Die Diversifikation gilt als zentrales Instrument, um Risiken in der Vermögensanlage zu reduzieren. Oftmals – und insbesondere bei Aktien-Anlagen – wird geschlussfolgert, möglichst breit zu streuen, um Risiken einzelner Unternehmen soweit wie möglich zu begrenzen. Wie breit ist eigentlich bei Aktieninvestments breit gestreut und heißt das im Umkehrschluss automatisch, dass konzentrierte Aktien-Portfolios „riskanter“ sind?
01.02.2017 | 15:01 Uhr
Nach der alten Börsenweisheit „nicht alle Eier in einen Korb zu legen“, gilt die Diversifikation als zentrales Instrument, um Risiken in der Vermögensanlage zu reduzieren.
Hierbei gibt es generell verschiedenste Diversifikationsansätze z.B. über Asset-Klassen (wie Aktien, Renten, Devisen oder Rohstoffe), über verschiedene Branchen oder Anlage-Regionen, aber auch über verschiedenste Investment-Strategien (wie z.B. Momentum und „Value“).
Theoretisch fundiert wird diese Empfehlung durch die Arbeiten von Harry Markowitz aus dem Jahr 1952 (Nobelpreis-Ehrung 1990), der die moderne Portfoliotheorie begründet hat. Ausgehend von Korrelations- und Rendite-Schätzungen konnte er zeigen, dass Investoren (theoretisch) optimale Portfolios zusammenstellen können, die das beste Verhältnis aus Rendite- und Risikoerwartung darstellen. Auf der Risikoseite spielt insbesondere die Nicht- oder Anti-Korrelation von Anlagen eine zentrale Rolle, um Risiken bzw. Schwankungen des Ziel-Portfolios zu reduzieren.
Oftmals – und insbesondere bei Aktien-Anlagen – wird geschlussfolgert, möglichst breit zu streuen, um Risiken (im Falle von Aktien idiosynkratischen Risiken, d.h. Risiken einzelner Unternehmen) soweit wie möglich zu begrenzen.
Die Frage, die sich allerdings stellt, ist: Wie breit ist eigentlich bei Aktieninvestments breit gestreut und heißt das im Umkehrschluss automatisch, dass konzentrierte Aktien-Portfolios „riskanter“ sind?
„Die Diversifikation ist nie da, wenn man sie braucht“
In der praktischen Anwendung der Portfolio-Optimierung nach Markowitz ist es oftmals sehr schwer, verlässliche Rendite-Schätzungen zu ermitteln. Diese Schätzungen haben allerdings einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis. Abgesehen davon hält allerdings auch der zweite Punkt, die Korrelation-Schätzung zur Risiko-Minimierung, der Empirie in bestimmten Marktphasen nicht stand. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang von „Correlation Breakdown“ gesprochen.
Besonders dramatisch wird dies sichtbar bei Stressphasen im Finanzmarkt, z.B. beim Platzen der „DotCom“-Blase ab 2000 oder in der Finanzkrise ab 2008-2009. In mehreren Studien wird gezeigt, dass genau in diesen Stressphasen die Korrelation der Aktien untereinander aber auch verschiedener Asset-Klassen durch die erhöhte Volatilität so stark zunimmt, so dass die Diversifikationseffekte nahezu „verpuffen“. Dies kann man bei Aktien relativ einfach nachvollziehen, wenn man den wohl am breitesten diversifizierten Aktien-Index, den MSCI World, betrachtet, der in der Finanzkrise innerhalb von ca. 17 Monaten rund -59% an Wert verloren hat und dieses erst nach rund 7 Jahren wieder aufgeholt hat.
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