Special Edition: Unternehmensbesuch beim Joint Venture LD Celulose unseres Sustainable Hidden Champions Lenzing. Wir tauchen tief ein in dessen ökologische wie soziale Nachhaltigkeit. In unserer 3-teiligen Artikelserie nimmt Sie unsere Nachhaltigkeitsanalystin Levke Seefeld mit an den Ort des Geschehens.
20.11.2024 | 10:01 Uhr
Ein Bericht von Levke Seefeld, Werkstudentin Nachhaltigkeitsanalyse
Im ersten Teil unserer Reihe erfahren Sie wie Lenzing Circular Economy in seine Lieferkette integriert, welche Produktionskapazitäten der Hidden Champion aufweist und wie Levke die Nachhaltigkeit in diesem Bereich einschätzt.
Bei der Folgeanalyse unseres Sustainable Hidden Champions Lenzing aus Österreich las ich von einem Besuchsprogramm bei dessen Joint Venture LD Celulose in Brasilien. Da ich aufgrund meines Auslandssemesters sowie für Freiwilligenprojekte ohnehin gerade in Brasilien war, bot es sich an, diese Gelegenheit zu nutzen. Mit einem Besuch vor Ort wollte ich weitere Einblicke gewinnen, insbesondere vor dem Hintergrund doch häufig kontroverser Lieferketten. Besuche bei unseren Sustainable Hidden Champions vor Ort stellen inzwischen einen wichtigen Bestandteil unseres Engagements dar.
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Levke Seefeld (rechts) zusammen mit der Kommunikationsabteilung von LD Celulose (Foto: avesco Sustainable Finance AG)
Nachdem die Absprache für den Besuch einige Zeit in Anspruch genommen hatte, fand dieser schließlich am 11. April 2024 statt. Nach einer kurzen Vorstellung der Unternehmenspräsentation und einem Gespräch mit dem Leiter der Kommunikationsabteilung
sowie dem Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung bekam ich am Vormittag noch eine Führung durch die Produktionsanlagen auf dem Werksgelände.Hierbei haben mir die jeweils verantwortlichen Mitarbeiter:innen Einblicke in die Systeme gegeben und die Prozessschritte erklärt. Nach einem Mittagessen in der Firmenkantine hatte ich am Nachmittag noch die Gelegenheit, mich weiter mit Mitarbeiter:innen des Nachhaltigkeitsteams auszutauschen, bevor ich dann die Forstmanagementabteilung kennengelernt habe. Hier wurde mir auch die Waldbrandmonitoringzentrale gezeigt und das Vorgehen erklärt. Anschließend sind wir in die Forstplantagen gefahren und ich konnte die Forstmaschinen bei der Arbeit sehen. Hier hatte ich auch die Gelegenheit, mit den Mitarbeiter:innen auf der Plantage zu sprechen.
Zusammenfassend konnte ich also innerhalb eines Tages alle wichtigen Stellen der Produktion von LD Celulose kennenlernen und mich mit vielen verschiedenen Personen austauschen. Ebenfalls möchte ich hervorheben und dafür danken, dass ich sehr herzlich empfangen und begleitet wurde.
Im Sinne der Rückwärtsintegration hat der Sustainable Hidden Champion Lenzing vor ein paar Jahren große Investitionsprojekte in Brasilien und Thailand gestartet. In Brasilien besitzt Lenzing nun 51 % des mit dem brasilianischen Unternehmen Dexco (ehemals: Duratex) gemeinsam gegründeten Joint-Ventures LD Celulose. Es handelt sich um einen elementaren Bestandteil der Lieferkette Lenzings, denn LD Celulose betreibt eines der größten Zellstoffwerke der Welt. Es hat eine Produktionskapazität von 500 Tausend Tonnen Zellstoff pro Jahr und erzeugt dabei 144 MW erneuerbare Energie. Weitere Zellstoffwerke Lenzings befinden sich in Österreich (320.000 Tonnen pro Jahr) und der Tschechischen Republik (285.000 Tonnen pro Jahr). Die Eigenversorgung mit Zellstoff liegt mit dem neuen Werk in Brasilien weit über 75 %. Produktionsstart in Brasilien war am 12. April 2022. Zu den zahlreichen Anwendungsbereichen für Zellulose gehören Kleidung, Schuhe, Hygiene- und Schönheitsprodukte, Lacke, Nagellack, Reifen, Medikamentenkapseln, Lebensmittel wie Joghurt und Eiscreme sowie LCD-Bildschirme.
Aber das ist noch nicht alles, denn das Projekt umfasst noch einen weiteren unserer Sustainable Hidden Champions. Das LD Celulose-Werk ist eines der produktivsten und energieeffizientesten der Welt, wobei unser Sustainable Hidden Champions Valmet wichtige Prozesstechnologien geliefert hat. Diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Umwandlung von nachwachsenden Rohstoffen in Faserzellstoff. Die Wartung und Instandhaltung der Anlagen hat mittlerweile Valmets Wettbewerber Andritz übernommen.
LD Celulose Werk (Foto: avesco Sustainable Finance AG)
LD Celulose sitzt im sogenannten Triângulo Mineiro, einer Wachstumsindustrieregion im Westen des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais, welcher flächenmäßig bereits größer als Deutschland ist. Eine Region, welche neben der Industrie durch eine starke Agrarproduktion geprägt ist. So wechseln sich im Landschaftsbild Monokulturen wichtiger Commodities wie Mais, Soja und Kaffee ab, aber auch Viehhaltung sieht man hier und dort. Abseits davon gibt es in der Region gigantische Forstplantagen. Fast 80.000 Hektar davon gehören zu LD Celulose (Stand 2023); inzwischen dürften es wohl sogar etwa 90.000 Hektar sein.
30-40 Tage nach dem Fällen der Bäume werden die Eukalyptusstämme in die Verarbeitung eingeschleust. Im ersten Schritt werden diese von der Rinde und anderem organischen Material befreit. Anschließend werden die Stämme in homogene Hackschnitzel zerkleinert, um die weitere Verarbeitung zu erleichtern. Das hier anfallende organische Material wird im Sinne der Circular Economy (dt. Kreislaufwirtschaft) in die produktionsinterne Kompostierung eingespeist. Anschließend werden die Hackschnitzel in einer Kochlauge behandelt.
Holz setzt sich vereinfacht dargestellt aus Zellulose, Semizellulose und Ligninen zusammen. Letztere sind für die Verholzung und Steifigkeit verantwortlich und müssen daher im Prozess herausgetrennt werden. Dies ist kein einfaches Unterfangen, denn man kann sich die Zusammensetzung in etwa so vorstellen wie eine Mauer, bei der die Zellulose die Ziegel darstellt und die Lignine den Zement. Die Zellulose macht etwa 40 Prozent der Holzsubstanz aus und wird daher im Verfahren als Rohzellstoff abgetrennt. Der Zellstoff wird anschließend gewaschen und gesiebt, um die Reste der Kochlauge, Äste und Verunreinigungen zu entfernen. Anschließend wird der Rohzellstoff in einem völlig chlorfreien Verfahren (TCF) mithilfe von Ozon, Peroxid und Sauerstoff gebleicht und zu Zellstoffplatten oder -flocken verarbeitet. Die anderen Holzbestandteile verbleiben zusammen mit anderen Kochchemikalien in einer dunklen Flüssigkeit. Im Sinne der Circular Economy und zur Energiegewinnung werden die Kochchemikalien vollständig aus der Lauge zurückgewonnen und recycelt und die organischen Bestandteile werden in Bioenergie (Dampf und Strom) umgewandelt. Mehr als die Hälfte der erzeugten Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist und verkauft.
Materialprozess bei LD Celulose (Foto: avesco Sustainable Finance AG)
Die Prozessabfälle werden nahezu vollständig in die Kompostierung eingespeist und hier zu organischem Dünger und Konzentrat zur Bodenkorrektur verarbeitet. Diese werden dann einerseits auf den Plantagen selbst eingesetzt sowie auf dem lokalen Markt verkauft und sehr gut angenommen. Das lokale Agribusiness sei geradezu verrückt nach dem Dünger.
Die Zellstoffplatten werden dann in Paketen komprimiert und zum Schutz in Papier eingepackt. Denn der Großteil wird nicht per Container, sondern direkt im Schiffsbug transportiert. Nach dem Bündeln und Verpacken erfolgt die Verladung auf den Zug, welcher direkt auf das Werkgelände fährt. Etwa 90 % des Transports erfolgen somit über die Schiene zum Hafen in Aracruz, Espírito Santo. Der Transport per LKW wird teils zur Sicherheit eingesetzt, in Fällen von Erdrutschen oder ähnlichem, welche das Schienennetz betreffen. So kommt es in der Region von Brumadinho nach wie vor zu Konflikten zwischen Vale und indigenen Gruppen, weshalb die Schienen teils blockiert sind. Die LKW fahren zum Hafen in Santos, São Paulo, welcher näher gelegen ist.
100 % des Zellstoffs werden von einem Tochterunternehmen Lenzings namens PTG abgenommen, welches über die weitere Verwendung entscheidet. Somit hat LD Celulose eine Abnahmesicherheit und muss sich nicht mit der Vermarktung beschäftigen. Daher besteht die Aufgabe der Kommunikationsabteilung auch mehr im Community-Management und es kann sich hierauf fokussiert werden.
Die Produktion von LD Celulose ist hochtechnologisch. Alle Anlagen werden über Kameras überwacht und die Einzelwerte im Prozess gemessen, um schnell adjustieren zu können und größere Störungen zu verhindern. Selbst als Laie ist es sehr spannend anzusehen, mit welcher Genauigkeit der Prozess so nachvollzogen werden kann.
Fotos: avesco Sustainable Finance AG
LD Celulose verwendet für die Produktion Wasser aus dem nahegelegenen Fluss Araguari. Das Wasser wird aus dem Fluss entnommen und über ein Verfahren mit Mikroorganismen und Filtern gereinigt, da es für den Prozess noch sauberer und reiner als Trinkwasser sein muss. Aufgrund von Salzrückständen kann das Wasser nicht direkt wiederwendet werden. Für das Kühlwasser besteht jedoch ein geschlossener Kreislauf. Das übrige Prozessabwasser wird gereinigt und in gleicher Qualität wie bei der Entnahme wieder zurück in den Fluss geführt. Insgesamt werden so 80 % des Wassers zurückgeführt, 18 % verdampfen im Prozess und 2 % verbleiben in der Zellulose. Die Wasserrückgabe erfolgt an einer höhergelegenen Stelle weiter flussaufwärts im Vergleich zur Entnahmestelle, weshalb es LD Celulose selbst wichtig ist, das Wasser in hoher Qualität zurückzuführen.
Dieser Artikel ist Teil einer 3-teiligen Reihe. Im zweiten Teil der Artikelserie zum Werksbesuch bei LD Celulose erfahren Sie mehr über das soziale Engagement des Unternehmens.
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