Nicht geplante, aber im Nachhinein doch hoch attraktive Investmentgelegenheiten können sich aus einer wenig erfolgreichen SPAC (Special Purpose Acquisition Company)-Transaktion ergeben.
15.03.2021 | 08:58 Uhr
SPACs gibt es bereits seit Jahren in den USA, aber der Trend schwappt in letzter Zeit auch nach Europa über. Es handelt sich dabei um Kapitalsammelstellen, die ohne operatives Unternehmen zuerst an der Börse emittiert werden und erst danach auf die Suche nach einem attraktiven Investment gehen. Sie verkürzen dadurch den aufwändigen Prozess eines Börsengangs für das übernommene Unternehmen, bringen aber den Nachteil mit sich, dass der Investor quasi ‘blind’ Anteile erwirbt und dann komplett auf das Geschick des SPAC-Managers angewiesen ist.
Dass solche SPACs auch schiefgehen können, zeigt der Börsengang von Guala Closures.
Guala Closures wurde 2018 von einer Private Equity Gesellschaft in einem SPAC an die Börse in Mailand gebracht. Enttäuschende Quartalszahlen führten kurz nach dem Listing zu einer Halbierung des Aktienkurses.
Durch einen Netzwerkkontakt auf die besondere Gelegenheit aufmerksam gemacht, investierte der Value Partnership Fonds bereits im Oktober 2019 eine Anfangsposition. Im Frühjahr 2020 wurde dann im Corona Tief die Position deutlich ausgebaut. Auf die günstige Gelegenheit wurden auch andere Investoren aufmerksam. Neben dem Luxottica Gründer und Hauptgesellschafter Del Vecchio, der vier Prozent an Guala Closures erwarb, trat Investindustrial Ltd. als weiterer Käufer auf. Investindustrial ist eine führende europäische Beteiligungsgesellschaft mit ca. 11 Mrd. Euro Kapital, die Ihren Investmentschwerpunkt in Südeuropa hat. Nachdem Investindustrial mit einem ersten öffentlichen Angebot zum Kauf von Aktien im Frühsommer 2020 nicht erfolgreich war, wurde zum Jahresende ein Übernahmeangebot zu deutlich verbesserten Konditionen vorgelegt. Es wird erwartet, dass auch dieses Angebot nicht ausreicht, um die anderen Aktionäre zu überzeugen, ihre Aktien zu verkaufen und das Unternehmen vom Markt zu nehmen.
Seit Kauf von Guala Closures liegt der auf mittelständische Marktführer spezialisierte Value Partnership Fonds mit dieser Position 35 Prozent im Plus. Allerdings sieht der Fondsberater Dr. Carl Otto Schill mit Blick auf sein Bewertungssystem der Sicherheitsmarge noch erhebliches Kurspotential: “Zu heutigen Kursen würden wir keinem Übernahmeangebot zustimmen.”
Da der Value Partnership Fonds einen Unternehmens-Auswahlprozess hat, der dem des Private Equity ähnelt, kommt es regelmäßig vor, dass Fondsbeteiligungen während der Haltephase Übernahmeangebote bekommen. Alleine im vergangenen Jahr wurden so bei den Beteiligungen Groupe Open und Easy Software Übernahmeprämien vereinnahmen.
Guala Closures wurde 1954 im Piemont gegründet, beschäftigt heute 4.700 Mitarbeiter und ist mit 30 Produktionsstätten auf fünf Kontinenten vertreten. Die Gruppe verkauft über 20 Milliarden Flaschenverschlüsse im Jahr mit einem Umsatz von über 600 Mio. Euro. Seine starke Wettbewerbsposition sichert Guala Closures durch zahlreiche Patente und komplexe Verschlussmechanismen. Dadurch wird z.B. das Fälschen von Spirituosen verhindert, das in vielen Ländern ein großes Problem für Getränkehersteller, wie z.B. Diageo oder auch Bacardi, darstellt. Die starke Wettbewerbsposition sichert dem Unternehmen hohe Ertragsmargen. Hinzu kommt ein organisches Umsatzwachstum, das durch eine Buy und Build Strategie unterstützt wird.
Fonds: Value Partnership – ISIN DE000A14UV29 (I) / DE000A14UV37 (P)
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