Im Investment ist die Angst, etwas zu verpassen, ein mächtiger Einflussfaktor. Und ein Asset zu ignorieren, dass in den letzten fünf Jahren um über 900% an Wert gewonnen hat, ist besonders schwer.
03.04.2025 | 07:00 Uhr
Der Bitcoin und andere Kryptowährungen haben Anlegerphantasien geweckt und im Laufe der Zeit sind Bedeutung und Akzeptanz dieser Assetklasse gestiegen. Natürlich gibt es noch immer Kritiker, die den „Krypto-Wahn“ für eine Modeerscheinung halten. Aber sie werden immer weniger, vor allem wenn es um das Original geht, die größte und einflussreichste Währung: Bitcoin.
„Lange waren die Leute gegenüber dem Bitcoin etwas skeptisch“, sagt Carl Kawaja, Portfoliomanager bei Capital Group. „Es gibt Pessimisten, die viele Frage stellen. Diese Debatte läuft schon seit Jahren. Für mich allerdings nicht.
Der Aufstieg des Bitcoin
Quellen: Capital Group, Google Trends. Stand 20. Februar 2025. Suchvolumen gemessen am Google-Suchvolumen im Vergleich zum Höchststand im jeweiligen Zeitraum. Ein Wert von 100 steht für die höchste Zahl der Such anfragen, also für das größte Interesse an diesem Begriff. Ein Wert von 50 bedeutet, dass das Interesse für diesen Begriff nur halb so groß war wie auf dem Höhepunkt. Bitcoin-Preise in US-Dollar (logarithmierte Skala).
Man darf zwar nie vergessen, dass Ergebnisse der Vergangenheit keine Hinweise auf künftige Erträge sind, aber der schnelle Aufstieg des Bitcoin in den letzten Jahren hat ihn zu einem der schlagzeilenträchtigsten Themen an den internationalen Finanzmärkten gemacht.
„Der Bitcoin war in den letzten fünf, zehn und fünfzehn Jahren die erfolgreichste Assetklasse“, bemerkt Mark Casey, Portfoliomanager bei Capital Group. Ich denke, dass keine andere Kryptowährung auch nur annähernd dasselbe Potenzial wie der Bitcoin hat.“
Nach Ansicht von Casey liegt das daran, dass der drei Probleme zugleich löst: 1.) Wegen der Peer-to-Peer-Architektur des Bitcoin gibt es keine externen Vermittler, die Bitcoin-Transaktionen kontrollieren, abbrechen oder anderweitig blockieren können. 2.) Dank einer Verschlüsselung, die so sicher ist, wie militärische Codes, können angemessen gespeicherte Bitcoin nicht beschlagnahmt oder konfisziert werden. 3.) Anders als Rohstoffe wie Gold und Silber und von Ländern ausgegebene Währungen, hat der Bitcoin eine feste, unveränderbare Mengenobergrenze und unterliegt deshalb nicht der Inflation.
„Diese Art von Asset kann natürlich sehr interessant für alle sein, die in einem autoritären Regime leben – das sind 40% der Weltbevölkerung – oder für jene, die von Regierungen kontrollierte Währungen mit Skepsis betrachten.“, sagt Casey. „Der Bitcoin ist der erste Wertgegenstand, den jeder selbst sichern kann, ohne sein Recht gerichtlich einklagen zu müssen.“
Bitcoin ist die mit Abstand populärste Variante digitalen Währung auf Grundlage mit moderner Kryptografie. Weitere Varianten sind Ethereum, Tether und Ripple. Anders als traditionelle Währungen wird der Bitcoin von keiner zentralen Behörde oder Bank kontrolliert und von keiner Regierung gestützt.
Entstanden ist der Bitcoin 2008, als ein anonymer Programmierer unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein White Paper veröffentlichte, in dem er beschrieb, mit welcher Technologie man die Kryptowährung generieren kann. Vor allem enthielt das Papier eine Beschreibung des „Mining“-Prozesses, durch den neue Bitcoin entstehen. Bitcoin werden mit Computer-Algorithmen generiert, die eine Reihe von Berechnungen anstellten. Diese zeitaufwändigen Berechnungen verifizieren und ermöglichen die Schaffung neuer Bitcoin. Es gibt nur 21 Millionen Bitcoin, und je kleiner die Restmenge ist, desto länger dauert es, sie zu generieren.
Auf Grundlage dieses Konzepts werden heute über 25.000 weitere Kryptowährungen generiert. Hinzu kommen börsennotierte Unternehmen, die nur virtuell existieren, entweder als Käufer. Händler oder digitale Mine. Zu ihnen zählen Strategy (früher MicroStrategy), Galaxy Digital, MARA Holdings und Riot Platforms.
Der Markt für Kryptowährungen lässt sich mit zwei Worten beschreiben: Extrem volatil. Viele Kryptowährungen können in Reaktion auf neue Nachrichten oder auch nur Gerüchte enorm schwanken. Die meisten Schlagzeilen hat der Bitcoin, die Kryptowährung mit der größten Marktkapitalisierung (etwa 1,9 Billionen US-Dollar).
„Der Bitcoin zieht in der Regel dann viel Aufmerksamkeit auf sich, wenn sein Preis deutlich steigt“, erklärt Alan Wilson, Portfoliomanager bei Capital Group. „Aber man darf nicht vergessen, dass es auch jederzeit wieder abwärts gehen kann. Jeder, der mit dem Bitcoin spekuliert, muss ich auf extreme Schwankungen einrichten.“
Zuletzt hat Bitcoin-Preis nach den US-Wahlen im November kräftig zugelegt. Erstmals seit seinem Entstehen stieg er auf 100.000 US-Dollar, weil die Investoren hofften, dass die neue Trump-Administration eine für die Krypto-Branche günstige Politik verfolgen würde. Seitdem ist der Preis wieder gefallen – auf 87.000 US-Dollar am 25. Februar 2025.
Was sind die wichtigsten Punkte, die bei Kundengesprächen über Kryptowährungen zu beachten sind, nachdem man die Bitcoin-Grundlagen geklärt hat. Einige Experten von Capital Group, die sich intensiv mit der Kryptobranche befasst haben, schlagen vier Punkte vor:
Der Bitcoin und andere Kryptowährungen gehen mit erheblichen Risiken einher, die aber weithin bekannt sind. Wie bei allen Anlagen sollte man sich vor einer Entscheidung umfassend über die Vor- und Nachteile informieren.
Eines der wichtigsten Risiken ist ein staatliches Vorgehen gegen die Branche. Einige Regierungen betrachten Kryptowährungen als Gefahr für ihre eigene Währung. So hat China von 2013 bis 2021 Banken die Abwicklung von Kryptotransaktionen untersagt, Kryptobörsen verboten und ein vollständiges Verbot des Kryptohandels und des Minings erlassen.
Immer wieder hat die US-Regierung eine stärkere Regulierung von Kryptowährungen in Betracht gezogen, vor allem nach dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX im Jahr 2022. Er zählte zu den größten Skandalen der Branche. FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wurde wegen Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt, nachdem er seine Kunden bestohlen hatte. Der FTX-Skandal ließ Rufe nach strengeren Richtlinien laut werden. Aber seit seinem Amtsantritt im Januar wird Präsident Trump als „kryptofeundlich“ betrachtet. Man geht nicht davon aus, dass er über die SEC oder andere staatliche Behörden zusätzliche Regulierungen einführt.
„Natürlich ist es nicht unmöglich, die internationale Bitcoin-Gemeinschaft einzuschränken, aber bislang hat sie stets robust und innovativ auf aufsichtsrechtliche und technologische Herausforderungen reagiert“, sagt Bobby Esnard, Wirtschaftswissenschaftler der Capital Group.
Neben staatlicher Regulierung zählen der Diebstahl von Krypto-Vermögen durch Hacking oder andere strafbare Handlungen zu den Risiken. Auch können Kryptowährungen einfach verloren gehen, wenn ein Investor sein Vermögen von der Börse nimmt und das Passwort vergisst, dass den Zugang dazu schützt.
Bitcoin-Fans führen häufig an, dass die Kryptowährung gegen Aktienmarktverluste schützt. Dies war zwar in der Vergangenheit einige Male der Fall, aber nicht durchgängig und verlässlich genug, um eine starke langfristige Korrelation zu erkennen.
Beispielsweise hat der Bitcoin während der coronabedingten Aktienabschwungs 2020 nicht gegen Aktienverluste geschützt. Auch 2022 ist zusammen mit den Aktienkursen eingebrochen.
„Ob der Bitcoin eine Absicherung sein kann, ist schwer zu sagen“, meint Jens Søndergaard, Währungsanalyst bei Capital Group. „Investoren sollten nicht zuviel erwarten. Wie sich der Bitcoin in unterschiedlichen Marktlagen verhält, ist unsicher.“
Bitcoin: Uneinheitliche Korrelation mit US-Aktien
Quellen: Capital Group, Standard & Poor‘s. Stand 20. Februar 2025. Rollierende 6-Monats-Zeiträume auf Grundlage von Tageserträgen.
Angesichts der oben beschriebenen Risiken sollten Kunden, die sich für Bitcoin interessieren nur einen kleinen Teil ihres Portfolios damit bestücken, vielleicht bis zu 9%,“ rät Barbara Burtin, Portfoliomanagerin bei Capital Group.
Mit einer kleinen Position kann man etwa lernen, meint sie. Mit einem „Fuß in der Tür“ können Kunden viel über den wachsenden Kryptomarkt erfahren. Außerdem können sie damit ihre tatsächliche Risikotoleranz testen und beobachten, wie sie auf starke Schwankungen reagieren. Diese Erkenntnis könnte hilfreich für die Erstellung einer umfassender Asset-Allokation.
„Wenn einer ihrer Kunden wirklich Bitcoin kaufen will, hilft es nicht, zu sagen, dass er das besser nicht tun sollte“, fügt Burtin hinzu. „Mit einer kleinen Position können Sie und Ihr Kunde viel lernen – und vielleicht sogar einen Gewinn erzielen.“
In den letzten vier Jahren wurde es durch die Auflegung einiger börsennotierter Fonds (ETFs) mit Bitcoin-Bezug einfacher, in die Assetklasse zu investieren, merkt Burtin an. Zudem hätte der Bitcoin dadurch in der Finanzdienstleistungsbranche an Akzeptanz gewonnen.
Viele Berater mögen es für vernünftiger zu halten, Kunden von Bitcoin-Anlagen abzuhalten, aber es gibt gute Gründe, die Möglichkeiten auszuloten. Man gewinnt nicht nur wertvolle Erkenntnisse darüber, wie ein Anleger denkt, sondern hat auch die Chance seinen Kunden dazu anzuhalten, nie zu vergessen, wie wichtig es ist, langfristig zu investieren.
Über enorme Gewinne mit Bitcoin in vergleichsweise kurzer Zeit war viel zu lesen. Aber diese Gewinne sind nichts gegen die Erträge von Anlegern, die über viele Jahre hinweg investiert geblieben sind.
„Ich betrachte Kryptowährungen als langfristiges Investments, nicht als kurzfristige Wette“, sagt Burtin. „Der Bitcoin bleibt volatil. Deshalb kann ein langfristiger Ansatz Kunden helfen, diese volatilen Phasen auszusitzen – genauso wie bei einer Aktienanlage.
„Beim Investieren spielt die Psychologie immer eine sehr wichtige Rolle“, fügt sie hinzu. „Es ist mehr als ein Krypto-Experiment. Es ist ein soziales Experiment.“
Carl Kawaja ist Aktienportfoliomanager und hat 37 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er ist Chair von Capital Research and Management Company. Kawaja hat einen MBA von der Columbia University und einen Bachelor von der Brown University.
Mark Casey ist Aktienportfoliomanager und hat 24 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er hat einen MBA von der Harvard University und einen Bachelor von der Yale University.
Barbara Burtin ist Aktienportfoliomanagerin und hat 16 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Sie hat einen MBA mit Auszeichnung von der Wharton School der University of Pennsylvania sowie einen Master Finanzen von der HEC Paris.
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf künftige Ergebnisse. Man kann nicht direkt in einen Index investieren. Indizes sind keine gemanagten Produkte. Der Wert und Ertrag von Anlagen können schwanken, sodass Anleger ihr investiertes Kapital ganz oder teilweise verlieren können. Diese Informationen sind weder Anlage-, Steuer- oder sonstige Beratung noch eine Aufforderung, irgendein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung am Tag der Veröffentlichung dieses Dokuments wieder. Sie entsprechen möglicherweise nicht der Meinung anderer Mitarbeiter von Capital Group oder deren Tochtergesellschaften. Alle Angaben beziehen sich auf den genannten Zeitpunkt (falls nicht anders angegeben). Einige Informationen stammen möglicherweise aus externen Quellen, und die Verlässlichkeit dieser Informationen kann nicht garantiert werden.
Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen unabhängig treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.
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