Capital Group: Die Fed ändert ihren Kurs - Was man mit zusätzlichem Geld tun sollte

Mit der vorübergehenden Aussetzung weiterer Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed, zeichnet sich bereits ab, dass das Jahr 2023 ein günstiges Jahr für festverzinsliche Renditen sein wird. Zu diesem Schluss kommt Peter Becker, Investment Director bei Capital Group.

15.06.2023 | 10:41 Uhr

„Der schmerzhafte Marktrücksetzer des letzten Jahres bringt auch einen Silberstreif am Horizont mit sich“, sagt der Experte. Die Anfangsrenditen kurzlaufender Anleihen hätten sich von ihren Tiefstständen erholt und den höchsten Stand seit mehr als 15 Jahren erreicht. Die Einstiegsbewertungen seien einer der attraktivsten Aspekte des heutigen Marktes für kurzfristige Anleihen: „Im Vergleich zu bargeldähnlichen Anlagen gibt es einen großen Wertzuwachs, allerdings mit einem gewissen zusätzlichen Risiko“, so Becker.

Ein möglicher Schwenk in der Geldpolitik der Fed, käme für die Märkte einem Wendepunkt gleich: „Wann immer man über das Ende eines Zinserhöhungszyklus und den möglichen Beginn eines Zinssenkungszyklus nachdenkt, reagiert das vordere Ende der Treasury-Kurve am empfindlichsten. Das bietet Möglichkeiten zur Positionierung bei Zinsen und Krediten.“

Wenn es nach oben geht, muss es auch irgendwann wieder runter gehen

Eine große Frage, die sich den Anlegern stelle, sei, wie lange die kurzfristigen Anleiherenditen auf dem historisch hohen Niveau bleiben können. Zwar seien die Renditen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank etwas gesunken, aber angesichts der Stärke der US-Wirtschaft bestehe immer noch die Möglichkeit, dass sie weiter ansteigen. „Jedes Mal, wenn wir einen neuen Bericht erhalten, der das eine oder das andere Lager unterstützt, kommt es zu erheblicher Volatilität am Markt“, sagt Becker. „Das macht kurzfristige Anleihen wirklich interessant, da man hier länger als erwartet eine höhere Rendite erhält und inmitten der Volatilität auch ein wenig besser geschützt ist.“

Wie stark sinken die Zinsen?

Der Markt erwarte zwar, dass die Zinssätze etwas sinken werden, aber auch, dass diese möglicherweise auf einem viel höheren Niveau als in der jüngsten Vergangenheit bleiben. Damit bestehe die Möglichkeit, dass nicht nur die Preise steigen, sondern auch die Erträge in naher Zukunft weiterhin attraktiv seien. „Einige Anleger könnten versucht sein, ihren Wiedereinstieg in den Markt zu timen und ein Entwarnungssignal in den Inflationsberichten oder von der Fed abzuwarten“, so Becker. „Damit könnten sie allerdings eine Markterholung verpassen.“

Sobald Informationen über die Richtung der Geldpolitik auftauchen würden, bewege sich der Markt sehr schnell, um diese Daten zu berücksichtigen. Bis endgültige Klarheit herrsche, könne sich der Markt vielleicht schon bewegt haben.

Für diejenigen Anleger, die sich nach wie vor Sorgen um das Timing machen, könne Averaging (die Praxis, regelmäßig einen festen Betrag unabhängig vom Aktienkurs zu investieren) eine attraktive Möglichkeit sein, wieder in den Markt einzusteigen und im Vergleich zu Bargeld oder bargeldähnlichen Anlagen höhere Gesamtrenditen zu erzielen, je nach Anlagezielen und Risikotoleranz.

Chancen bei kurzfristigen Anleihen

Das Universum der kurzfristigen Anleihen sei breit gefächert und reiche von Staatsanleihen bis hin zu Unternehmensanleihen und verbrieften Schuldtiteln. „Anleger erhalten eine Risikoprämie oder einen Spread auf vergleichbare Treasury-Renditen, wenn sie in Sektoren wie Unternehmensanleihen und Asset-Backed-Securities investieren“, erklärt Becker. „Die Spreads liegen derzeit auf attraktiven Niveaus nahe oder über ihren langfristigen Durchschnittswerten. Die sich verdüsternden Aussichten für das wirtschaftliche Umfeld erfordern allerdings eine gewisse Vorsicht.“

Laut Becker könnte die Volatilität anhalten und die Spreads sich weiter ausweiten, da die US-Wirtschaft wahrscheinlich Gegenwind ausgesetzt sein werde und in eine Rezession abgleiten könne. „Deshalb ist es wichtig, sich auf Sektoren zu konzentrieren, die sich als widerstandsfähig erwiesen haben, und Bereiche zu meiden, deren Kreditprofil sich verschlechtert hat“, betont der Experte.

Die Entscheidung für eine sanftere Fahrt

Ob es sich um die Entwicklung der Zinssätze, eine mögliche Rezession oder geopolitische Risiken handele, Anleger müssten zahlreiche Variablen abwägen, um ihre nächsten Schritte zu bestimmen. „Angesichts der vielen Unwägbarkeiten ist es sinnvoll, uns daran zu erinnern, warum wir überhaupt Anleihen kaufen“, resümiert Becker. Er bietet folgende Analogie an: Wenn man auf eine lange Reise gehe, würde man sich schließlich auch eher für eine vernünftige Limousine entscheiden, statt für einen schnellen, aber unbequemen Rennwagen. „Wir besitzen Anleihen als Teil eines breiteren Portfolios mit dem Ziel, die Fahrt zu erleichtern und die Volatilität zu verringern“, sagt Becker. „Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere zeichnen sich kurzfristige Anleihen durch ihre attraktiven Bewertungen und ihre begrenzte Volatilität aus.“

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