Neues Jahr, alte Themen – Inflation und Corona-Pandemie begleiten uns weiter. Vor allem an den Kapitalmärkten bleibt der bange Blick auf die Inflation – und daraus abgeleitet auf die Entwicklung der Zinsen – ein maßgeblicher Faktor.
01.02.2022 | 06:40 Uhr
Dabei
lag die Hoffnung im Januar vor allem auf Deutschland, da die
Wiederanhebung der Mehrwertsteuer Anfang 2021 die Inflation rechnerisch
um etwa ein Prozent angehoben haben dürfte und dieser Effekt jetzt
wegfällt. Tatsächlich berechnete das Statistische Bundesamt nach bisher
vorliegenden Ergebnissen aber nur ein leichtes Absinken der
Inflationsrate von 5,3 Prozent im Dezember auf 4,9 Prozent.
Der
Mehrwertsteuereffekt wurde vor allem durch die erneut steigenden
Energiepreise überkompensiert. Die Rendite einer zehnjährigen
Bundesanleihe übersprang prompt erneut die Marke von null Prozent und
notierte zwischenzeitlich auf dem höchsten Stand seit Mai 2019.
Anhaltend hohe Inflationsraten zeichnen sich auch in anderen Staaten der
Eurozone ab, mit der Folge ebenfalls steigender Renditen für
Staatsanleihen.
Damit gerät die EZB unter konkreten Handlungsdruck,
obwohl sie steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie aus
Lieferengpässen resultierende Kostensteigerungen nicht direkt
beeinflussen kann. Es liegt aber an der Geldpolitik, stetig steigende
Inflationserwartungen zu vermeiden, um auch künftig eine
Lohn-/Preisspirale zu verhindern.
Abgesehen davon, dass sich die
Lieferengpässe nur langsam abbauen, bleiben die Preisniveaus in den
kommenden Jahren hoch. Gründe hierfür sind strukturell wirkende
Faktoren, wie der Umbau von Lieferketten, Handelskonflikte,
demografische Effekte und die Dekarbonisierung der Produktion. Hinzu
kommt ein massiver Nachfrageüberhang, der sich hierzulande auch 2021
durch eine deutlich erhöhte Sparquote bemerkbar macht und potenziell die
Konsumgüter und Dienstleistungsnachfrage bei einem Abebben der Pandemie
anheizt.
Voraussichtlich wird EZB-Präsidentin Lagarde konkrete
Ankündigungen zur weiteren Ausgestaltung der Geldpolitik in der Eurozone
auf die Märzsitzung des EZB-Rates verschieben mit dem Verweis auf erst
dann vorliegende neue Inflations- und Wachstumsprojektionen. Die Gefahr
ist allerdings hoch, bis dahin das Heft des Handelns immer mehr aus der
Hand zu geben.
Ihr Carsten Mumm
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