Donner & Reuschel: Mumm kompakt - Behindert der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht für April die Strategie der Fed?

Donner & Reuschel: Mumm kompakt - Behindert der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht für April die Strategie der Fed?
Geldpolitik

Noch nie verfehlten Analystenprognosen die tatsächliche Datenveröffentlichung eines US-Arbeitsmarktberichtes so deutlich wie vergangene Woche. Anstatt des erwarteten Absinkens stieg die Arbeitslosenquote vielmehr leicht auf 6,1 Prozent.

11.05.2021 | 10:01 Uhr

Die Anzahl der neu geschaffenen Stellen lag nicht bei etwa 800.000, sondern lediglich bei 266.000. Zwar gab es einen deutlichen Stellenaufbau in einigen Servicesektoren, vor allem in den Bereichen Freizeit und Beherbergung. Dieser wurde allerdings teilweise durch eine nachlassende Beschäftigung bei Zeitarbeitsfirmen und bei Kurierdiensten ausgeglichen. Alle anderen zuletzt veröffentlichten arbeitsmarktrelevanten Indikatoren deuteten eine erheblich bessere Verfassung des US-Arbeitsmarktes an.

So sanken die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung Anfang Mai unter die Marke von 500.000. Auch der ADP-Beschäftigungsindikator vermeldete eine deutlich steigende Beschäftigung im privaten Sektor. Anfang der Woche zeigte der auf verschiedene Arbeitsmarktparameter bezogene Indikator Conference Board Employment Trends Index (ETI), , dass es nach wie vor eine stark steigende Nachfrage nach Arbeitskräften gibt. Berichtet wurde von Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen, von zunehmenden unbesetzten Stellen sowie von deutlich steigenden Lohnforderungen. Es bestünde die Gefahr einer erheblichen Arbeitskräfteknappheit, so die Analysten des Conference Board.

Offensichtlich liegt es also nicht an der Nachfrage nach Arbeitskräften, sondern vielmehr am Angebot. Eine Rolle könnte spielen, dass die aktuelle Arbeitskräftenachfrage sich von den Vorkrisen-Bedürfnissen unterscheidet. Möglicherweise haben viele Unternehmen ihre Produktionsprozesse krisenbedingt adjustiert und suchen nunmehr andere Qualifikationen. Auch könnten die nach wie vor teils erheblichen wöchentlichen Transferzahlungen für arbeitslose Amerikaner attraktiver sein, als potenzielle Verdienste beim Antritt eines neuen Jobs.

Sollte sich die Annahme eines Arbeitsangebotsengpasses in den kommenden Monaten manifestieren, könnte dies die sehr ambitionierten Wachstumserwartungen an die US-Volkswirtschaft für die kommenden Monate ausbremsen und den ohnehin immanenten inflationären Druck erhöhen. Eine Arbeitslosenquote von etwa 3,5 Prozent wäre unter diesen Umständen kaum erreichbar und die US-Notenbank Fed müsste darüber nachdenken, ob sie nicht doch schon vor Erreichen des Vollbeschäftigungsziels eine restriktivere geldpolitische Gangart einlegt.

Ihr Carsten Mumm

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