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„Unser Trumpf ist unsere Historie in Sachen Nachhaltigkeit“

Oliver Röder; Quelle: Erste AM
Asset Manager

Im Interview mit TiAM FundResearch erklärt Oliver Röder, Erste AM Geschäftsführer Deutschland und Head of Institutional Sales, wie der österreichische Assetmanager hierzulande wachsen will und welche Rolle die grüne Vergangenheit seines Hauses dabei spielt.

29.08.2023 | 12:15 Uhr von «Peter Gewalt»

TiAM FundResearch: Herr Röder, die Erste Asset Management ist in Österreich klarer Marktführer, in Deutschland gehören Sie nicht zu den Platzhirschen. Welche Ziele verfolgen Sie als Geschäftsführer der Erste AM in Deutschland?

Oliver Röder: Wir sind jetzt mittlerweile schon seit 16 Jahren in Deutschland aktiv und sehen hier einen sehr großen wie attraktiven Markt. Bislang hat sich die Erste Asset Management in Deutschland aber vor allem auf das institutionelle Geschäft fokussiert. Das Wholesale-Geschäft lief dabei so nebenher, bis wir vor knapp drei Jahren beschlossen haben, dieses auszubauen. In diesem Bereich wollen wir wachsen.

Wo sehen Sie denn noch Verbesserungsbedarf?

Ein Punkt ist sicherlich die öffentliche Wahrnehmung der Ersten AM. Im institutionellen Geschäft war es tatsächlich eher zweitrangig, ob die Erste AM als Marke in Deutschland bekannt ist oder nicht. Mehr Bekanntheit hätte sicherlich nicht gestört, aber es hat uns auch nicht besonders behindert. Im Wholesale-Markt ist der Bekanntheitsgrad aber natürlich einer der entscheidende Faktor, an dem wir noch arbeiten müssen. Es reicht nicht, die richtigen Produkte ins Schaufenster stellen, sondern man muss die Kunden auch begleiten. Deshalb rüsten wir hier sowohl in vertriebs- als auch marketingtechnischer Hinsicht auf.

Was wollen Sie konkret erreichen?

Wie wir uns in Deutschland in Zukunft entwickeln werden, hängt natürlich stark von Rahmenbedingungen wie der Entwicklung der Konjunktur und der Finanzmärkte ab. Aber aktuell haben wir ungefähr eine Milliarde Euro Assets under Management in Deutschland. Und ich glaube, es ist kein zu ambitionierteres Ziel, dass wir in drei Jahren das von uns verwaltete Vermögen in Deutschland auf zwei Milliarden Euro verdoppeln wollen. Natürlich stellt sich die Frage: Warum soll der Kunde jetzt ausgerechnet zur Erste Asset Management gehen? Wir sind weder der weltgrößte, noch der bekannteste Assetmanager. Was uns aber auszeichnet, sind unsere Kompetenzen beim Megatrendthema Nachhaltigkeit.

Diese Kompetenz beanspruchen auch andere Asset Manager.

Ja, aber unser Trumpf ist unsere Historie in Sachen Nachhaltigkeit. Wir nehmen in Europa eine Pionierrolle im Bereich Ethik und Nachhaltigkeit ein. Bereits 2001 wurde unser erster nachhaltiger Publikumsfonds aufgelegt. Heute sind von den gut 45 Milliarden Euro, die wir in Österreich verwalten, rund 16 Milliarden in nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds gelabelt. Damit zählen wir zu den wichtigsten Anbietern von ESG- und Impact-Fonds im deutschsprachigen Raum. Nachhaltigkeit ist daher für uns kein Modetrend, sondern entspricht unserer Überzeugung, dass ökologische und soziale Faktoren langfristig eine bessere Performance bringen. Und das können wir mit unseren Nachhaltigkeitsprodukten auf der Aktien- wie Rentenseite und ihren langen Track-Records auch sehr gut belegen. Dies wiederum ist auf dem Wholesale-Markt ein entscheidendes Verkaufsargument.

Was zeichnet Ihre Anlagestrategie im Bereich Nachhaltigkeit aus?

Der Kern unseres Nachhaltigkeitsansatzes ist ein eigenes Rating-Konzept, das auf einer eigenen Datenbank namens ESGenius beruht. Darin sind die Daten aller Unternehmen weltweit gespeichert, die in irgendeiner Weise am Kapitalmarkt aktiv sind. Und bei der Auswahl geeigneter Werte für nachhaltige Fonds und Portfolios können mithilfe von ESGenius sämtliche Titel analysiert werden. Zudem kaufen wir auch noch ESG-Daten von MSCI und ISS zu. Am Ende erhält jedes Unternehmen einen ESG-Score. Es werden daher nicht nur die Environmental-, sondern auch die Social und Governance-Komponenten berücksichtigt. Daher sind auch die US-Unternehmen Tesla und Amazon in den Nachhaltigkeitsfonds nicht berücksichtigt, da es bei beiden vor allem beim S-Faktor Mängel gibt.

Wie setzen Sie das Thema Engagement um?

Als Marktführer in Österreich mit über 21 Prozent Marktanteil sprechen wir alle österreichischen Unternehmen direkt an und nehmen unser Stimmrecht auf den Hauptversammlungen wahr. Außerhalb Österreichs machen wir das in der Regel über ISS.

Wie sieht Ihre Nachhaltigkeitsproduktpalette in Deutschland aus?

Wir haben in Deutschland vier Artikel 9-Fonds und 34 Artikel 8-Fonds im Angebot. Diese gibt es wiederum in zwei Varianten. Auf der einen Seite sind unsere Responsible-Fonds mit einem strengen Nachhaltigkeitsansatz. Auf der anderen Seite gibt es noch Artikel 8-Fonds ohne Responsible-Kennzeichnung, die wir Integration Fonds nennen, wo wir bestimmte ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in den Investmentprozess einzubeziehen. Aber auch unsere Artikel 6-Fonds wenden gewisse Mindestkriterien an. Das heißt, in keinem unserer Fonds sind Unternehmen enthalten, die geächtete Waffen herstellen, mit Nahrungsmitteln spekulieren oder Kohle fördern. Kohleunternehmen sind bei uns seit 2021 komplett gebannt.

Gibt es Pläne für neue Nachhaltigkeit-Fonds?

Aktuell nicht, aber wir sind immer auf der Suche nach etwas Neuem. Zuletzt haben wir den Artikel 9-Fonds ERSTE FAIR INVEST auf den Markt gebracht, der nur auf den Faktor S abzielt. Es ist kein Produkt, das aktuell viele Kundengelder anlockt. Aber wir sind uns sicher, dass sich der Fonds auf lange Sicht auszahlt und seine Anleger findet.

Sehen Sie die Regulierungsanforderungen von staatlicher Seite in Sachen Nachhaltigkeit eher als förderlich oder hinderlich an?

Sicherlich ist da vieles mit heißer Nadel gestrickt. Daher gibt es auch Fehler, etwa in der Abstimmung einzelner Elemente und in der Kommunikation. Die Alternative dazu wäre aber gewesen zu sagen, wir arbeiten das alles jetzt mal ordentlich aus und 2038 kommt dann der erste Entwurf. Das wäre noch viel schlechter gewesen. Es nutzt nichts, über die Probleme zu klagen. Wir müssen damit umgehen und das machen wir auch.

Herr Röder, vielen Dank für das Gespräch?

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