Wie der Zoll am Mittwoch in Peking mitteilte, gingen die
Ausfuhren in US-Dollar berechnet um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat
zurück. Es war schon der zweite monatliche Rückgang in Folge. Die Einfuhren
sackten um 10,6 Prozent und damit ebenfalls viel kräftiger ab als von
Fachleuten vorhergesagt. Der Außenhandel entwickelte sich mit einem Minus von
9,5 Prozent noch schlechter als beim Einbruch zu Beginn der Pandemie im Mai
2020 um 9,3 Prozent.
Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Ausfuhren ist die
schwache globale Nachfrage durch hohe Inflation und Energiepreise in Folge des
russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Aber auch die Störung der
Lieferketten in China durch die Beschränkungen infolge der strikten
chinesischen Null-Covid-Politik erschweren weiter die Produktion.
Die weit verbreiteten Lockdowns sowie die anhaltende
Immobilienkrise belasten die zweitgrößte Wirtschaft. Auch wird dadurch die
heimische Nachfrage gedämpft, was den Importrückgang erklärt. Im Oktober gingen
die Einfuhren schon um 0,7 Prozent zurück, während die Ausfuhren erstmals seit
mehr als zwei Jahren um 0,3 Prozent rückläufig waren.
Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch
deutsche Exporteure. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent.
Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück. Der
Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4
Prozent sogar noch größer, während China um 7,3 Prozent weniger aus den USA
importierte.
Für die schwächelnde chinesische Konjunktur ist der Rückgang
des Außenhandels nach Ansicht von Experten nur schwer zu verkraften, weil das
Exportwachstum seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren eine wichtige
Stütze für die chinesische Wirtschaft war. So erwarten Experten schon länger,
dass die Regierung ihre Wachstumsvorgabe von 5,5 Prozent für dieses Jahr
deutlich verfehlen wird.
Mit den Lockdowns - die nach Schätzungen der japanischen
Finanzgruppe Nomura Städte und Regionen betrafen, die in normalen Zeiten bis zu
einem Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern - dürfte die Wirtschaft im
November kaum gewachsen sein. Für das vierte Quartal werden damit nur etwas
mehr als zwei Prozent erwartet. Nach 8,1 Prozent Zuwachs im Vorjahr erwartet
die Weltbank in China in diesem Jahr nur noch ein Plus von 2,8 Prozent.
Um die Konjunktur anzukurbeln, hat die chinesische Regierung
wieder massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte
gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Die größte
Corona-Infektionswelle in der Volksrepublik seit Beginn der Pandemie vor fast
drei Jahren und die folgenden weitgehenden Null-Covid-Beschränkungen haben die
Wirksamkeit der Stimulus-Maßnahmen aber begrenzt.
Seit ein paar Wochen und insbesondere nach der Welle großer
Proteste gegen die harten Covid-Maßnahmen Ende November haben die Behörden
erste Erleichterungen bei Quarantäne und Testpflicht eingeführt. So können sich
Infizierte unter Umständen auch zuhause isolieren. Zudem verlangen etliche
Metropolen nicht mehr vielerorts aktuelle negative PCR-Tests - wie etwa an Eingängen
zu Supermärkten und Wohnanlagen.
Nach einer Sitzung zur Wirtschaftspolitik unter Leitung von
Staats- und Parteichef Xi Jinping am Vortag hob das Politbüro in einer
Mitteilung vom Mittwoch hervor, "Stabilität" verfolgen zu wollen. Es
solle eine proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik umgesetzt werden.
Die Maßnahmen zur Vorbeugung von Corona-Masseninfektionen und Kontrolle des
Virus müssten "optimiert" werden. Es gelte, energisch die Zuversicht
im Markt zu stärken und Wachstum, Beschäftigung und Preise zu stabilisieren.
Die Weltbank fordert gleichwohl weitergehende strukturelle
Reformen und warnte vor finanziellen Risiken. "Mittelfristig ist Chinas
Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert", hieß es
in einer Analyse. "Potenzielles Wachstum befindet sich in einem
rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum
und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells
widerspiegelt."
Quelle: dpa-AFX
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