Die Covid-19-Krise stellt die Welt vor noch nie da gewesene Herausforderungen. Dennoch sehen wir langsam Licht am Ende des Tunnels. Auch die Märkte scheinen das Schlimmste überstanden zu haben.
14.04.2021 | 07:23 Uhr
Ben Ritchie, Head of European Equities and , Andrew Paisley, Head of Smaller Companies
Anlegern, die einen unternehmensspezifischen Ansatz verfolgen, empfehlen wir daher, jetzt ein Engagement bei europäischen Aktien zu erwägen. Der europäische Aktienmarkt nimmt in Sachen Tiefe und Liquidität weltweit noch immer einen Spitzenplatz ein und auch die europäische Wirtschaft kann in puncto Größe mit den USA und China mithalten. Darüber hinaus ist Europa eine komplexes Gebilde aus verschiedenen Ländern, Währungen, Kulturen und Rechtssystemen. Diese Komplexität birgt auch Chancen.
In der Vergangenheit hatten viele Anleger europäische Aktien aufgrund des enttäuschenden Wirtschaftswachstums und politischer Unsicherheitsfaktoren untergewichtet. Dabei wurde jedoch übersehen, dass es sich bei zahlreichen europäische Unternehmen tatsächlich um Global Player handelt. In Bereichen wie Gesundheitswesen, Technologie und Basiskonsumgüter, in denen viele der weltweit führenden Unternehmen aus Europa stammen, spielt die Binnennachfrage nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr profitieren sie von weit verbreiteten strukturellen Trends wie Digitalisierung, einer alternden Bevölkerung oder dem Wachstum der Mittelschicht in den Schwellenländern.
Fasst man alle Umsätze der börsennotierten größeren Unternehmen zusammen, so werden 54 Prozent davon außerhalb der Europäischen Union erwirtschaftet, allen voran in den USA und Asien. Das bedeutet, dass diese Firmen ungeachtet der Situation in ihren Heimatmärkten positive Erträge erzielen können.
Aus der Komplexität Europas ergeben sich Anlagechancen bei Qualitätsunternehmen über das gesamte Spektrum der Marktkapitalisierungen hinweg. Nehmen wir zum Beispiel Small- und Mid-Cap-Unternehmen. Viele von ihnen sind Wegbereiter für eine weniger verschwenderische, grünere und digitalere Welt. Kleinere Unternehmen sind mittlerweile in allen Bereichen richtungsweisend – von der Lebensmittellieferung bis hin zur Fabrikautomatisierung.
Kleine und mittlere Unternehmen bieten außerdem andere Ertragsquellen als Großunternehmen und stellen somit eine wichtige Diversifikationsmöglichkeit im Rahmen eines breiter aufgestellten Portfolios dar. Und dennoch, trotz all dieser Vorteile, bewegt sich das Bewertungsniveau von Small Caps im Vergleich zu Large Caps nahe historischen Tiefstständen. Sie werden auch von den Analysten nicht ausreichend abgedeckt. Dadurch ergeben sich beachtliche Möglichkeiten für aktive und gut informierte Anleger.
Als Investoren verfolgen wir einen Bottom-up-Ansatz. Dabei haben wir drei Themen ausgemacht, die unserer Ansicht nach die europäischen Märkte vorantreiben werden.
Europa ist Vorreiter des „verantwortungsbewussten Kapitalismus.
Viele Unternehmen sind global führend im Hinblick auf ESG-Aspekte (Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung) und schneiden hier im Durchschnitt besser ab als ihre internationalen Mitbewerber. Sie sind daher gut positioniert, um von der Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Welt zu profitieren. Europa kann bereits zahlreiche Branchenführer vorweisen, unter anderem Kingspan (Dämmung und Verkleidung), Ørsted (Windenergie) und Vidrala (Behälterglas).
Europäische Unternehmen sind im Hinblick auf geistiges Eigentum stark aufgestellt.
Aus der Konsolidierung im Industriesektor sind Giganten in extrem profitablen, schnell wachsenden und gut zu verteidigenden Nischen hervorgegangen. Daneben ist Europa die Heimat einiger der bekanntesten, etabliertesten und begehrtesten Verbrauchermarken der Welt, von denen viele von der langfristig steigenden Kaufkraft der Verbraucher in den Schwellenländern profitieren dürften. Hier stechen unter anderem das italienische Modehaus Moncler und der französische Luxusmarkenkonzern LVMH hervor. Europa hat auch umfangreiche Kompetenzen im Gesundheitswesen entwickelt und führende Unternehmen auf den Gebieten Medizintechnik, Medikamentenentwicklung und Diagnosetests hervorgebracht.
Dank seiner historisch gewachsenen Fachkompetenz im verarbeitenden Gewerbe hält Europa eine starke Position bei der Entwicklung von Technologielösungen für die Industrie.
Nachdem die Region über Jahre hinwteg den FAANG-Titeln bei der Entwicklung von Verbraucherplattformen hinterherhinke, sehen wir nun größeres Potenzial für Europa, wenn es darum geht, von der zunehmenden Digitalisierung der Industrie zu profitieren. Dadurch dürfte sich die Kluft gegenüber den USA im Hinblick auf die technologische Leistungsfähigkeit langsam schließen. So ist das Schweizer Unternehmen Komax beispielsweise weltweit führend bei der Automatisierung der Kabelverarbeitung in der Automobilindustrie. Die von der Firma entwickelte Ausrüstung bietet Kunden die Möglichkeit, Kosten zu senken und die Produktionseffizienz zu steigern. Ein weiterer Weltmarktführer ist Nemetschek. Seine Ingenieurs -und Konstruktionssoftware ermöglicht es Unternehmen, effizienter zu arbeiten, Abfall zu vermeiden und Kosten zu sparen.
Die Auswahl der Unternehmen dient lediglich Illustrationszwecken, um den hier beschriebenen Anlageverwaltungsstil zu veranschaulichen, und stellt weder eine Anlageempfehlung noch einen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.
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