China schaltet einen Gang hoch, die Spannungen im Nahen Osten nehmen zu, und in den USA ist die vorzeitige Stimmabgabe für die Präsidentschaftswahl in vollem Gange. Unser Emerging Markets Equity-Team analysiert, wie sich diese Entwicklungen auf zukünftige Trends an den Aktienmärkten auswirken.
14.10.2024 | 07:45 Uhr
Das Anlageumfeld in den Schwellenländern weist zahlreiche Wendepunkte auf. Wir stellen fest, dass sich die Marktstimmung in ausgewählten Schwellenländern immer wieder dreht. Allerdings stellen wir den Marktreaktionen weiterhin unsere eigenen detaillierten Analysen gegenüber und sorgen so für einen ausgewogenen Ansatz.
Chinas Aktienmärkte begrüßen die Einführung weiterer Konjunkturmaßnahmen. Die bereits angekündigten Maßnahmen lassen sich generell in drei Kategorien einordnen: Leitzinssenkungen (die wir bereits stark erwartet hatten), Maßnahmen zur Unterstützung des Immobilienmarktes (eine Fortsetzung früherer Maßnahmen, um eine Erholung anzukurbeln) und Maßnahmen hinsichtlich der Aktienmärkte (die neu waren und eine angenehme Überraschung darstellten). Zwar herrscht mit Blick auf die Wirksamkeit der Maßnahmen immer noch eine gewisse Skepsis, doch nach Ansicht unseres Portfoliomanagers für chinesische Aktien könnte der Höhenflug chinesischer Aktien andauern. Er vertritt zudem die Auffassung, dass weitere politische Unterstützung folgen wird, bedingt durch das Gefühl erneuter zunehmender Dringlichkeit bei der Erreichung wirtschaftlicher Zielvorgaben. Konjunkturdaten, die den Höhenflug unterstützen können, werden mit zeitlicher Verzögerung veröffentlicht, doch wir achten weiterhin auf zusätzliche politische Maßnahmen, die darauf abzielen, die Wachstumsabschwächung und den deflationären Druck ins Gegenteil zu verkehren.
Einige unserer Portfoliomanager nahmen an einer Konferenz in Lateinamerika teil. Sie stellten ein Interesse an argentinischen Aktien und deren Hochstufung fest, insbesondere mit Blick auf Titel aus dem Bankensektor. Unser in Argentinien tätiger Research-Analyst war jedoch vorsichtiger. Seiner Ansicht nach sind argentinische Banken angemessen bewertet. Zwar wird eine makroökonomische Verbesserung weithin erwartet, doch er rät nicht dazu, übermäßig in das Land zu investieren. Ein anderer Research-Analyst, der ebenfalls in Lateinamerika tätig ist, schloss sich dieser Einschätzung an. Er sieht zwar durchaus Schnäppchen in Argentinien, denkt aber, dass sie das Risiko möglicherweise nicht wert sind.
Ein weiterer unserer in Lateinamerika ansässigen Research-Analysten vertrat ebenfalls eine unkonventionelle Meinung. Marktbeobachter haben festgestellt, dass die Justizreform in Mexiko die Beziehung des Landes zu den USA beeinträchtigen könnte. Doch ein Gespräch, das er mit einem Juraprofessor führte, brachte ihn zu einer entgegengesetzten Sichtweise – es wäre ein viel größerer Anlass nötig, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wirklich ernsthaft zu beschädigen. Zudem gibt es Möglichkeiten, um diese juristische Angelegenheit beizulegen, beispielsweise durch ein Schiedsverfahren. Das Rechercheuniversum des Analysten in Mexiko umfasst Unternehmen, die seiner Meinung nach niedrig bewertet sind und von der Entwicklung des Konsumverhaltens beeinflusst werden.
Insgesamt halten wir an unserem Bottom-up-Investmentansatz fest und nutzen unsere lokale Präsenz vor Ort und unser umfassendes Netzwerk für eine ausgewogene Einschätzung. Dieses Netzwerk geht über Unternehmen, unsere eigenen Untersuchungen und unabhängige Research-Anbieter hinaus. Wir achten weiterhin genau auf Veränderungen im Anlageumfeld, um Anlagechancen zu erkennen.
Die Aktien der Schwellenländer legten im Quartalsverlauf zu. Die lange erwartete Leitzinssenkung der Fed ließ die vorangegangene Angst vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten in den Hintergrund rücken. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsquartal mit 8,88 %, während der MSCI World Index um 6,46 % zulegte.
Die Aktienmärkte in den asiatischen Schwellenländern entwickelten sich positiv. In China spielten die geopolitischen Spannungen weiterhin eine große Rolle. Die jüngste Entwicklung war das Biosicherheitsgesetz, der Auswirkungen auf Unternehmen aus dem Biotechnologiesektor hatte. Doch einige positive Nachrichten kamen dem chinesischen Aktienmarkt zugute. Dazu gehörten die Aufnahme eines E-Commerce-Unternehmens in die Aktienmärkte des chinesischen Festlandes sowie weitere Unterstützungsmaßnahmen. Indische Aktien profitierten weiterhin von positiven Konjunkturdaten. Die Zinssenkung in den USA, die dazu führen könnte, dass ausländisches Kapital in indische Aktien fließt, wirkte ebenfalls vorteilhaft. Der Börsengang eines Immobilienfinanzierers war der größte Börsengang in Indien im Jahr 2024.
Die schwindende Euphorie rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI) belastete die technologielastigen Aktienmärkte in Südkorea und Taiwan. Das Wachstum der Halbleiter-Verkäufe südkoreanischer Anbieter war im August so schwach wie seit fünf Monaten nicht mehr, dagegen konnte Taiwan im August steigende Verkaufszahlen bei Halbleitern für KI- und High-Performance-Computing-Anwendungen melden. In Südostasien senkte die Zentralbank Indonesiens überraschend die Zinsen. Thailändische Aktien erholten sich, da die politischen Belastungen in Thailand mit der Wahl eines neuen Ministerpräsidenten ein Ende gefunden zu haben scheinen.
Die Schwellenländer in der Region Europa, Naher Osten und Afrika entwickelten sich positiv. Die Märkte im Nahen Osten profitierten vom Zinssenkungszyklus in den USA – die Geldpolitik im Golf-Kooperationsrat (Gulf Cooperation Council, GCC) wird oft auf die Entscheidungen der US-Notenbank ausgerichtet. Die Zinssenkung in den USA könnte die Zentralbanken im Nahen Osten zu ähnlichen Schritten veranlassen, was die Geschäfts-bedingungen verbessern könnte. Südafrikas Zentralbank schloss sich ihren weltweiten Pendants an und senkte bei ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung den Leitzins, um angesichts der nachlassenden Inflation das schwache Wirtschaftswachstum zu bekämpfen.
Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika verzeichneten Kursgewinne. Mexikanische Aktien gaben nach, nachdem eine umstrittene Justizreform gebilligt wurde. Brasiliens Zentralbank begann mit Zinserhöhungen, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, während sich die Wirtschaftstätigkeit unerwartet stark entwickelt. Dieser Schritt steht im Gegensatz zu der Geldpolitik der meisten anderen globalen Zentralbanken, die Zinssenkungen auf den Weg gebracht haben.
Fußnoten
Indexdefinitionen
WELCHE RISIKEN BESTEHEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.
Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
Investitionen in China, Hongkong und Taiwan unterliegen speziellen Risiken, dazu gehören eine geringere Liquidität, Enteignungen, eine konfiskatorische Besteuerung, Spannungen im internationalen Handel, Verstaatlichung sowie Devisenkontrollbestimmungen und eine hohe Inflation. All dies kann negative Auswirkungen auf den Fonds haben. Investitionen in Taiwan könnten wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Beziehung zu China negativen Einflüssen unterliegen.
Diesen Beitrag teilen: