein geringer Verschuldungsgrad – über Titel mit defensiven Qualitäten können Anleger sich auf einen möglichen Bärenmarkt besser vorbereiten. Das beständige, strukturelle Wachstum dieser Unternehmen über mehrere Zyklen hinweg ermöglicht es Anlegern, gleichzeitig in der Defensive und in der Offensive zu sein.
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