Die strukturellen Wachstumsaussichten für Indien bleiben gut und es gibt Hinweise auf ein stärkeres Wachstum im Jahr 2025, so Franklin Templeton Emerging Markets Equity. Das Team untersucht Anlagechancen in dieser dynamischen Volkswirtschaft.
24.01.2025 | 06:04 Uhr
Die strukturellen Wachstumsaussichten für die indische Volkswirtschaft bleiben unseres Erachtens bestehen. Mehrere Signale deuten darauf hin, dass die Abkühlung des Jahres 2024 vorübergehend sein wird. Unserer Ansicht nach wird sich die Wachstumsdynamik zu Beginn des Jahres 2025 verstärken, da die Staatsausgaben wieder zunehmen und die Verbraucherstimmung stabil bleibt. Das dürfte ein besseres Ertragswachstum in einem sich aufhellenden wirtschaftlichen Umfeld ermöglichen, das zudem durch eine konstruktive Geld- und Steuerpolitik unterstützt werden könnte.
Unserer Überzeugung nach wird sich Indien auch in den kommenden Jahren als die wachstumsstärkste große Volkswirtschaft der Welt erweisen. In diesem Umfeld bleibt die Premiumisierung des Konsums ein von hoher Überzeugung geprägtes Thema für Franklin Templeton Emerging Markets Equity (FTEME). Auch die boomende digitale Wirtschaft Indiens und ihre Begünstigten sowie das strukturelle Wachstumspotenzial im Gesundheitssektor sehen wir weiterhin positiv.
Das Wachstum der indischen Volkswirtschaft schwächte sich im Jahr 2024 ab: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Geschäftsquartal (Juli–September) lediglich um 5,4 % im Vergleich zum Vorjahr und damit so wenig wie seit sieben Quartalen nicht mehr. Folglich wird das Wachstum im gesamten Haushaltsjahr, das im März 2025 endet, nach den Prognosen der indischen Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) voraussichtlich 6,6 %1 betragen und damit gegenüber den 8,2 % des Vorjahres zurückgehen.
Wir halten die Eintrübung für vorübergehend und sehen die Hauptursache in aufgeschobenen Staatsausgaben in einem Jahr mit Parlamentswahlen. Auch die starken Monsunregenfälle im Sommer behinderten die Wirtschaftstätigkeit. Unseres Erachtens deuten mehrere Hochfrequenzdaten auf bessere Rahmenbedingungen für eine Erholung des Wachstums hin:
Der Wiederanstieg der Staatsausgaben, das Investitionswachstum im Privatsektor und der robuste Binnenkonsum könnten neben anderen Faktoren dazu beitragen, dass sich die indische Konjunktur im Jahr 2025 normalisiert. Wenn das Wachstum wieder anzieht, sind die Voraussetzungen für eine Erholung der Erträge gegeben.
Abbildung 1: Wachstum des privaten Konsums gewinnt an Schwung
Indische Aktien (durch die Benchmark Nifty 50 repräsentiert) werden im laufenden Geschäftsjahr, das im März 2025 endet, wahrscheinlich ein Ertragswachstum im hohen einstelligen Bereich verzeichnen. Das stellt gegenüber dem im letzten Geschäftsjahr erzielten Plus im hohen Zehnprozentbereich einen Rückschritt dar. Ursache sind starke Ertragseinbußen insbesondere in den Sektoren Energie, Industrie und Basiskonsumgüter. Allerdings gehen wir davon aus, dass das Wachstum der Unternehmensgewinne im nächsten Geschäftsjahr im Einklang mit der wirtschaftlichen Erholung Indiens auf einen Wert im mittleren Zehnprozentbereich zulegen wird. Die aktuelle Konsensprognose rechnet mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie (EPS) im Nifty 50 von 14,7 % für das im März 2026 endende Geschäftsjahr (Abbildung 3).
Abbildung 3: EPS-Wachstum im Nifty 50 dürfte wieder anziehen
Die Erholung des privaten Binnenkonsums und der Staatsausgaben dürfte die Verbesserung der wirtschaftlichen Dynamik Indiens vorantreiben. Dies sind zudem Schlüsselfaktoren, die eine Beschleunigung des Ertragswachstums der Unternehmen bewirken dürften.
Ein dritter Faktor, den wir verfolgen, ist der Rückenwind durch eine stabile Inflation und eine günstige Finanzpolitik. Diese Trends könnten 2025 Zinssenkungen nach sich ziehen, insbesondere angesichts der Abschwächung der VPI-Inflation in Richtung der Zielrate von 4 %. In Sachen Finanzpolitik ist anzumerken, dass der Schwerpunkt der Regierung auf der Senkung des Haushaltsdefizits die politische Flexibilität einschränken könnte, doch sind zusätzliche Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums im Jahr 2025 nicht auszuschließen.
Wir warten ab, ob die Regierung in ihrem Haushalt für das Jahr 2026 (der im Februar 2025 veröffentlicht wird) weitere Vergünstigungen bei der Einkommens- und Körperschaftssteuer vorschlagen wird. Derartige Ankündigungen werden die im laufenden Haushaltsjahr eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen ergänzen. Zum Beispiel sind im Haushaltsplan für 2025 unter anderem Steuersenkungen und höhere Steuervergünstigungen für Arbeitnehmer vorgesehen. Der Steuervorteil wird auf 210 USD pro Jahr und Arbeitnehmer geschätzt, wobei der Schwerpunkt auf Arbeitnehmern mit mittlerem Einkommen liegt. Auch ein System für die Einkommensübertragung, das Frauen in einigen Bundesstaaten ein monatliches Mindesteinkommen bietet, sollte im Auge behalten werden. Bei einer Ausweitung auf weitere Bundesstaaten oder sogar auf nationale Ebene dürfte diese Regelung den Konsum weiter beflügeln, was der Gesamtwirtschaft zugutekommen dürfte.
Wir achten weiterhin auf externen Gegenwind: Die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump vorgeschlagenen Zollerhöhungen bilden ein wichtiges Risiko, das es zu berücksichtigen gilt. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen höherer US-Zölle überschaubar sein werden. Unter den wichtigsten indischen Exporten4 könnten elektrische und elektronische Geräte, auf die 2023 insgesamt 9,89 Mrd. USD bzw. 13 % der Gesamtexporte in die USA entfielen, stärker betroffen sein. Dieses Risiko ist jedoch global und nicht spezifisch für Indien. Andere wichtige Exporte in die USA wie Edelsteine und Metalle (13,4 % des Gesamtvolumens) und pharmazeutische Erzeugnisse (10 % des Gesamtvolumens) unterliegen einem begrenzten Wettbewerb durch andere Märkte. Daher dürften sich diese Produkte als resilient erweisen, selbst wenn sie höheren US-Zöllen ausgesetzt sind, da sie eine relativ unelastische Nachfrage aufweisen und somit höhere Kosten weitergeben können. Unterdessen sind wir uns bewusst, dass die US-Zollerhöhungen für einzelne Länder uneinheitlich ausfallen könnten, wobei einigen Ländern höhere Zölle drohen als anderen. Indien könnte von diesem Gefälle profitieren.
In Anbetracht der sich abzeichnenden Erholung der Wirtschaft und der Erträge im Jahr 2025 bekräftigen wir unsere Zuversicht, dass die langfristigen Wachstumsaussichten Indiens robust und stabil bleiben.
Das Land dürfte auch in Zukunft von der politischen Stabilität und den sozioökonomischen Reformen unter der von der Bharatiya Janata Party (BJP) geführten Regierung profitieren. Breit angelegte Investitionen in die Infrastruktur und das verarbeitende Gewerbe sollten weiterhin zu den Prioritäten des Landes gehören, das sich zu einem dynamischen Industriestaat entwickeln will, der im Zentrum der globalen Lieferketten steht. Diese Entwicklungen haben zusammen mit dem Binnenkonsum eine solide Grundlage für ein selbsttragendes Wirtschaftswachstum geschaffen.
Alles in allem kann Indien seine Stellung als die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt mit einem BIP-Anstieg von rund 6,5 % bis mindestens 2029 unseres Erachtens problemlos behaupten (Abbildung 4). Das Einkommenswachstum und der Aufstieg der Mittelschicht werden sich wahrscheinlich parallel dazu fortsetzen. Indiens wohlhabende Bevölkerung und die Mittelschicht werden voraussichtlich um 400 Millionen Menschen wachsen. Insbesondere die Zahl der Superreichen in Indien könnte sich verdreifachen.5
Abbildung 4: Indiens BIP-Wachstum führt den Rest der Welt an
Vor diesem Hintergrund sind wir unter anderem von Konsum-, Digitalisierungs- und Gesundheitsthemen nach wie vor sehr überzeugt:
Abbildung 5: Das strukturelle Wachstum der Ermessensausgaben
Abbildung 6: Indiens Dichte an Krankenhausbetten im Verhältnis zu 10.000 Einwohnern
Definitionen:
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in den Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.
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