Die Reaktion auf die Sitzung der US-Notenbank Fed in der letzten Woche war deutlich: steigende Zinsen bei US-Staatsanleihen, fallende Aktienkurse, ein aufwertender US-Dollar sowie daraus resultierend fallende Preise für Gold und Rohöl.
22.06.2021 | 09:28 Uhr
Dabei hatten die Währungshüter kaum etwas Handfestes angekündigt, schon gar keinen abrupten Schwenk ihrer nach wie vor ultra-expansiven geldpolitischen Ausrichtung. Nervös machte die Märkte lediglich die Aussicht auf möglicherweise zwei erste Leitzinserhöhungen im Jahr 2023 sowie die Tatsache, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses offenbar über eine Reduktion der Wertpapierkaufvolumina in Höhe von derzeit 120 Mrd. US-Dollar monatlich gesprochen hatten.
Angesichts der
schon seit Monaten sehr dynamischen Entwicklung der US-Wirtschaft und
eines weit überdurchschnittlichen erwarteten Wachstums in diesem Jahr in
Höhe von knapp 7 Prozent sollte es niemanden überraschen, dass die
Notenbank langsam den Tritt auf das Bremspedal angekündigt hat.
Die
Marktreaktion verdeutlicht aber, wie hoch die Abhängigkeit aller
wichtigen Kapitalmarktsegmente von den jahrelang extrem niedrigen Zinsen
ist und wie schwierig es wird, eine geldpolitische Kehrtwende
einzuleiten, ohne größere Kursturbulenzen zu verursachen. Aber wenn
nicht jetzt, wann sollte dann der richtige Zeitpunkt für zumindest eine
verbale Sensibilisierung der Anleger sein?
Offiziell wartet die Fed noch
auf eine weitere Besserung der Lage am Arbeitsmarkt. Dort fehlen im
Vergleich zur Vorkrise noch immer knapp 8 Millionen Jobs. Die
Arbeitslosenquote lag im Mai bei 5,8 Prozent, verglichen mit etwa 3,5
Prozent am Jahresanfang 2020, obwohl die Nachfrage nach Arbeitskräften
angesichts der Wachstumsperspektiven enorm ist. Offensichtlich hakt es
aber am Angebot, einerseits weil viele Menschen die teilweise noch
vergleichsweise üppige staatliche Unterstützung einer möglicherweise
weniger gut bezahlten Anstellung vorziehen.
Zudem könnten nach der Krise
andere Qualifikationen gefragt sein. Es ist davon auszugehen, dass
nicht exakt dieselben Jobs angeboten werden, die vor der Krise besetzt
waren. Auch der aus diesem Missverhältnis resultierende
Lohnsteigerungsdruck lässt die Inflationserwartungen in den USA
deutlicher als in der Eurozone ansteigen. Vor diesem Hintergrund tut die
Fed gut daran, nicht zu lange auf eine Belebung des Arbeitsmarktes zu
warten, bevor sie sich der Sicherung der Preisniveaustabilität widmet.
Einen wichtigen Hinweis zu den Inflationsperspektiven werden in dieser Woche die von der Fed besonders beachteten PCE Preisdaten für Mai geben. Sollten die ohnehin deutlich gestiegenen Erwartungen des Marktes sogar noch übertroffen werden, könnte ein erneuter Rücksetzer der zwischenzeitlich erholten Kurse drohen. Danach wird man sich langsam auf die internationale Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole im August fokussieren, bei dem weitere Konkretisierungen der künftigen geldpolitischen Strategie erwartet werden.
Ihr Carsten Mumm
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