Caroline Randall, Portfoliomanagerin des Capital Group European Growth and Income Fund (LUX) (CGEGI), spricht über ihren Ausblick für Europa und die Positionierung ihres Portfolios in einer herausfordernden Zeit.
10.10.2018 | 11:52 Uhr
Was ist Ihr Ausblick für Europa und welche Auswirkungen hat er auf Ihre Portfoliopositionierung? Wo stehen Sie im Vergleich zu anderen CGEGI-Portfoliomanagern?
Ich denke, dass sich das politische Umfeld weltweit noch mehr verschlechtert hat, als ich zu Jahresbeginn befürchtet hatte. Weil die Politik in dieser Phase des Konjunkturzyklus für die Märkte noch wichtiger wird, habe ich meinen Teil des Portfolios jetzt noch defensiver positioniert als zu Jahresbeginn. Ich brauche aber schon eine gewisse Konsequenz, um mein Konzept einer defensiven Anlagestrategie umzusetzen. Positionen, die gegen meine goldenen Regeln verstoßen, habe ich daher verringert. Ich möchte keine Titel von Unternehmen, deren Einschätzung sich schleichend verschlechtert und bei denen die Qualität des Managements nachlässt oder Dividendenkürzungen drohen.
Mark Denning, einer der anderen CGEGI-Portfoliomanager, ist hingegen optimistischer. Er hält europäische Aktien zurzeit für sehr attraktiv bewertet. Interessant findet er vor allem, dass sich in vielen Sektoren einzelne Titel nicht so gut entwickelt haben wie er zu Jahresbeginn erwartet hatte, insbesondere im Grundstoffsektor und der Luftfahrtbranche. Denning verfolgt einen echten Einzelwertansatz; Makrofaktoren sind für ihn nicht besonders wichtig. Ich betrachte hingegen jede einzelne Aktie separat, berücksichtige dabei aber auch gesamtwirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen.
Verändern Sie Ihr Portfolio vor dem Brexit?
Ich glaube, dass der Brexit der Wirtschaft nachhaltig schaden kann. Manche rechnen ja sogar mit vorzeitigen Neuwahlen. Ich habe daher mein Engagement
in Großbritannien verringert, unabhängig davon, ob mir die unternehmensspezifischen Fundamentaldaten gefallen. Dies betrifft die Sektoren Einzelhandel, Banken, Immobilien, Transport und Versorger. Seit Anfang 2018 ist Europa politisch zweifellos instabiler geworden, was das von uns erwartete höhere Wirtschaftswachstum gefährdet. In Spanien und Italien haben wir jetzt weniger wirtschaftsfreundliche Regierungen, und Bundeskanzlerin Merkel steht zunehmend unter Druck.
Ausgerechnet die französische Regierung scheint jetzt die wirtschaftsfreundlichste zu sein – im europäischen Vergleich, aber auch im Vergleich zu ihren Vorgängern. Ich glaube aber, dass die steigende Inflation (bei Löhnen, Rohstoffen und – wegen der Folgen der sommerlichen Hitzewelle für die Ernte – auch bei Lebensmitteln) die Wirtschaft schwächt. Hinzu kommt die Versuchung, die Zinsen anzuheben. Mich interessieren daher Titel, die von einer höheren Inflation profitieren dürften, und Unternehmen, die unter einer populistischen Politik weniger stark leiden.
Erzählen Sie uns mehr über die defensive Ausrichtung Ihres Portfolios.
Untergewichtet bin ich in den Sektoren Konsumgebrauchsgüter und Gesundheit. Mittlerweile halte ich eine Reihe von Titeln aus dem Konsumverbrauchsgütersektor, der meiner defensiven Grundhaltung entgegenkommt. Außerdem habe ich die jüngste Schwäche der Sektoren Energie, Pharmazie und Tabak genutzt, um meine Positionen aufzustocken.
Ich erhöhe Positionen, die ich für defensiv halte, aber die trotzdem Ertrag und Wachstum versprechen. Das sind Titel, deren Fundamentaldaten unsere Analysten für gut und deren Bewertungen sie für nachhaltig halten. Im Versorgerbereich habe ich beispielsweise die Suez-Position aufgestockt, da das Unternehmen mit seiner Wasser- und Abfallmanagementsparte von wichtigen weltweiten Trends profitieren dürfte und ihm eine steigende Inflation nützen kann.
Zurückhaltend bin ich beim europäischen Finanzsektor. Unser europäischer Bankenanalyst traut ihm durchaus etwas zu, da europäische Banken im Vergleich zu US-Banken zurzeit sehr günstig bewertet sind. Allerdings fürchtet er auch, dass aufgrund der anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Italien hohe Kursgewinne europäischer Banken kurzfristig nicht zu erwarten sind.
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