Die börsennotierten Immobilienmärkte haben turbulente Zeiten hinter sich. Olivier Hertoghe, Fund Manager Fundamental Equity bei DPAM, sieht jetzt aber einige Anzeichen für den Wendepunkt:
07.05.2024 | 09:16 Uhr
1. Sinkende Risikoaufschläge
Im Jahr 2022 herrschten im Immobiliensektor extreme Refinanzierungsängste.
Diese ließen die Risikoaufschläge (Spreads) auf fast 300 Basispunkte ansteigen.
Damit kletterten die Aufschläge für Immobilienunternehmen viel stärker als für
andere Nicht-Finanzsektoren. Seit Ende 2022 sind die Spreads jedoch
zurückgegangen, auch im Vergleich zu anderen Sektoren. Noch immer aber liegen
sie überdurchschnittlich weit über denen anderer Nicht-Finanzunternehmen. Es
gibt also Spielraum für eine weitere Verringerung dieser Spreads.
2. Stabilisierung der Swap-Sätze
Die andere Komponente der Fremdkapitalkosten, der Swap-Satz, ist seit
seinem Höchststand im Jahr 2023 auf dem Weg nach unten. Derzeit stagnieren die
Swap-Sätze, ein Zeichen der abwartenden Haltung des Marktes gegenüber möglichen
Zinssenkungen. Dank niedrigerer Risikoaufschläge und Swap-Sätze sind die
Gesamtkosten für neue Finanzierungen von 6 % im Jahr 2022 auf etwa
4 % gesunken. Dies senkt die Hürde für neue und die Refinanzierung
bestehender Projekte erheblich, was die Attraktivität des Sektors erhöht.
3. Wiedereröffnung des Anleihemarktes
Der Anleihemarkt war für den Immobiliensektor nie vollständig geschlossen,
aber Anleihen zu begeben war für Immobilienunternehmen unerschwinglich im
Vergleich zur Aufnahme von Darlehen. Diese Situation hat sich inzwischen
gebessert; eine Reihe erfolgreicher Anleiheemissionen belegen das
zurückgewonnene Vertrauen in den Markt. Die Banken werden daher nicht die
gesamte Last der Refinanzierung fällig werdender Anleihen schultern müssen. Auf
dem Höhepunkt der Inflationskrise war das eine große Sorge.
4. Kontrollierter Anstieg der durchschnittlichen
Verschuldungskosten
Die durchschnittlichen Fremdkapitalkosten im Immobiliensektor tendieren
nach oben; dieser Anstieg ist jedoch allmählich und kontrollierbar, vor allem
dank eines strategischen Finanzmanagements mit langen Laufzeiten, festen
Zinssätzen und umfassenden Absicherungsstrategien. Diese Maßnahmen tragen dazu
bei, Rückzahlungspläne zu stabilisieren und vor Zinsschwankungen zu schützen.
Die Grenzkosten der Verschuldung sind seit Mitte 2023 gesunken und im Jahr 2024
bisher stabil geblieben. Infolgedessen steigen die durchschnittlichen Kosten
der Verschuldung langsamer, als auf dem Höhepunkt der Inflationskrise erwartet
wurde.
5. Wiederaufleben der positiven Renditelücke
Der Abstand zwischen den Immobilienrenditen und den Swap-Sätzen ist wieder
im positiven Bereich. Das Geschäftsmodell, Geld zu leihen, um in Immobilien zu
investieren, ist damit wieder wirtschaftlich tragfähig. Dies sollte dazu
beitragen, den Direktmarkt für Transaktionen wieder zu öffnen. Preise dürften
damit leichter gebildet werden und Anlegern mehr Klarheit über die Börsenwerte
verschaffen, so dass weniger hohe Abschläge auf den Nettoinventarwert (NAV)
erforderlich sind.
6. Starke Betriebskennzahlen
Die Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2023 lassen die operative Stärke des
Immobiliensektors erkennen. Die Lage ist anhaltend robust bei hohen
Belegungsraten und wachsenden Mieten. Die Tatsache, dass Immobilienunternehmen
den Inflationsdruck in Form höherer Mieten weitergeben konnten, zeigt ihre
Marktmacht dank einer günstigen Dynamik von Angebot und Nachfrage. In der Tat
sind die Leerstandsquoten in Europa weitaus gesünder als in Asien und den USA,
insbesondere in den Teilsektoren Büro und Einzelhandel.
7. Sinkende Verschuldung
In den Jahren der quantitativen Lockerung haben sich die europäischen
Immobilienunternehmen stark verschuldet, insbesondere auf dem Kontinent. Dies
war ein Hauptfaktor für den starken Anstieg der Risikoaufschläge. In der
Zwischenzeit haben die Managementteams von Immobilienunternehmen die Bedenken
der Anleger erkannt und damit begonnen, ihre Verschuldung abzubauen. In der
Folge dürften sich die Aktienkurse und das Investitionsumfeld stabilisieren. Da
die Beleihungsquoten und die Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA direkt
mit der Fähigkeit eines Unternehmens korrelieren, seine Schulden zu verwalten
und zu bedienen, gibt eine Reduzierung dieser Verschuldungsquoten den Anlegern
die Gewissheit, dass der Sektor langfristig lebensfähig ist und wirtschaftlichen
Schwankungen standhält.
8. Attraktive Bewertungen
Europäische Immobilienaktien werden mit erheblichen Abschlägen zu ihrem NAV
gehandelt. Ein Abschlag ist gerechtfertigt, wenn große Ungewissheit über die
künftigen Betriebs- und Finanzkennzahlen herrscht. Allerdings erreichen die
Börsenwerte in Europa so langsam die Talsohle und die durchschnittlichen
Fremdkapitalkosten sind besser absehbar. Gleichzeitig bleiben Mietwachstum und
Auslastung robust. Daher sind pessimistisch diskontierte Aktienkurse für
europäische Immobilien nicht mehr gerechtfertigt. Die Abschläge dürften auf
einen historischen Durchschnittswert absinken, indem die Aktienkurse steigen.
Die derzeitigen Bewertungen machen europäische Immobilien im Vergleich zur
Vergangenheit und zu anderen Regionen zu einer attraktiven Anlagemöglichkeit.
9. Steigende Allokationen
Europäische börsennotierte Immobilien wurden in den Jahren 2022 und 2023
von Hedgefonds stark leerverkauft und von Long-only-Anlegern deutlich
untergewichtet. Inzwischen gehört der Sektor nicht mehr zu den am meisten
geshorteten; Generalisten sind bei Investments in den Bereich weiterhin
vorsichtig. Sobald mehr Gewissheit über das Ausmaß und die Geschwindigkeit der
Leitzinssenkungen besteht, rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg der
Allokationen in Immobilien. Dies sollte zu einem Kursanstieg beitragen und
würde zusätzliches Kapital in den Markt bringen sowie die Liquidität und Tiefe
des Marktes erhöhen. In der Folge können weitere Investments in diesen Markt
fließen.
Die hohen Abschläge auf die NAVs scheinen nicht mehr gerechtfertigt. Obwohl der Weg zu normalisierten Vermögenspreisen und Aktienkursen noch nicht abgeschlossen ist, wird das Umfeld zunehmend günstiger. Könnte dies der Wendepunkt sein, auf den wir bei europäischen börsennotierten Immobilien gewartet haben? Vielleicht ist es der ideale Moment, um das Portfolio für einen bedeutenden Aufschwung zu positionieren.
Marketing-Mitteilung.
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