Von der Geldpolitik wird 2022 weniger Unterstützung kommen. Nachfolgend erörtern wir die Auswirkungen auf die Zinsen und die Renditekurve.
10.01.2022 | 07:25 Uhr
Bei ihrer Dezembersitzung hat die US-Zentralbank (Fed) die Leitzinsen unverändert nahe null belassen, aber die Bereitschaft signalisiert, 2022 nicht weniger als drei Zinserhöhungen vorzunehmen, um die Inflation zu bekämpfen. Zudem hat sie angekündigt, den Ausstieg aus ihrem Wertpapierkaufprogramm so zu beschleunigen, dass dieses voraussichtlich Ende März auslaufen wird. Direkt im Anschluss plant die Fed, einen Zinsstraffungszyklus einzuleiten, wobei sie für 2023 drei und für 2024 zwei weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt hat. Damit würde der US-Leitzins fast das geschätzte neutrale Niveau von 2,50 % erreichen, bei dem die Geldpolitik weder als locker noch als restriktiv gilt.
Welche Richtung die Renditen von US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten einschlagen, hängt von der Reaktion der Fed auf die aktuelle Inflation ab. Sie zieht nun die Liquiditätsschraube schneller an, weil die Inflation immer mehr Bereiche erfasst. Dies könnte jedoch die Renditen der zehnjährigen Staatspapiere in die Höhe treiben. Allerdings muss die Fed darauf achten, nicht zu offensiv vorzugehen, da sie dadurch die Konjunkturerholung abwürgen und eine Rezession verursachen könnte. Als beste Vorgehensweise betrachten wir die Wahrung der Flexibilität nebst der Bereitschaft, die Duration im Jahresverlauf anzupassen.
Abb. 1: Die Zinsen sind von ihren Covid-Tiefs gestiegen, werden aber die Vorpandemie-Hochs kaum wieder erreichen
Quelle: Bloomberg, Dezember 21.
Viele der herkömmlichen Inflationsschutzinstrumente wie Rohstoffe und inflationsindexierte US-Staatsanleihen (Treasury Inflation-Protected Securities, TIPS) sind teuer und weisen negative Realrenditen auf. Eine alternative Methode zur Absicherung der Portfolios gegen Inflationsrisiken ist eine defensive Durationsstrategie in Verbindung mit einem aktiven Engagement in Unternehmensanleihen mit Rohstoffbezug.
Da die Fed beginnt, dem Finanzsystem Liquidität zu entziehen, werden sich die Finanzierungsbedingungen verschärfen. Dies bedeutet eine Ausweitung der Kreditaufschläge und steigende Volatilität. Risikoanlagen werden somit anfälliger für Schocks. Um die Gewinner und Verlierer der Zinswende zu ermitteln, müssen die Research-Aktivitäten forciert werden, mittels derer sich beide Gruppen unterscheiden lassen.
Wir steuern auf ein Umfeld zu, in dem Risikoanlagen wie Schwellenländerund Hochzinsanleihen teurer und zugleich anfälliger sind. In diesem Umfeld ist Anleiheresearch zur Auswahl der richtigen Papiere unerlässlich. Zudem könnte ein Engagement in US-Staatsanleihen trotz der extrem niedrigen Renditen als Absicherung gegen potenziell höhere Risiken von Aktien und Unternehmensanleihen dienen.
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