Mit der derzeit stark zunehmenden Nachfrage für nachhaltige Investments hat zwar die Vielfalt der unter diesem Label angebotenen Finanzprodukte deutlich zugenommen, allerdings gibt es auch immer wieder Fälle, in denen dies zu Unrecht geschieht.
26.10.2021 | 10:20 Uhr
Es wird für Anleger also wichtiger, sich vor dem Investment genauer anzusehen, ob das auf den ersten Blick attraktive Produkt auch den eigenen Erwartungen entspricht.
Wir haben Andreas Böger gebeten, Anlegern eine Hilfestellung zu geben und seine langjährigen Erfahrungen mit der Auswahl nachhaltiger Produkte zu teilen.
Der Vorwurf des „Greenwashings“ wird nicht nur gegen Unternehmen gerichtet, sondern auch gegenüber Finanzprodukten geäußert. In der Praxis gibt es eine breite Palette von Finanzprodukten, welche sich im weitesten Sinne „Nachhaltig“ nennen. Damit sich Anleger orientieren können, sollten ein paar Grundprinzipien beachtet werden:
Welche nachhaltige Anlagestrategie wird verfolgt?
Ob „Best-in-Class“, „Impact Investing”, “Ausschlusskriterien” oder „Themenstrategie“, verschiedene Strategien mit teilweise gegensätzlichen Prinzipien können durchaus alle als „Nachhaltig“ bezeichnet werden. Wenn beispielsweise ein Best-in-Class Produkt in den Top-10 Positionen einen Erdöl-Produzenten führt, dann entspricht das der Best-in-Class Strategie und ist nicht notwendigerweise problematisch. Im Zweifel kann sogar der Nachhaltigkeitsbeitrag des Erdöl-Produzenten besonders hoch sein, da nachweisbar die Reduktion von Co2 Emissionen vorangetrieben wird. Gleiches gilt für den Softdrink-Hersteller, der den Wasserverbrauch einschränkt oder den Zement-Hersteller, der an Recyclingkonzepten arbeitet. Gerade die Unternehmen in den weniger nachhaltigen Branchen werden für eine nachhaltige Wende benötigt. In der öffentlichen Wahrnehmung werden zwar gerne Unternehmen wie der Windkraftanlagen-Hersteller mit Nachhaltigkeit verbunden, doch das Feld muss viel breiter gefasst werden.
https://www.forum-ng.org/de/markt/nachhaltige-anlagestrategien
Wie hoch ist die nachhaltige Qualität des Finanzprodukts?
Mit dieser Frage kommen wir dem Aspekt des „Greenwashings“ näher. Grundsätzlich kann sich die Anlegerin an den Ratings der verschiedenen Agenturen oder an der Klassifizierung nach der EU-Offenlegungsverordnung orientieren. Doch auch hier gibt es ein breites Spektrum und durchaus Möglichkeiten, das System auszuhebeln. Die banalste Form ist der Einsatz einfacher Filter und quantitativer Optimierungen, durch den aus einem Grunduniversum ein „nachhaltiger Fonds“ gebaut werden kann, ohne dass der Manager sich näher mit den Details der Materie auseinandergesetzt hat. Neben dieser banalen Form gibt es aber auch gezielte Formen, das System auszuhebeln. Gerade die Aggregation der verschiedenen Kennzahlen auf Portfolio-Ebene eröffnet viele Möglichkeiten für kreative Manager. Durch den Ausschluss von Energie- und Chemieunternehmen, lässt sich beispielsweise der Gesamt-Co2-Fussabdruck des Produktes erheblich absenken. Vordergründig „schlägt“ das Produkt seinen Vergleichsindex, doch auf Branchenebene können die Werte alle schlechter sein oder auf Unternehmensebene keine Verbesserungen im Zeitverlauf vorweisen. Auch das beliebte „ESG-Score“ birgt als alleinige Entscheidungsgrundlage Risiken. Hier können durch die stärkere Gewichtung von bestimmten Branchen, Regionen oder auch des „G“ Faktors für Unternehmensführung vom Manager gezielt Score-Anhebungen bewirkt werden, welche bei näherer Analyse nicht wirklich die Nachhaltigkeit des Produktes verbessern.
Wie sollten interessierte Anleger nun vorgehen?
Mit der steigenden Beliebtheit des Segments erhöht sich glücklicherweise auch die Transparenz. Sinnvoll finden wir unter anderem die Überprüfung folgender Faktoren:
Die regulatorischen Neuerungen wie die neue EU-Offenlegungsverordnung, die Taxonomieverordnung oder die Principle Adverse Impact Indicators werden zwar weitere Orientierung bieten, doch viele Aspekte sind noch nicht ausgereift. Der primäre Vorteil dürfte darin liegen, dass insgesamt die Anbieter an der Transparenz ihrer Produkte arbeiten werden (müssen).
Ist das Thema nicht hoffnungslos kompliziert für private Anleger?
Ein ganz klares Nein. Finanzprodukte können letztendlich wie jedes andere Produkt miteinander verglichen werden, die Grundprinzipien sind die gleichen wie beispielsweise beim Kauf einer Waschmaschine. Wir ermutigen alle Anleger, sich das zuzutrauen: Informieren, vergleichen und entscheiden. Letztendlich ist der erste große Schritt bereits beim Informieren getan, wenn dann etwas Erfahrung mit den ersten Produkten hinzukommt, sollte recht einfach die „Spreu vom Weizen“ trennbar sein.
(Ein Tipp für Experten: Die Studie der europäischen Business School EDHEC erläutert die Fallstricke der Branche aus Sicht einer klimafreundlichen Strategie sehr detailliert: Link)
Andreas Böger managt gemeinsam mit Nicole Sperch den dynamischen Mischfonds C-QUADRAT GreenStars ESG. Dieser setzt bereits seit Auflegung in 2013 je nach Marktphase auf einen Anteil von 51 bis 100% in globalen Blue Chip Aktien insbesondere aus den Bereichen Quality und Growth. Als Abrundung werden internationale Unternehmensanleihen guter Bonitäten beigemischt. Positionsgrößen zwischen 1 und 3% sorgen für eine breite Diversifikation des Portfolios. Bei der Selektion der Wertpapiere beider Assetklassen legt das aktive Fondsmanagement großen Wert auf die Analyse der Emittenten sowohl nach ESG-Kriterien (Negativ- und Positivkriterien) als auch nach Qualitätskriterien. Das aktive Risikomanagement und die konsequente Integration sehr strenger Nachhaltigkeitskriterien reduzieren Risiken und verbessern darüber hinaus die Performance des Fonds. Zahlreiche Auszeichnungen und das renommierte FNG-Siegel belegen die erfolgreiche Umsetzung der Anlagestrategie.
Fonds: C-Quadrat GreenStars ESG (ISIN AT0000A12G92 (S) / AT0000A1YH49 (I) / AT0000A1YH23 (R))
Gesellschaft: Impact Asset Management GmbH
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