Anleger strömen in nachhaltige Aktienfonds, wobei die Zuflüsse im Jahr 2020 neue Rekorde erreichten. Doch die Auswahl eines nachhaltigen Aktienmanagers ist immer noch eine Herausforderung.
05.02.2021 | 07:20 Uhr
Hier erfahren Sie, worauf Anleger achten sollten, um Portfolios zu finden, die ihren Zielen für verantwortungsbewusstes Investieren gerecht werden.
Nachhaltige Aktien werden immer beliebter. Bis Ende 2020 wird das weltweit verwaltete Vermögen für offene nachhaltige Aktienfonds laut Morningstar 1 Billion US-Dollar erreichen. Das wachsende Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfragen, gepaart mit den Lehren aus der Pandemie, haben die Agenda für nachhaltiges Investieren noch dringlicher gemacht.
Doch die Auswahl eines nachhaltigen Aktienportfolios ist vielleicht schwieriger denn je. Nach Angaben von Morningstar gibt es mittlerweile weltweit rund 2.300 nachhaltige Aktienfonds. Wie können Anleger zwischen konkurrierenden Strategien unterscheiden und diejenigen identifizieren, die am besten mit ihrem Verantwortungsethos und ihren Anlagezielen übereinstimmen? Beginnen Sie mit den folgenden drei Fragen.
Für den Begriff Nachhaltigkeit existieren unter Anlegern höchst unterschiedliche Definitionen. Für einige geht es darum, eine Benchmark für Unternehmen mit bestimmten Attributen positiv zu überprüfen, etwa Unternehmen, bei denen der Frauenanteil im Vorstand 50 Prozent beträgt. Andere konzentrieren sich vielleicht auf die Verbesserung ökologischer und sozialer Ergebnisse und suchen ein Portfolio, das in Unternehmen investiert, deren Produkte oder Dienstleistungen einen Beitrag dazu leisten.
Aber nicht jedes nachhaltige Portfolio erklärt klar, wie es Nachhaltigkeit in seinen Anlageprozess integriert. Anleger sollten nach Managern mit einer klaren und kohärenten Definition von Nachhaltigkeit suchen, um die größtmögliche Transparenz zu erhalten. Viele Investmentmanager orientieren sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. Da es sich hierbei jedoch um eine Vielzahl von Konzepten handelt, benötigen Investoren einen praktischen Plan, um die SDGs in umsetzbare Anlageideen zu übersetzen. Unserer Ansicht nach bieten die SDGs eine Reihe von zukunftsweisenden Möglichkeiten, die bei der Definition eines Anlageuniversums helfen können.
ESG (Environmental, Social, Governance; zu Deutsch Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ist zum Synonym für verantwortungsvolles Investieren geworden. Aber eine eingängige Abkürzung schafft noch keinen klaren Prozess. Unserer Ansicht nach sollten ESG-Faktoren als integraler Bestandteil des Wertversprechens eines jeden Unternehmens betrachtet werden. Vereinfacht gesagt: Es ist unmöglich, ein Unternehmen zu bewerten, ohne ESG-Faktoren zu berücksichtigen. Vom Risiko des Klimawandels über Diversität bis hin zu guter Unternehmensführung – ESG-Faktoren können die finanziellen Ergebnisse eines Unternehmens wesentlich beeinflussen und sollten sinnvollerweise in den Bewertungsprozess einbezogen werden.
Heute verlassen sich viele Anleger auf ESG-Ratings, um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu bewerten. Unserer Meinung nach können ESG-Ratings allein aufgrund einiger Mängel jedoch weder Nachhaltigkeit definieren noch als echter Proxy für den Einfluss verantwortungsvoller Investments dienen. So fehlt es den ESG-Ratings beispielsweise an standardisierten Methoden, sodass die Bewertungen von Unternehmen zwischen den einzelnen Anbietern dramatisch variieren können. Während Kreditratings von Emittenten zu etwa 90 Prozent zwischen den Anbietern korreliert sind, sind es bei Aktien weniger als 50 Prozent. Und da ESG-Ratings auf öffentlich zugänglichen Informationen basieren, neigen sie dazu, Unternehmen zu belohnen, die die Berichtskriterien erfüllen können – und nicht die besten Praktiken aufweisen. Daher sollte ein nachhaltiges Portfolio über eine unabhängige Quantifizierungsmethodik von ESG-Faktoren auf Unternehmensebene verfügen.
Das Engagement für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung ist eine wichtige Taktik, die von aktiven Aktienmanagern eingesetzt wird, um positive Veränderungen zu fördern. Aber Engagement-Strategien unterscheiden sich. Einige Portfoliomanager denken vielleicht, dass das Senden einer E-Mail an ein Unternehmen ausreicht, selbst wenn man keine Antwort erhält. Wir sind anderer Meinung. Es sollte darum gehen, eine produktive Partnerschaft mit dem Management aufzubauen, um langfristig Fortschritte in verschiedenen Bereichen zu erzielen. Das bedeutet nicht, sich mit dem Management anzufreunden; vielmehr geht es darum, Beziehungen zu entwickeln, die es Investoren ermöglichen, Einfluss zu nehmen und positive Veränderungen zu fördern, oft auch bei kontroversen Themen, aus einer Position des gegenseitigen Respekts heraus. Diese Art des Engagements erfordert Zeit und Geduld.
Dieser Ansatz kann oft effektiver sein, um Unternehmen zu überzeugen, die richtigen Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft zu unternehmen, als eine kämpferische Haltung einzunehmen. Wir glauben, dass eine aktive Rolle bei der Förderung positiver Veränderungen den Unternehmen letztlich hilft, bessere Ergebnisse zu erzielen und das langfristige Ertragspotenzial zu unterstützen.
Diese drei Fragen sind ein Ansatzpunkt. Mithilfe klarer Antworten werden Anleger in der Lage sein, das riesige Angebot an Aktienportfolios zu durchforsten, um klar definierte nachhaltige Strategien mit den richtigen Attributen zu identifizieren, die langfristige Erträge liefern.
Dan Roarty ist Chief Investment Officer für Sustainable Thematic Equities bei AllianceBernstein (AB).
Sarah Tunnell ist Product Specialist für Sustainable Thematic Equities bei AllianceBernstein (AB).
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.
Diesen Beitrag teilen: