Caleb Coppersmith, Sovereign Analyst Emerging Markets Debt bei DPAM, erläutert, wobei es beim Investieren in Anleihen so genannter Frontier Markets ankommt:
09.05.2023 | 10:33 Uhr
Die Tage des billigen Geldes und der leicht verdienten Renditen sind gezählt. Während das Klima an den traditionellen Finanzmärkten rauer wird, bieten sich für aktive Assetmanager an den aufstrebenden Märkten neue und attraktive Gelegenheiten. Auf Euro oder US-Dollar lautende Anleihen von Frontier Markets können derzeit Renditen von 10 Prozent und mehr erzielen, in Lokalwährungen teilweise doppelt so hohe Renditen. Zudem trägt ein Investment in Frontier Markets zur Risikodiversifizierung des Portfolios bei.
Frontier Markets, definiert als Volkswirtschaften in einem sehr frühen Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung, haben jedoch häufig eine geringe Bonität und teilweise illiquide Wertpapiermärkte. Der Investmentfokus liegt daher auf Staatsanleihen.
Nur wenige der in Frage kommenden Staatsanleihen sind in den gängigen Schwellenländerindizes enthalten. Ein aktives Research und eine umfassende ESG-Methodik sind daher unbedingt erforderlich, um die „Rohdiamanten“ unter den Frontier Marktes ausfindig zu machen.
Die oberste Priorität hat dabei die Analyse der Abwärtsrisiken und der politischen Rahmenbedingungen der Länder. So ist beispielsweise Ecuador als Ölexporteur mit einer auf den US-Dollar ausgerichteten Wirtschaft gut aufgestellt, aber die gesellschaftlichen Unruhen destabilisieren das Land. Hingegen weist Nigeria eine geringe Verschuldung und ein günstiges Tilgungsprofil aus, so dass die hohen Renditen seiner Eurobonds trotz der tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Probleme des Landes eine Überlegung wert sind. Demgegenüber befindet sich Benin, eines der am wenigsten entwickelten Länder Afrikas, auf einem überzeugenden Entwicklungspfad, der von einer hochtechnokratischen Verwaltung gestützt wird.
Darüber hinaus lassen sich aber auch mit Anleihen aus notleidenden und sogar ausgefallenen Staatsanleihen von Emittenten wie El Salvador, Sri Lanka und Sambia positive Renditen erzielen, wenn die Bewertung solcher Anleihen den Restrukturierungsbedarf des Landes über- und somit ihren inneren Wert unterschätzt.
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