Asset Allocation Update: Der sichere Mittelweg

Blickt man auf das Jahr 2012 zurück, so könnte man sagen, dass sich die riskanten Anlagen angesichts des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes und der vielen Herausforderungen, vor denen die Industrieländer stehen, wesentlich besser entwickelt haben, als viele Kommentatoren erwartet hatten.

28.01.2013 | 14:29 Uhr

"Trotz der leicht sinkenden Unternehmensgewinne und der negativen Korrekturen des BIP-Wachstums konnten bei den Aktien an den meisten Märkten solide zweistellige Renditen erreicht werden. Bei den festverzinslichen Anlagen schnitten Kredit- und Emerging-Market-Anleihen gut ab. Die Renditen korrelierten hier positiv mit dem Risiko der Anlagen. Nur die wichtigsten Staatsanleihemärkte lieferten eine enttäuschende Rendite. Andererseits war dies angesichts der Anfangsrendite von jeher zu erwarten gewesen. Wie schon mehrfach angesprochen gibt es zwei entscheidende Faktoren, die zu diesem Ergebnis führten: In einem Niedrigzinsumfeld waren die Anleger, denen es an Erträgen fehlte, gezwungen, nach alternativen, renditestarken Anlagen zu suchen. Dabei wurden sie bei den Anlagearten, die sie in Betracht zogen, zunehmend risikofreudiger. Die verschiedenen quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Notenbanken vertrieben die Investoren, wodurch sich diese Entwicklung noch verschärfte. Außerdem führten sie zu günstigen Liquiditätsbedingungen auf dem Markt und alle Kredit-Spreads verengten sich deutlich. Den zweiten Impuls lieferten die äußerst soliden Unternehmensbilanzen. Die Finanzkraft der Unternehmen befindet sich auf dem höchsten Stand seit Jahren, die Gewinnmargen sind auf Rekordniveau und die Cashflows gewaltig. Aus diesem Grund wurde das Ausfall- oder Insolvenz-Risiko trotz des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes als gering erachtet. Die Anleger waren daher zunehmend überzeugt von der Sicherheit ihrer Dividenden und der Kupons von Unternehmensanleihen. Dementsprechend bewerteten sie die Anlageklassen neu. Dies wirkte gleichzeitig als Katalysator auf die Finanzmanager der Unternehmen, die mit der Emission von Anleihen begannen, um damit von den sinkenden Kosten für Unternehmensanleihen zu profitieren, selbst wenn die flüssigen Mittel nur für Aktienrückkäufe verwendet wurden (was an sich schon wertsteigernd war).

Das alles wirft die Frage auf, wie sich das Jahr 2013 entwickeln wird, nachdem die Märkte in den vergangenen zwölf Monaten so gute Ergebnisse lieferten. Wir sind der Ansicht, dass das Jahr weiterhin zufriedenstellend verlaufen wird. Hauptmerkmal wird nach wie vor das Nullzinsumfeld sein. Im historischen Vergleich ist das Wachstum in den Industrieländern immer noch niedrig. Die westlichen Nationen sind überschuldet und das Finanzsystem ist unterkapitalisiert: Die Zinssätze werden auf absehbare Zeit nicht steigen. Dadurch sind die Investoren weiterhin gezwungen, nach renditestarken Anlagen zu suchen und damit, genau wie im vergangenen Jahr, die Märkte stützen. Nach unserer Meinung wird sich die Lage jedoch etwas besser entwickeln: In China hat ein Führungswechsel stattgefunden. Das Ende der damit verbundenen Unsicherheit hat sowohl dem Wachstum als auch dem chinesischen Aktienmarkt Auftrieb verliehen. Obwohl die Probleme in den USA noch nicht gelöst sind, glauben wir weiterhin, dass ein Kompromiss bezüglich der Fiskalklippe erreicht wird, was ebenfalls das Wachstum ankurbeln dürfte. Auf jeden Fall wird es auf dem Wohnungsmarkt in den USA eine weitere Erholung von dem äußerst niedrigen Niveau geben. Dies wird sich günstig auf den US-Bankensektor und die Verbraucherstimmung auswirken. Obwohl wir uns in Europa (sowohl in Großbritannien als auch auf dem Kontinent) in diesem Jahr in einer leichten Rezession befinden dürften, scheint sich die Lage nicht weiter zu verschlechtern. Vermutlich liegen die größten Probleme des Bankensystems bereits hinter uns.

Deshalb ist es keine Überraschung, dass die Märkte so positiv ins Jahr gestartet sind, und es wäre durchaus denkbar, dass einige Gewinnmitnahmen angezeigt sind. Dennoch behalten wir unsere Übergewichtung von riskanten Anlagen bei. Wir rechnen damit, dass sich insbesondere Aktien 2013 weiter positiv entwickeln. Bei einer Reihe von Kennzahlen sind die Bewertungen nach wie vor günstig. Ab einer bestimmten Phase wird der M&A-Zyklus einen Aufschwung erfahren, da die Unternehmen ihr Geld wieder konstruktiv einsetzen dürften. Unsere Haltung basiert daher auf einem sicheren Mittelweg - ein leichtes Wachstum, sodass die Volkswirtschaften weiter die Schäden beheben können, die durch die globale Finanzkrise verursacht wurden, aber auch nicht zu viel Wachstum, sodass die Zinsen niedrig bleiben. Vorerst scheinen wir auf einem guten Weg zu sein. Wir werden jedoch die Entwicklung auf jeden Fall ganz genau beobachten."

Mark Burgess, Chief Investment Officer, Threadneedle Investments

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