Ob Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung oder die Ausübung von Bürgerrechten – all dies erfordert ein schnelles und günstiges Internet, in den USA wie in anderen Ländern auch. Die UN gingen 2016 sogar so weit, den Internetzugang zu einem Menschenrecht zu erklären.
07.10.2021 | 10:29 Uhr
Unsere ESG-Anlagerichtlinien für Breitbandanbieter tragen dem Rechnung. Unsere Analysten untersuchen systematisch, wie die Unternehmen mit der digitalen Kluft umgehen. Digitale Teilhabe ist kein neues Thema, aber durch COVID-19 wurde es wichtiger denn je. Die immer schnellere Digitalisierung aller Lebensbereiche und die Benachteiligung von Menschen ohne verlässlichen Internetzugang machten die digitale Kluft zu einem Politikum. Dabei wuchs die Kritik an Unternehmen, denen man vorwarf, Menschen den Internetzugang zu verweigern.
Vor der Pandemie schätzte man die sozialen und wirtschaftlichen Kosten der mangelnden Breitbandversorgung auf dem Land sowie der digitalen Kluft allein in den USA auf 55 Milliarden US-Dollar jährlich. Diese – konservative – Schätzung berücksichtigt die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität, den Ausschluss mancher Menschen vom Arbeitsmarkt, niedrigere Bildungsabschlüsse, höhere Gesundheitsausgaben, höhere Energiekosten (durch geringere Effizienzgewinne), eine schlechtere Finanzberatung sowie die generell größeren Folgen von Wirtschaftskrisen für Menschen ohne Internetzugang.
Dabei können Breitbandanbieter in den USA viel verdienen, wenn sie bislang un- oder unterversorgte Haushalte ans Internet anbinden. Möglich wird dies nicht zuletzt durch Subventionen der Bundesregierung. Erfolgreiche Anbieter müssen kostengünstige Internetanschlüsse bieten und ihre Nutzer mit der neuen Technik vertraut machen. Dann könnte sich die wirtschaftliche Teilhabe verbessern, vor allem auf dem Land. Wichtige Branchen wie Telemedizin, Bildung, Landwirtschaft, Immobilien und Finanzdienstleistungen könnten davon profitieren. Mit einem passenden Angebot könnten die Unternehmen hohe Gewinne erzielen. Hinzu kommt, dass die Regulierung dann wohl nicht so stark verschärft wird wie verschiedentlich befürchtet.
Es ist kaum festzustellen, wer keinen Internetzugang hat. Die Daten sind unvollständig, und wichtige Aspekte wie Finanzierbarkeit, Interesse, Alphabetisierung, Digitalkompetenz und Computerbesitz bleiben außer Acht.
Die Federal Communications Commission (FCC) schätzt konservativ, dass 21 Millionen Amerikaner kein schnelles Internet haben. Eine unabhängige Studie nennt eine doppelt so hohe Zahl – fast 42 Millionen. Zählt man all jene hinzu, die zwar Internet, aber keinen Breitbandzugang haben, sind es noch mehr. 2019 hieß es im American Consumer Survey, dass etwa 79 Millionen Amerikaner keinen festen Breitbandzugang haben.
Die FCC überarbeitet ihre Erhebungsmethode und wird 2022 wohl eine höhere Zahl von Amerikanern ohne Breitbandzugang ausweisen. Sollte der Unterschied groß sein, könnten mehr Bundessubventionen fließen. Vielleicht wird das Netz aber auch mit mehr privaten Geldern ausgebaut, auch, um Skaleneffekte zu nutzen. Je mehr Menschen keinen Internetzugang haben, desto genauer wird man im Blick behalten, was die Unternehmen tun.
Diesen Beitrag teilen: