„Der Beurteilung des Rettungsprogramms als ein Zeichen des Versagens der Demokratie und der Aushöhlung der Souveränität lässt sich kaum etwas entgegenhalten“, schreibt Mark Burgess, CIO EMEA und globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle.
28.07.2015 | 11:07 Uhr
Die Märkte standen in den vergangenen Wochen ganz im Zeichen von zwei Themen: Griechenland und China. In Bezug auf Griechenland ist unserer Auffassung nach eine Verhandlungslösung kurzfristig wahrscheinlich besser als keine Verhandlungslösung, und sie beseitigt das unmittelbare Risiko des sogenannten „Grexits“ – eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone. An den Märkten wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen. Das lange vorherrschende Gefühl von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ hat ein wenig nachgelassen.
Die längerfristigen Auswirkungen des Griechenlanddebakels und der Übereinkunft mit der Eurogruppe hingegen sehen deutlich weniger positiv aus. Viele Marktbeobachter, darunter der angesehene Volkswirt und Nobelpreisträger Paul Krugman, haben dem vorgeschlagenen Rettungsprogramm ein vernichtendes Urteil ausgesprochen. Der Beurteilung des Rettungsprogramms als ein Zeichen des Versagens der Demokratie und der Aushöhlung der Souveränität lässt sich kaum etwas entgegenhalten. Die griechische Bevölkerung hatte zuvor bereits ein deutlich weniger belastendes wirtschaftliches Reformprogramm in einem Referendum abgelehnt.
Schwerwiegender ist ein Aspekt der Krise, der weit über Griechenland hinausgeht: Wenn überhaupt, werden nur wenige Mitglieder der Eurozone zukünftig den Absichten Deutschlands trauen. Und es wird interessant sein zu beobachten, wie der Umgang der Eurogruppe mit Griechenland die Wähler in Großbritannien beim anstehenden Referendum über die EU-Mitgliedschaft beeinflusst.
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